8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
fuhr er plötzlich lauter fort, »wovon verdiene ich mir eigentlich meinen Lebensunterhalt?«
Bates saß an der Stuhlkante. Sein Körper war angespannt. »Du prüfst Versicherungsansprüche nach.«
»Das ist also auch erledigt, was?« Delman grinste. Dann stand er auf und seufzte ein wenig. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich dich von der Wahrheit überzeugen kann, Rog. Aber die Polizei von Newcomb habe ich davon überzeugt, daß ich ein Mörder bin – und sie können es mir vermutlich beweisen. Ich bin ehrlich neugierig, wie sie es anstellen wollen. Ich würde gern erfahren, wie gründlich mein Unterbewußtsein arbeitet. Komm doch mit, wenn du willst, Roger.«
Roger stand auf. »Und ob ich will«, sagte er mit angespannter Stimme.
Delman grinste wieder. »Das dachte ich mir. Nun, ich hoffe, du hast Spaß an der Gerichtsverhandlung. Obwohl sie natürlich nicht mehr existieren wird, wenn ich einmal herausbekommen haben, was ich wissen will.«
Er wartete, bis sich Bates angezogen hatte.
»Hör mal, Fred«, sagte der Psychologe und schloß den Wandschrank. »Würdest du die Möglichkeit zugeben, daß du den Mord wirklich begangen hast und daß dein Unterbewußtsein auf diese Weise auf dein Schuldgefühl reagiert?«
Delman sah ihn einen Augenblick an. Dann bildeten sich um seine Augen kleine Fältchen, und die Mundwinkel zuckten. Er lachte – mit einem tiefen, leichten Lachen.
»Immer noch der Psychologe, Rog? Sicher, ich gebe es zu. Ich kann alles zugeben. Ich kann es mir leisten.«
Er hörte zu lachen auf und sah Bates ernst an.
»Rog«, fragte er, »hast du nie das Gefühl, daß du soeben einen dringenden Anruf von der Zentrale bekommen hast?«
Ein runder Mond hing über der Straße. Wie dunkle Flickstellen wirkten die Waldstrecken vor ihnen. Das Verdeck war zurückgeklappt, und der Wind schob sich über die Motorhaube und die Windschutzscheibe in den Rücksitz, von wo aus er in kleinen Wirbeln um seinen Kopf tanzte.
Als er so dahinfuhr und die Reifen eintönig über die Straßendecke summten, spürte Delman, daß das Gefühl der Hochstimmung ihn verließ und in eine ruhige, beinahe spürbare Zuversicht überging.
Die Tage des Zweifels und der Unentschlossenheit waren vorbei. Das verwirrte und verwirrende Gebäude aus scheinbaren Unmöglichkeiten und Verrücktheiten hatte neue, klare Linien erhalten, die ein einfaches, klares und logisches Bild ergaben.
Einfach, wenn erst einmal alles an seinem Platz ist, dachte er. Doch erst, als das logische Weltbild durch Bates’ plötzliche Erkenntnis bedroht war, erst als er sich unverhofft außerhalb der Wohnung des Psychologen befunden hatte, schlossen sich die anfänglichen Bruchstücke zu einer verständlichen Einheit. Er begriff jetzt das Wesen der ›Tatsachenwelt‹ und ihre Funktion.
Er drehte den Kopf und sah Bates an, der starr geradeaus blickte. Seit sie seine Wohnung verlassen hatten, hatte er noch kein Wort gesprochen.
Delman konnte das Lächeln nicht verbergen, das selbstgefällig um seine Lippen spielte. Die Gedanken, die dem Psychologen jetzt durch den Kopf gingen, waren sicher kompliziert und beunruhigend. In jedem Menschen, ganz gleichgültig, wie tief er in die Labyrinthe von anderer Leute Gemüter eingedrungen war, lebt eine leise Stimme, die besorgt fragt: »Angenommen, ich bin verrückt?«
Delman hatte sie oft vernommen. Es war keine überzeugende Stimme, aber sie war hartnäckig, und man konnte ihr nicht entfliehen. Erst jetzt, da er sie nicht mehr in sich hörte, konnte er die Tiefen ermessen, zu denen sie vordrang, diese dünne, unermüdliche Stimme.
Der Wagen rollte in den Kurven aus, die vom Highway zur Zubringerstraße führten. Sie wandten sich nach Osten.
»Noch drei Meilen bis Newcomb«, sagte Delman.
Bates nickte geistesabwesend.
Das ermordete Mädchen hieß Troy Christian. Delman studierte die Fotografie und war erstaunt und erfreut, wie genau sie der Illustration in der Zeitschrift glich.
»Künstlermodell«, knurrte der Distriktattorney. »Sie sind sicher, daß Sie sie noch nie gesehen haben?«
Delman nickte ruhig. »Ganz sicher. Ich konnte mich nicht mehr sehr genau an sie erinnern, als ich hier anrief.«
»Ich verstehe das nicht«, meinte Fisher, der Distriktattorney. »Warum haben Sie gerade das Mädchen umgebracht? Warum mußten Sie überhaupt jemanden umbringen?«
»Sie war da. Ich ging aus dem Krankenhaus, und sie kam die Straße herunter. Ich weiß nur noch, daß ich sie plötzlich erwürgte. Ich weiß
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