8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
gewiß. Ich glaube auch, daß wir es so schaffen werden«, stimmte der Anwalt zu. Er sah auf den Stoß loser Blätter. »Der ganze Bericht ist so unwirklich«, sagte er, »und doch schenkt man ihm unwillkürlich Glauben. Ich möchte doch wissen …« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Diese Ausschaltung alles Männlichen, Hellyer. Das kommt einem Laien, der an die Ordnung der Natur glaubt und sie für gegeben hält, sonderbar vor. Aber würden Sie, als Mediziner, sagen, daß es – nun – nicht unmöglich wäre? In der Theorie natürlich.« Doktor Hellyer runzelte die Stirn.
»Das ist eine Frage, die man gar nicht so ohne weiteres abtun kann. Ich würde sehr voreilig urteilen, wenn ich es für unmöglich erklärte. Abstrakt gesehen, gibt es vielleicht zwei oder drei Möglichkeiten … Wenn natürlich eine unvorhergesehene Situation die Wissenschaftler zwingt, neue Wege zu finden – denken Sie nur an das Atom und seine Möglichkeiten – hm, wer könnte sagen …?« Er zuckte die Achseln.
Wieder nickte der Anwalt.
»Genau das dachte ich mir«, stellte er fest. »Im Grunde genommen weicht es nur so ein Stückchen von der Natur ab, daß man die Möglichkeit durchaus in Betracht ziehen muß. Wohlgemerkt, das kann bei ihrer Verteidigung nur nützlich sein. Ihre feste Oberzeugung zusammen mit der Beschreibung einer fast-plausiblen Welt werden die Richter beeindrucken. Aber was mich betrifft, so fühle ich mich gerade durch die Wirklichkeitsnähe ihrer Halluzination ein wenig beunruhigt.«
Der Doktor sah ihn scharf an.
»Aber, nun hören Sie mal! Ein hartgesottener Rechtsverdreher! Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie Hirngespinste glauben. Wenn Jane, die Arme, glaubte, daß ihre Zukunftsvision Wirklichkeit war, so hat sie doch diese Zukunft gründlich zerstört: Perrigan lebt nicht mehr. Und seine Arbeit liegt unter Schutt und Asche begraben.«
»Hm«, machte der Anwalt. »Trotz allem wäre es befriedigender für uns, wenn sie auf irgendeinem anderen Weg als diesem«, er klopfte mit den Fingerspitzen auf das Manuskript – »Kenntnis von Perrigan erhalten hätte. Soviel bis jetzt feststeht, sind sie sich vorher noch nie begegnet. Oder hat sie besonderes Interesse an Tiermedizin?«
»Nein. Das wüßte ich sicher«, erklärte Doktor Hellyer kopfschüttelnd.
»Hm, dann bleibt uns also dieser Punkt der Beunruhigung. Und es gibt einen zweiten. Vielleicht halten Sie mich für einen Narren – vielleicht bin ich auch einer –, aber ich muß gestehen, daß mir wohler wäre, wenn Jane bei ihren Nachforschungen gründlicher zu Werk gegangen wäre.«
»Was wollen Sie damit sagen?« fragte Doktor Hellyer und sah ihn verblüfft an.
»Nur das eine: Sie scheint nicht gewußt zu haben, daß Perrigan einen Sohn hat. Er hat die Arbeiten seines Vaters mit Interesse verfolgt und ist der Meinung, daß man das Lebenswerk fortführen müsse. Ja, er hat sogar schon angekündigt, daß er mit den wenigen Proben, die er noch aus dem Feuer retten konnte, neu anfangen will …
Lobenswert, von seinem Standpunkt natürlich. Dennoch bin ich beunruhigt. Er ist ebenfalls Doktor der Naturwissenschaften und Biochemiker. Und sein Name lautet selbstverständlich Perrigan …«
Robert Sheckley
Infiziert
Edward Ecks wachte auf, gähnte und streckte sich. Er blinzelte in das Sonnenlicht, das durch die geöffnete Ostwand seines Einzimmer-Apartments hereindrang, und befahl seinen Kleidern, zu ihm zu kommen.
Sie gehorchten nicht. Er wischte sich den Schlaf aus den Augen und wiederholte den Befehl. Doch die Schranktür blieb stur zu. Nicht ein einziges Kleidungsstück rührte sich.
Ernstlich beunruhigt schwang sich Ecks aus dem Bett und ging zum Schrank hinüber. Wieder wollte er den telepathischen Befehl formulieren, aber dann hielt er inne. Nur nicht nervös werden. Wenn er noch halb schlief, war es nur zu natürlich, daß die Kleider ihm nicht gehorchten.
Bedächtig drehte er sich um und ging an die Ostwand. Er hatte sie während der Nacht hochgerollt. Jetzt hielt er sich mit den nackten Zehen an der Kante fest, wo der Boden mit der Außenmauer des Hauses zusammentraf. Er blickte hinaus auf die Stadt.
Es war noch früh. Die Milchhändler schwebten umher und stellten ihre Waren an den Terrassen ab. Ein Mann im Galaanzug kam vorbei. Er bewegte sich wie ein verwundeter Vogel. Blau, stellte Ecks fest, als er sah, wie unsicher der Gleichgewichtssinn des Mannes war. Der Fremde schwebte um die Kurve, haarscharf an einem Gebäude
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