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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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schwache Stellen in der Polsterung, und eine Zehe fehlt. Aber Sie sollen ruhig einen Blick darauf werfen.«
    Er löste die Bretter der Oberseite mit einer Brechstange, ging an eine Schalttafel. »Wir haben hier keinen richtigen Maestro«, erklärte er, »aber einen Kontrollsender und ein paar Szenenbänder. Für eine Vorprüfung reicht es.«
    Er drehte einige Schalter, und hinter der Tafel begann es leise zu summen. Thornier wartete ungeduldig.
    »Mal sehen«, murmelte der Lagerhalter. »Ich glaube“ wir nehmen die Szene aus Frankenstein.«
    Ein schnurrendes Geräusch drang aus dem Brettersarg. Der Deckel begann sich zu heben, und eine Frauenhand kam zum Vorschein. Sie hob den Deckel, bis er zurückfiel und auf den Boden polterte.
    Die Frau setzte sich auf und lächelte Thornier an.
    Thornier wurde weiß. »Mela!« Er hob abwehrend eine Hand. »Nein …«
    Die Frau stand langsam auf. Sie war von züchtiger Nacktheit, einer Schaufensterpuppe ähnlich. Sie hörte nicht auf zu lächeln.
    »Was haben Sie denn?« brummte der Lagerhalter. Er legte den Deckel auf die Kiste und suchte nach Hammer und Nägeln. »Ist Ihnen nicht wohl?«
    »Ich – ich kannte sie«, murmelte Thornier. »Wir haben zusammen gear…« Er schüttelte ärgerlich den Kopf und verstummte.
    Der Lagerhalter nagelte die Bretter fest, dann schleppten sie die Lattenkiste gemeinsam auf die Rampe hinaus und verstauten sie im Lieferwagen.
     
    Thornier fluchte leise vor sich hin, als er den Wagen in den langsam fließenden Verkehrsstrom einreihte. Vielleicht fand Jade Ferne es originell, ihn nach Melas Puppe zu schicken. Jade mußte sich noch daran erinnern, wie es zwischen Mela und ihm gewesen war – wenn sie sich die Mühe machte, darüber nachzudenken. Thornier und Stone – ein Paar, dem die Klatschjournalisten früher einmal zahllose Spalten gewidmet hatten. Gerüchte über Verlobung, heimliche Hochzeit, Streitigkeiten, Versöhnungen und Eifersüchteleien. Und einige dieser Gerüchte waren beinahe wahr gewesen. Vielleicht hielt Jade es für einen tollen Gag, ihn die Puppe vom Depot holen zu lassen.
    Aber nein – und sein Zorn verrauchte, während er durch die Straßen fuhr –, sie hatte nicht daran gedacht. Wahrscheinlich gab sie sich große Mühe, überhaupt nicht mehr an alte Zeiten zurückzudenken.
    Trübseligkeit gewann von neuem die Oberhand. Das Bild, wie sie sich aufgerichtet und ihn angelächelt hatte, ließ ihn nicht los. Mela … Mela …
    Sie hatten miteinander gute und schlechte Zeiten durchgemacht. Nebenrollen und weiße Bohnen in möblierten Zimmern. Hauptrollen und Steaks bei Sardi. Und Liebe? War es das? Er dachte mit Unbehagen daran. Gegenseitige Faszination, vielleicht, die Trunkenheit ihres Erfolgs – aber es war nicht notwendigerweise Liebe gewesen. Liebe war ruhig, gleichmäßig und beständig, und man mußte dafür mit lebenslanger Hingabe und Opferbereitschaft bezahlen. Mela aber wollte nicht bezahlen. Sie hatte seine und ihre Gemeinsamkeit verraten. Sie war zu Smithfield gegangen und hatte mit dem Opfer aller Prinzipien Sicherheit erkauft. Unter den Schauspielern hatte es damals eine Bezeichnung für solche Leute gegeben. Streikbrecher hatte man sie genannt.
    Er schüttelte sich. Es tat nicht gut, über jene Zeiten nachzudenken. Jetzt bezahlten die Leute annähernd neun Dollar, um an Melas Stelle ihre bewegliche Statuette zu sehen, die ihr Gesicht, ihre Gesten und ihren rhythmischen Gang besaß. Und die Puppe war noch immer jung, während Mela um zehn Jahre gealtert war. Jahre, in denen sie von den Lizenzgebühren ein behagliches Leben geführt hatte.
    Große Schauspieler, unsterblich gemacht – das war einer von Smithfields kleinen Werbeslogans. Aber jetzt hatten sie die Produktion von Mela Stone eingestellt, wie der Mann im Depot gesagt hatte.
    Das Versprechen relativer Unsterblichkeit war ein zugkräftiger Köder gewesen. Die Schauspielergewerkschaft hatte bis zuletzt gegen das Autodrama gekämpft, denn es war von Anfang an klar gewesen, daß die weniger bekannten Schauspieler und die Darsteller von Nebenrollen nicht mehr gefragt sein würden. Indem man von den führenden Stars Dutzende oder gar Hunderte von Kopien herstellte, konnten für jede Rolle Spitzenkräfte eingesetzt werden, und die Mannequins eines einzigen Schauspielers konnten gleichzeitig in zehn oder zwanzig Theatern des ganzen Landes auftreten. Die Schauspielergewerkschaft hatte sich gewehrt – aber Smithfield war ohnehin nur an einer kleinen Minderheit

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