8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
öffentlichen Gelder gemacht, seinen Namen als scharfer Rechner, der sich von Träumern mit utopischen wissenschaftlichen Plänen nicht übers Ohr hauen ließ. Er hatte gute Arbeit geleistet. Seit jener Zeit stand sein Name immer in der Nähe von Schlagzeilen. Nicht daß er eine besondere Abneigung gegen Wissenschaft und Raumprojekte gehegt hätte – nein. Aber er erkannte instinktiv, wann eine Sache Zinsen einbrachte und wann nicht. Wie ein unsichtbarer Film lief das Ganze noch einmal vor seinem geistigen Auge ab …
»Doktor Harkness, Sie sind der technische Leiter der Nationalen Aeronautik- und Raum-Verwaltung?«
»Richtig.«
»Ich habe hier eine Liste der NAR-Ausgaben während der letzten zehn Jahre. Eine eindrucksvolle Liste. Der Kostenvoranschlag für das Steuerjahr 69/70 beispielsweise beträgt über drei Milliarden. Vielleicht könnten Sie uns kurz umreißen, was wir als Gegenleistung für diese Ausgaben erwarten dürfen?«
»Gern, Senator.«
So hatte es angefangen, in einem bestimmten, aber durchaus nicht unfreundlichen Ton. Die Feindseligkeiten hatten sich erst später bemerkbar gemacht. Daß er ungerecht gewesen war, hatte er damals schon gewußt. Jede große Organisation hat ihre Schwächen und Fehlschläge, und jemand, der im wahrsten Sinne des Wortes nach den Sternen griff, konnte selbstverständlich nur einen Teilerfolg erzielen. Von Anfang an hatte man gewußt, daß die Eroberung des Raumes mindestens ebenso viele finanzielle Opfer sowie Menschenopfer fordern würde wie vorher die Eroberung der Luft. Innerhalb von zehn Jahren waren etwa hundert Menschen gestorben – auf der Erde, im Raum, auf der kahlen, trostlosen Mondoberfläche. Jetzt, nachdem der erste Ansturm vorüber war und die Leute ruhiger über die Dinge nachdachten, fragte man sich: »Warum?« Steelman war schlau genug, sich zum Sprachrohr dieser Stimmen zu machen. Sein Auftritt war kühl und berechnend gewesen. Einen Sündenbock brauchte die Öffentlichkeit, und es war Pech für Doktor Harkness, daß man ihn dazu ausersehen hatte.
»Doktor, ich weiß die Erfolge, die die Raumforschung auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik und Wettervorhersage erreicht hat, wohl zu schätzen, und ich bin mir auch im klaren, daß unser Volk sie zu schätzen weiß. Doch nahezu all diese Erfolge wurden mit automatischen, unbemannten Flugkörpern erzielt. Was mich beunruhigt, was das amerikanische Volk beunruhigt, ist das Ansteigen bemannter Raumversuche und seine relativ geringfügige Rentabilität. Seit Beginn der Mercury- und X-15-Projekte vor mehr als einem Jahrzehnt haben wir Milliarden Dollar in den Raum geschossen. Mit welchem Ergebnis? Mit dem Ergebnis, daß eine Handvoll Männer ein paar unbequeme Stunden im Raum verbracht haben und nichts erreichten, was nicht auch automatische Einrichtungen erreicht hätten. Besser und billiger übrigens. Und die tragischen Todesfälle, die sich bei diesen Versuchen ereignet haben! Keiner von uns wird die Schreie vergessen, als die X-21 bei ihrem Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühte. Wer gibt uns das Recht, andere Menschen einem so qualvollen Tod auszusetzen?«
Er konnte sich noch gut an das bedrückte Schweigen erinnern, das nach Beendigung einer Rede geherrscht hatte. Seine Fragen waren berechtigt gewesen. Nur die rhetorischen Floskeln, deren er sich bedient hatte, waren unfair. Unfair war vor allem auch, daß er die Fragen einem Mann stellte, der sie beim besten Willen nicht beantworten konnte. Bei von Braun oder Rickover hätte er sich diese Taktik nicht leisten können. Sie hätten sich zu wehren gewußt. Aber Harkness war kein Redner. Wenn er persönliche Gefühle hegte, so behielt er sie für sich. Er war ein guter Wissenschaftler, ein fähiger Verwaltungsfachmann – aber ein armseliger Entlastungszeuge. Die Reporter hatten ihre helle Freude daran gehabt, und er wußte nicht mehr, wer von ihnen eines Tages den Spitznamen prägte: Harkness von der traurigen Gestalt.
»Ich gehe zu Ihrem Plan für ein Fünfzig-Mann-Labor im Raum über, Doktor. Wieviel, sagten Sie, würde es kosten?«
»Nicht mehr als eineinhalb Milliarden.«
»Und die jährlichen Unterhaltskosten?«
»Etwa eine Viertel Milliarde.«
»Wenn wir in Betracht ziehen, wie sehr die bisherigen Kosten von den Kostenvoranschlägen abwichen, so werden Sie uns verzeihen, daß wir Ihre Zahlen mit skeptischen Augen ansehen. Doch selbst angenommen, sie stimmen – was würden sie uns einbringen?«
»Wir wären in der Lage, die erste
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