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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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weiteten sich vor Schreck. Sie schlug die Hand vor den Mund.
    »Machst du Witze?«
    »Über dieses Thema? Es ist nur zu wahr. Mein Herz macht nicht mehr mit. Doktor Jordan hat mir vor ein paar Wochen Bescheid gesagt. Es ist natürlich meine eigene Schuld, aber davon wollen wir nicht sprechen.«
    »Deshalb bist du also mit den Kindern spazierengegangen. Ich habe mich schon gefragt, was das wohl zu bedeuten habe.«
    Er hätte sich denken können, daß Irene ihrer Mutter davon erzählt hatte. Traurig, daß etwas so Alltägliches wie ein Spaziergang mit den Enkelkindern mit allgemeinem Erstaunen aufgenommen wurde.
    »Ja«, gab er ruhig zu. »Ich fürchte nur, daß ich ein bißchen spät damit angefangen habe. Ich versuche, die verlorene Zeit wieder hereinzuholen. Alles andere ist unwichtig geworden.«
    Über die Entfernung und die Leere der trennenden Jahre hinweg trafen sich ihre Blicke. Dann antwortete Diana ein wenig unsicher: »Ich packe sofort meine Koffer.«
    Jetzt, da er es endlich gesagt hatte, fühlte er sich erleichtert. Selbst das Mitleid seiner Feinde war nicht so schwer zu ertragen, wie er geglaubt hatte. Denn über Nacht hatte er plötzlich keinen einzigen Feind mehr. Menschen, die seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen, und andere, die ihn nur angegriffen hatten, schickten tröstende Worte, an deren Aufrichtigkeit nicht zu zweifeln war. Jetzt erst stellte sich heraus, daß die meisten Angriffe auf Mißverständnissen beruht hatten. Nur schade, daß man erst sterben mußte, um diese Dinge zu erfahren.
    Er lernte auch, daß es für einen Mann seines Amtes eine große Arbeit bedeutete, zu sterben. Da mußten Nachfolger ernannt, rechtliche und finanzielle Labyrinthe entwirrt und Staatsgeschäfte abgewickelt werden. Man konnte eine Lebensaufgabe nicht einfach abrupt aufgeben, wie man etwa einen elektrischen Schalter ausknipst. Jetzt erst wurde ihm bewußt, wieviel Verantwortung er getragen hatte und wie wenige Leute sie übernehmen wollten. Früher war es ihm immer schwer gefallen, seine Arbeit auf andere abzuschieben – eine Tatsache, die die Kritiker einem angehenden Staatsoberhaupt schwer ankreideten. Jetzt mußte es einfach sein.
    Es war, als ob eine große Uhr ablief, die man nicht mehr aufziehen konnte. Während er seine Bücher abgab, alte Briefe las und vernichtete, Akten einordnete und Schlußverordnungen schrieb, kam ihm sein Tun seltsam unwirklich vor. Er spürte keine Schmerzen. Wenn der Arzt ihm nichts gesagt hätte, wäre ihm niemals der Gedanke gekommen, daß er im Laufe der nächsten zehn Jahre sterben müsse. Nur ein paar Linien auf seinem Kardiogramm versperrten ihm den Weg in die Zukunft. Es war wie ein Fluch, geschrieben in einer seltsamen Sprache, die nur die Ärzte verstanden.
    Fast täglich brachten ihm jetzt Diana, Irene oder ihr Mann die Kinder. Früher hatte er sich mit Bill nie so recht vertragen. Er wußte, daß das nicht Bills Schuld war. Man kann von einem Schwiegersohn nicht erwarten, daß er den Sohn ersetzt. Und so war es unfair von ihm gewesen, aus Bill Martin Steelman II machen zu wollen. Bill war ein Mensch mit eigenen Rechten. Er hatte sich um Irene gekümmert, sie glücklich gemacht. Er war ihren Kindern ein guter Vater. Daß er keinen Ehrgeiz besaß, nun ja, darüber konnte man schließlich hinwegsehen.
    Er konnte sogar ohne Schmerz und Bitterkeit an seinen eigenen Sohn denken, der den Weg schon vor ihm gegangen war und nun als einer von vielen auf dem UN-Friedhof von Kapstadt lag. Er hatte nie Zeit gehabt, Martins Grab zu besuchen. In den Tagen, als ihm seine Geschäfte noch nicht jede freie Minute stahlen, waren Weiße in Südafrika nicht sehr beliebt. Jetzt hatte er wiederum die Möglichkeit, doch er wollte Diana nicht mit einem solchen Ansinnen quälen. Seine Erinnerungen wurden mit ihm begraben, aber sie mußten die ihren weiterhin mit sich herumschleppen.
    Dennoch wäre er gern hingefahren. Er empfand es einfach als seine Pflicht. Außerdem wäre es für die Kinder ein letztes, herrliches Abenteuer mit ihm zusammen. Sie würden das fremde Land genießen, ohne sich allzuviel um ihren Onkel Gedanken zu machen, den sie nie gekannt hatten. Er begann schon, sämtliche Vorkehrungen zu treffen, als, zum zweitenmal innerhalb eines Monats, seine ganze Welt einstürzte. Selbst jetzt pflegten noch Morgen für Morgen ein Dutzend oder mehr Besucher auf ihn zu warten, wenn er im Büro ankam. Nicht so viele wie früher natürlich, aber immer noch eine erkleckliche Anzahl. Er

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