8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Licht des Frühlingssonnenscheins. Zum erstenmal in seinem Leben wandte er den Blick gleichgültig ab. Es gehörte bereits in eine andere Welt – in eine Welt, die ihn nie wieder etwas angehen würde.)
Das Autotelefon besaß keinen Sichtschirm, aber das war nicht nötig, um Irenes gelindes Erstaunen – und ihre noch gelindere Freude – zu erkennen.
»Hallo, Rene. Wie geht es euch immer?«
»Danke, gut, Dad. Wann schaust du einmal bei uns vorbei?«
Es war die höfliche Formel, die seine Tochter immer benutzte, wenn er einmal von sich hören ließ. Und seine gleichbleibende Antwort, außer an Weihnachten und den verschiedenen Familiengeburtstagen, war die vage Ausrede, daß er wohl irgendwann auf einen Sprung vorbeikommen würde.
»Ich dachte«, begann er langsam und fast entschuldigend, »daß ich vielleicht die Kinder an einem Nachmittag mitnehmen sollte. Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen, und da ich es im Augenblick im Büro fast nicht mehr aushalte …«
»Aber natürlich«, sagte Irene freundlich. »Das wird ihnen Spaß machen. Wann möchtest du sie haben?«
»Morgen vielleicht. Ich schaue gegen zwölf Uhr vorbei und nehme sie ins Museum oder in den Zoo mit. Oder wohin sie sonst Lust haben.«
Jetzt war sie ehrlich verblüfft, denn sie wußte sehr gut, daß er einer der meistbeschäftigten Männer Washingtons war, dessen Terminkalender schon auf Wochen voraus kaum eine Lücke aufwies. Sie würde sich den Kopf zerbrechen, was in ihn gefahren war. Er hoffte nur, daß sie nicht auf die Wahrheit kam. Aber wie sollte sie? Nicht einmal seine Sekretärin wußte von den stechenden Schmerzen, die ihn dazu getrieben hatte, die schon lange fällige ärztliche Untersuchung nachzuholen.
»Das ist ja wundervoll. Sie haben erst gestern von dir gesprochen.«
Seine Augen wurden feucht, und er war nur froh, daß ihn Renée so nicht sehen konnte.
»Ich bin also mittags da«, sagte er hastig und bemühte sich, seine zitternde Stimme fest erscheinen zu lassen. »Viele Grüße an alle.« Er legte auf, bevor sie antworten konnte und ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung in die Kissen sinken.
Fast aus einer Laune, einem plötzlichen Impuls heraus, hatte er den ersten Schritt in ein neues Leben unternommen. Obwohl ihm seine eigenen Kinder fremd geworden waren, bestand doch eine Brücke zwischen den Generationen. Während der letzten Monate, die ihm noch blieben, mußte er sie verstärken und weiterbauen.
Zwei lebhafte, wißbegierige Kinder durch das Naturkundemuseum zu führen, war gewiß nicht die Kur, die sich der Arzt vorgestellt hatte, aber Steelman wollte es so. Joey und Susan waren seit der letzten Begegnung um ein gutes Stück gewachsen, und sie erforderten seine ganze körperliche und geistige Wachsamkeit. Kaum hatten sie den Rundbau betreten, als sich die Kinder auch schon von ihm lösten und auf den riesigen Elefanten zustrebten, der den Blickfang der ersten Halle bildete.
»Was ist das?« rief Joey.
»Ein Elefant, du Dummkopf«, erklärte Susan mit der ganzen niederschmetternden Überlegenheit ihrer sieben Jahre.
»Ich weiß, daß es ein Elefant ist«, gab Joey beleidigt zurück. »Ich wollte ja nur wissen, wie er heißt.«
Senator Steelman warf einen raschen Blick auf das Auskunftstäfelchen, bekam aber von dort keinerlei Hilfe. Das war eine Gelegenheit, bei der der sonst so risikoreiche Wahlspruch: »Lieber etwas falsch sagen als Unsicherheit zeigen«, seine Anwendung fand.
»Er hieß … äh … Jumbo«, sagte er hastig. »Seht euch doch mal seine Stoßzähne an.«
»Hatte er nie Zahnschmerzen?«
»O nein.«
»Wie hat er sich seine Zähne geputzt? Ma sagt immer, wenn ich meine nicht putze …«
Steelman erkannte, wohin die Logik des kleinen Mannes führen sollte und wechselte schnell das Thema.
»Weiter drinnen gibt es noch viel mehr zu sehen. Wo fangen wir an? Bei den Vögeln, Schlangen, Fischen oder Säugetieren?«
»Bei den Schlangen!« rief Susan. »Ich wollte mir eine in einer Schachtel halten, aber Daddy hat’s verboten. Glaubst du, er würde ja sagen, wenn du ihn darum bettelst?«
»Was ist ein Säugetier?« wollte Joey wissen, bevor Steelman noch eine Antwort auf Susans Frage gefunden hatte.
»Kommt nur mit«, sagte er fest. »Ich zeige sie euch.«
Als sie so durch die Säle und Galerien wanderten und die Kinder ihn von einer Sehenswürdigkeit zur anderen schleppten, fühlte er sich mit der Welt ausgesöhnt. Ein Museum war genau das Richtige, um den Geist zur Ruhe
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