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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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dem er hoffte, daß er die richtige Mischung aus selbstloser Bescheidenheit und aufopferndem Mut zeigte.
    Ich muß meine Sache gut machen, dachte er. Es muß eine große Vorstellung werden. Meine letzte Chance, die letzte große Rolle –
    Grelles Rampenlicht, das leise Wispern in seinem Ohr, die kalte Panik der ersten Sekunden. Es kam und ging rasch vorüber. Dann war die Bühne ein geschlossener Raum, und die Zuschauer – Techniker und Produktionspersonal – stellten nichts weiter dar als die vierte Wand, irgendwo hinter der Reihe der Rampenlichter. Er war Andrejew, der Polizeikommissar, loyaler Diener des Zaren, nun vom Sturmwind der Oktoberrevolution erfaßt. Er hatte kein Eigenleben mehr, er ging in seiner Rolle auf. Und die anderen, seine Mitspieler, unter deren Füßen es leise knisterte, wenn sie sich über die Bühne bewegten, waren für ihn lebende Wesen, gegen die und mit denen er agierte.
    Gefangen in der Magie des Spiels, von der Sturmflut des Dramas mitgetragen, fühlte er sich wieder als Teil eines Ganzen, das ihn sicher von Szene zu Szene führte. Es war, als lägen keine langen, verlorenen Jahre zwischen jenen halbvergessenen Proben und der Erfüllung dieses Premierenabends. Erst als er gegen Ende seines Auftritts einen Satz verpatzte und Rick ihm die Korrektur zuflüsterte, war der Zauber für einen Moment gebrochen, und er fühlte sich von unsäglicher Furcht überschwemmt, als er plötzlich wieder begriff, daß er von Maschinen umgeben war, daß der Mund, den er eben geküßt hatte, nicht der Mund einer Frau, sondern der Gummimund einer Puppe gewesen war.
    Als sein erster Abgang kam, zitterte er am ganzen Körper. Er sah Jade die Stufen zur Bühne heraufkommen und fühlte einen Augenblick lang die schreckliche Sicherheit, daß sie sagen würde: »Thorny, du warst fast so gut wie ein Mannequin!«
    Aber sie sagte nichts, sondern streckte ihm einfach die Hand entgegen.
    »Was es sehr schlecht, Jade?«
    »Thorny, du bist dabei! Mach weiter so, und du bekommst vielleicht mehr als diese eine Chance. Sogar Ian ist überzeugt.«
    »Ist das dein Ernst? Und wie war der Dialog mit Pjotr?«
    »Wunderbar. Bleib dabei. Du warst großartig, Thorny.«
    »Ist es also abgemacht?«
    »Komm. Es ist nie etwas abgemacht, bevor der Vorhang hochgeht. Du weißt das.« Sie lachte. »Wir haben unseren Spaß gehabt – aber vielleicht sollte ich es dir nicht sagen.«
    Er versteifte sich. »Oh? Was für einen Spaß?«
    »Mela Stone. Sie sah dich auf die Bühne kommen, wurde weiß wie ein Laken und ging hinaus. Ich kann mir nicht vorstellen, warum.«
    »Du weißt es ganz gut.«
    »Sie ist hier, weil sie vertraglich verpflichtet ist, bei der Premiere zu erscheinen, weißt du. Sie muß ein paar einleitende Worte über den Autor und sein Werk sagen.« Jade blinzelte ihn fröhlich an. »Vor fünf Minuten rief sie an und wollte ihr Erscheinen absagen. Natürlich kann sie das mit uns nicht machen. Nicht, solange sie von Smithfield bezahlt wird.«
    Sie drückte ihm den Arm und kehrte ins Parkett zurück. Thornier fragte sich, was Jade gegen Mela haben mochte. Wahrscheinlich nichts Ernstes. Beide waren Schauspielerinnen gewesen. Mela hatte einen Smithfield-Vertrag bekommen, Jade nicht. Das genügte.
    Bis er die folgende Szene durchgelesen hatte, war sein nächster Auftritt fällig.
    Alles ging glatt. Im zweiten Akt stolperte er nur dreimal über Sätze, die er seit zehn Jahren nicht mehr geübt hatte. Ricks Stimme murmelte in seinem Ohr, und der Maestro konnte seine geringfügigen Abweichungen vom Drehbuch kompensieren. Diesmal vermied er es, völlig im Spiel aufzugehen, und es störte ihn nicht mehr so, daß er Teil eines maschinell funktionierenden Ablaufs geworden war.
    »Nicht ganz so gut, Thorny«, rief Ian Feria. »Das war eben ein bißchen hölzern. Die letzten zwei, drei Sätze noch einmal! Andrejew ist kein wilder Bär aus dem Ural. Halte dich zurück, es ist sowieso Markas Auftritt.«
    Thornier nickte und ließ seinen Blick über die reglos dastehenden Puppen gehen. Er mußte diese ganze Maschinerie vergessen. Es blieb nichts anderes übrig, als sich in sie zu verlieren, selbst wenn es bedeutete, daß er ein auswechselbares Glied dieses Mechanismus’ wurde. Es störte ihn irgendwie, obwohl er es gewohnt war, sich den Anweisungen eines Regisseurs und der Gesamtheit der Szene unterzuordnen. Aus keinem erkennbaren Grund wartete er auf das Gelächter der Produktionsleute, aber es blieb aus.
    »Alles klar!« rief Feria.

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