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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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hört einen Vortrag. Und ganz egal, wie sehr der Mensch die Handlung des großen Dramas durchdringt und wie gut er sie versteht, leben wird er doch in dem kleinen Drama. In dem Maß, in dem seine Aufnahmefähigkeit für die ihn umgebende Welt beschränkt ist, weicht sein persönliches Drama von der Wirklichkeit ab.«
    Bates unterbrach sich. »Hast du Zigaretten?« fragte er.
    Delman bot sie ihm schweigend an. Der Psychologe zündete sie an und nahm ein paar tiefe Züge.
    »Das trifft nicht nur für körperliche Mängel zu. Der Farbenblinde mag zwar keine Ahnung haben, wie die Farbe Grün aussieht, aber er kann doch ziemlich sicher sein, daß sie existiert. Und wenn er gelinde Zweifel hegt, so werden sie so tief in seinem Innern sein, daß sie nie an die Oberfläche treten und seinen Platz in dem kleinen Drama verschieben.
    Der psychisch Kranke andererseits kann ein Unterbewußtsein besitzen, das falsche Aussagen macht. In diesem Falle spiegelt das innere Drama eine Welt wider, die sich so weit von der Wirklichkeit entfernt hat, daß das Sprichwort: ›Er lebt in seiner eigenen Welt‹ von neuer Bedeutung wird. Aber der Kranke kann das nicht nachprüfen, denn das Drama in ihm, so phantastisch es auch aufgebaut sein mag, bleibt in sich logisch. Selbst wenn er mit Fakten in Berührung kommt, wenn ihm beispielsweise ein wohlmeinender Verwandter sagt: ›Nun, hör mal, Joe, es verfolgt dich ja gar keiner. Sei doch vernünftig!‹ dann wird sein Unterbewußtsein nicht zulassen, daß diese Fakten wirklich in ihn eindringen und den Aufbau des Dramas gefährden.
    Was Joe hört, nachdem die Botschaft durch all die kleinen Zensuren gegangen ist, hört sich etwa folgendermaßen an: ›Sei vernünftig!‹ Und das ist natürlich lächerlich, denn er ist vernünftig. Der Rest der Botschaft ist ein verwischtes Etwas, das mit seinem Fall in keinem Zusammenhang zu stehen scheint. So kann es vorkommen, daß Joe in Wut gerät und mit einem Brotmesser auf den Verwandten losgeht.«
    Bates unterbrach sich wieder, holte ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich über die Stirn. Erst jetzt fiel Delman auf, daß sich sein Freund in regelmäßigen Abständen den Schweiß von der Stirn getrocknet hatte.
    »Wie du weißt«, fuhr Bates fort, »sind die meisten Menschen Egoisten. Äußerlich legen sie sich verschieden starke Zurückhaltung auf, aber in der Hauptrolle seines Innendramas kann kein Mensch umhin, sich ein wenig klüger und bedeutender zu fühlen als alle anderen Personen, mit denen er in Kontakt steht. Das ist normal.
    Nun gibt es, sagen wir mal – verschiedene Beweggründe. Das Bedürfnis, eine starke Persönlichkeit herauszubilden, zum Beispiel. Das Innendrama läßt den Hauptdarsteller noch stärker zur Geltung kommen. Das wirkt sich wieder auf das Unterbewußtsein aus. Und das Unterbewußtsein wählt und zensiert seine Daten noch stärker als zuvor, damit diese Persönlichkeit erhalten bleibt. Der Hauptdarsteller bekommt noch mehr Auftrieb, dadurch wiederum wird das Unterbewußtsein beeinflußt …
    Du siehst den Kreislauf. In diesem Punkt setzt die wirkliche Verwirrung ein. Der Mann, der von dem Kreis eingefangen wird, verliert das Unterscheidungsvermögen zwischen dem Innen- und Außendrama. Sein Denken und Handeln decken sich.
    Berkeley mag einer von jenen Leuten gewesen sein. Vielleicht hat er es mühsam unterdrückt – sicher hat er das – doch wenn man versucht, eine gefühlsmäßige Regung durch rationelles Denken auszuschalten, dann führt das nur zu einer Rationalisierung des Gefühls. Du kennst das Ergebnis. ›Existiert dieser Stuhl, nachdem alle den Raum verlassen haben?‹ Woraus folgt: ›Existiert dieser Raum ?‹ Woraus wiederum folgt: ›Existiert überhaupt etwas – außer mir?‹«
    »Das ist Berkeley – nicht ich?« fragte Delman bitter. »Danke, Rog. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich gewesen sein muß.«
    Er saß reglos in seinem Stuhl und starrte vor sich hin.
    Bates sah ihn unbehaglich an. »Nein, das meinte ich nicht. Du bist nicht wie Berkeley. Du glaubst auch, daß du ein Schauspieler bist – aber nicht der Hauptdarsteller.«
    »Entschuldige, Rog«, sagte Delman ruhig. »Ich war es, bevor du mir den Fehler in meiner Logik gezeigt hast. In gewissem Sinne hast du recht. Ich könnte kein Hauptdarsteller sein. Wenn der Aufbau der Handlung nicht zusammenstürzen soll, muß ich der Regisseur sein. Das könnte stimmen. Jedesmal, wenn ich in Schwierigkeiten geriet, veränderte mein

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