8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
beizumessen. Wenn sie von seinem Vorhaben Wind bekäme, wäre sie imstande, ihn auf die Straße werfen zu lassen. Vielleicht würde sie ihn sogar anzeigen. Es wird dir nicht wehtun, Jade, dachte er. Es wird einen großen Krach geben, und dir wird es nicht gefallen, aber es wird nicht einmal die Schau kaputtmachen.
Was er tat, tat er für das Theater, für das alte Theater, das sie beide gekannt und geliebt hatten. Und in diesem Sinne, so sagte er sich, tat er es auch für sie.
»Wie war der Probedurchlauf, Jade?« fragte er beiläufig. »Außer Andrejew, meine ich.«
»Großartig, einfach großartig«, antwortete sie mechanisch.
»Ich meine, wirklich.«
Sie verzog den Mund. »Wie immer, Thorny, wie immer. Zum Übelwerden. Überspielt und verkitscht, genau das Richtige für eine gummikauende, bonbonlutschende Menge von Banausen. Eine Menge, die alles mit dem Holzhammer haben will, damit sie nicht darüber nachzudenken braucht, was eigentlich vorgeht. Eine Menge, die zu träge ist, sich selbst um Gefühle und Bedeutungen zu bemühen; der nichts gräßlicher ist, als den eigenen Verstand bemühen zu müssen. Es kotzt mich an.«
Er zeigte mäßiges Erstaunen. »Hauptsache, die Kasse stimmt«, grunzte er. Sie umarmte ihre Schienbeine, legte ihr Kinn auf die Knie und zwinkerte ihm zu. »Findest du mich ekelhaft, weil ich das Zeug produziere, Thorny?«
Er dachte darüber nach. »Manchmal packt mich die Wut über diese Karikatur einer Kunst, aber ich mache dich nicht dafür verantwortlich.«
»Das ist gut. Manchmal möchte ich mit dir tauschen. Manchmal wäre ich lieber eine Putzfrau und würde d’Uccias Fußböden schrubben.«
Er lachte kurz und freudlos auf. »Aber nur manchmal. Übrigens hättest du keine Chance. Auch diesen Job übernehmen jetzt die Verwandten des Maestros.«
»Ich weiß. Ich habe davon gehört. Nun bist du deinen Job los, Gott sei Dank. Nun kannst du es zu etwas bringen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich wüßte nicht wo. Ich kann nur schauspielern, sonst nichts.«
»Unsinn. Schon morgen könnte ich dir einen Job besorgen.«
»Wo?«
»Bei Smithfield. Abteilung Verkaufsförderung. Dort stellen sie eine Anzahl älterer Schauspieler ein.«
»Nein.« Es klang unwiderruflich.
»Nicht so schnell, Thorny. Das ist eine neue Sache. Die Firma vergrößert sich.«
»Ha.«
»Autodrama für das Heim. Eine Zweimeterbühne in jedem Wohnzimmer. Miniaturmannequins, fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Zentralisierter Maestrodienst. Großes Theater auch in Ihrem Heim. Einfacher Anschluß durch konzentrische Kabel. Rufen Sie Smithfield an, und Sie erfahren alles Nähere. Klingt das nicht gut?«
Er starrte sie eisig an. »Seit Sarah Bernhardt die größte Sensation im Schaugeschäft«, bemerkte er trocken. »Thor ny! Werde nicht ekelhaft.«
»Tut mir leid. Aber was ist so neu daran? Das Autodrama hat sich schon vor Jahren das Fernsehen erobert.«
»Ich weiß, aber das ist jetzt etwas anderes. Richtiges Miniaturtheater. Die Kinder werden wild darauf sein. Aber es erfordert eine Menge Werbung, bevor es sich auf breiter Ebene einführen läßt.«
»Tut mir leid, aber du müßtest mich eigentlich besser kennen.«
Sie zuckte die Achseln, seufzte müde und schloß die Augen. »Ja, das ist wahr. Du bist Charakterdarsteller, Idealist, ein Magengeschwür für jeden Theaterdirektor. Du kannst keine Rolle spielen, ohne sie zu leben, und du kannst sie nicht leben, ohne an sie zu glauben. Mach nur so weiter, und du wirst verhungern.« Sie sagte es ärgerlich, aber er fühlte, daß widerwillige Bewunderung dahintersteckte. »Ich komme schon zurecht«, sagte er und fügte für sich selbst hinzu: Nach der heutigen Abendvorstellung.
»Kann ich gar nichts für dich tun?«
»Doch. Gib mir eine Rolle. Ich könnte für funktionsunfähige Mannequins einspringen.«
Sie sah ihn scharf an, zögerte. »Weißt du, ich würde dir das zutrauen.«
Er hob die Schultern. »Warum nicht?« Sie blickte gedankenvoll auf ihre Füße. »Hmmm! Ein schöner Anblick wäre das. Ein menschlicher Schauspieler, der inkognito in einem Autodrama auftritt.«
»Es ist schon gemacht worden – in Komödien.«
»Ja, aber die Zuschauer wußten davon, und der Kontrast gab der Schau ihren Pfiff. Wenn sie zusammen mit Menschen auf der Bühne stehen, wirken die Puppen schlangenhaft, zu schnell und gummiartig. Ohne Menschen als Kontrastfiguren fällt das nicht so auf. Da sehen sie graziös aus, ätherisch.«
»Aber wenn die Zuschauer nicht unterrichtet
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