8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
weißt nicht, was es für mich bedeutet, dich dort draußen zu sehen, inmitten dieser … dieser …« Sie schüttelte sich. »Es ist wie ein Hohn, Thorny. Du gehörst da nicht hin. Aber solange du dort bist, darfst du nicht versagen. Gib dir Mühe, ja?«
»Ja, gewiß.«
»Es ist eine unsichere Sache. Die Wirkung, meine ich. Wenn die Zuschauer merken, daß du keine Puppe bist …« Sie schüttelte den Kopf. »Was dann?«
»Dann werden sie lachen. Sie werden dich mit ihrem Lachen von der Bühne treiben.«
Der Gedanke war ihm noch nicht gekommen, aber er bestätigte seine beunruhigenden Vorahnungen während der Probe.
»Mehr kann ich nicht sagen, Thorny. Das ist alles, wor über ich mir Sorgen mache. Es ist mir gleich, ob du die Rol le gut oder schlecht spielst, solange die Leute nicht merken, wer und was du bist. Ich will nicht, daß sie dich auslachen; du hast schon genug durchgemacht.«
»Sie würden nicht lachen, wenn ich ihnen eine gute Vorstellung gäbe.«
»Doch! Es wäre wohl ein Unterschied da, aber sie würden lachen. Siehst du das nicht ein?«
Er schüttelte den Kopf. Es war nicht wahr. »Menschliche Schauspieler haben das schon vor mir gemacht«, protestierte er. »Auf kleineren Bühnen, aber immerhin …«
»Hast du schon einmal ein solches Stück gesehen?«
»Nein.«
»Aber ich. Das Publikum weiß im voraus, welche Rollen von Menschen gespielt werden, darum kommt es ihm nicht komisch vor. Höre mich an, Thorny – tue dein Bestes, aber versuche ja nicht, es besser zu machen als es eine Puppe tun könnte.«
Die Bitterkeit war wieder da. War es das, worauf sie hoffte? Daß er eine Vorstellung gab, die so maschinenähnlich wie möglich war, daß er es dem Maestro gleichtat, aber nicht besser und vor allem nicht anders?
Sie sah seinen gekränkten und bekümmerten Ausdruck und nahm seine Hand. »Thorny, sei mir nicht böse, daß ich es sage. Ich möchte, daß du es gut machst und erkennst, was falsch und was richtig ist. Ich glaube zu wissen, was in dir vorgeht. Du hast irgendwo in deinem Inneren Angst, daß sie dich nicht als den erkennen, der du bist, und das macht deine Spielweise den Puppen unähnlich. Du solltest lieber davor Angst haben, daß sie dich erkennen könnten, Thorny.«
Er sah in ihr Gesicht und begann zu begreifen, daß sie immer noch fähig war, die Frau zu sein, die er einst gekannt und geliebt hatte. Sie wollte es ihm ersparen, ausgelacht zu werden. Warum? Wenn sie mütterlich fühlte, mochte es sie dazu drängen, ihn vor Kritik oder faulen Tomaten zu schützen, aber nicht gegen einen Verlust der Würde. Mütterlichkeit gedieh auf Kosten männlicher Würde, weil sie im Mann das Kind wiederfinden wollte.
»Mela …«
»Ja?«
»Ich glaube, ich bin nie ganz darüber weggekommen.«
Sie schüttelte fast ärgerlich den Kopf. »Thorny, du lebst in der Vergangenheit, in der Zeit vor zehn Jahren. Ich nicht, und ich will es auch nicht. Vielleicht gefällt mir die Gegenwart nicht sonderlich gut, aber ich lebe in ihr. Ich kann sie nicht in die Vergangenheit verwandeln, und ich werde es nicht erst versuchen. Vor zehn Jahren haben wir übrigens auch nicht in der Gegenwart gelebt. Wir lebten in einer magisch-mythischen, wunderbaren Zukunft. Wir lebten in Träumen und Plänen, aber die Zukunft wurde ganz anders, und du kannst nicht zurückgehen und sie doch noch zu verwirklichen suchen. Ich will nicht in einem Luftschloß leben. Ich will geistig gesund bleiben, selbst wenn es weh tut.«
»Zu dumm, daß du heute abend kommen mußtest«, sagte er spröde.
»Ach, Thorny, ich habe es nicht so gemeint, wie du es vielleicht aufgefaßt hast. Ich hätte mich auch nicht so kraß ausgedrückt, wenn ich nicht auch meine Mühe mit Träumen und Wünschen hätte.«
»Ich wollte, du könntest mit mir dort draußen stehen«, sagte er leise. »Ohne Puppen und ohne Maestro. Ich weiß, wie es dann sein würde.«
»Hör auf, Thorny! Bitte.« Sie wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns nach der Vorstellung. Aber ich will nicht, daß du so sprichst.«
»Ich kann es nicht ändern.«
»Bitte! Bis später, Thorny. Viel Glück.«
Der erste Akt war ein Reinfall gewesen. Feria, Ferne und Rick Thomas konferierten in einem Nebel aus Zigarettenrauch. Thornier hörte erhitztes Stimmengewirr, konnte jedoch keine Worte verstehen. Jade winkte einen Bühnenarbeiter zu sich, redete auf ihn ein und schickte ihn fort. Der Mann wanderte durch die Gruppe, fand Mela Stone und sagte etwas, wobei er auf die
Weitere Kostenlose Bücher