80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
Augen, und plötzlich begriff er. Ja, genau das war es.
Durch seinen Körper strömte die vertraute Woge des Machtgefühls.
»Das war wirklich zauberhaft«, sagte Summer schließlich. »Ganz anders, als ich befürchtet hatte. Ich dachte, man zeigt uns hier eine schmierige Nummer. Aber das hier war schön.«
Sie nahm ihr Champagnerglas in die Hand.
In diesem Augenblick kam die Frau in Rot an ihren Tisch. »Ich hoffe, Ihnen hat unsere Show gefallen«, meinte sie.
»In der Tat«, platzte Dominik heraus. Mehr fiel ihm im Augenblick nicht ein.
»Wir engagieren nur auswärtige Künstlerinnen«, fuhr sie fort. »Meistens aus Russland. Die Russinnen sind so wohlerzogen. Und hinreißend gebaut. Außerdem fehlt den einheimischen Mädchen ihre Finesse. Bei Luba zum Beispiel wirkt das Nacktsein völlig selbstverständlich.«
»Das Gleiche gilt auch für meine Begleiterin.« Dominik wies mit dem Kinn auf Summer. »Sogar in ganz außergewöhnlichem Maße.« Die Worte kamen aus ihm heraus, als hätte der Teufel sie ihm eingeflüstert. Und er deutete an, was er sich zuvor für Summer nur ausgemalt hatte.
»Und ist dabei auch noch eine Schönheit«, sagte die Frau im roten Kleid und betrachtete Summer interessiert.
Dominik konnte nicht widerstehen. »Akzeptieren Sie auch private Auftritte?«
»Das ließe sich arrangieren«, sagte die Frau.
»Vielleicht morgen? Nachdem wir das neue Jahr begrüßt haben?«
Summer rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Die meisten anderen Zuschauer brachen bereits auf.
»Wir feiern die Jahreswende bei einem Dinner, für das wir einen Tisch reserviert haben, aber wir könnten ungefähr um ein Uhr hier sein«, erklärte Dominik.
»Das passt gut«, meinte die Frau. »Wie viele Zuschauer haben sie sich vorgestellt?«.
»Ungefähr die gleiche Zahl wie heute. Nichts Großes, eher etwas Intimes. Und diskret, versteht sich.«
Jetzt wandte sich die Frau an Summer. »Und Sie, Madam, sind Sie zu dieser Darbietung bereit? Denn das entscheiden alleine Sie.«
Summer klammerte sich an die Tischkante und mied Dominiks Blick. »Ja«, sagte sie so entschieden sie konnte.
»Nur tanzen oder … mehr?«, fragte die Frau Dominik.
»Woraus würde dieses ›Mehr‹ denn bestehen?«, hakte er nach.
»Sie sind doch ein Mann mit Fantasie. Das würde ich Ihrer Vorstellung überlassen«, sagte sie mit einem mehrdeutigen Lächeln.
Dominik dachte nach. »Nur tanzen«, sagte er schließlich mit einem Seitenblick auf Summer, die blass geworden war und die Luft anhielt.
»Unsere Künstlerinnen sind auch zu Privataufführungen bereit«, sagte die andere. »Wäre das vielleicht von Interesse für Sie?«
Summer schlug das Herz bis zum Hals. Ihre anfängliche Furcht hatte zwar nachgelassen, aber jetzt bekam sie Lampenfieber.
»Ich glaube, ich möchte meine Begleiterin nur tanzen sehen«, erklärte Dominik abschließend. »Auf dieser Bühne.«
»Gut«, meinte die Frau. »Können wir dann bitte die Einzelheiten regeln?«
Sie machte Dominik ein Zeichen, ihr zu folgen, und ging mit ihm einige Schritte beiseite, sodass Summer sie nicht hören konnte. Nach kurzer Unterredung hatte man sich offenbar über das Finanzielle geeinigt, denn Dominik gab der Directrice eine seiner Kreditkarten, und sie zog sie durch ein mobiles Lesegerät.
Nachdem nun alles geklärt war, begleitete die Frau im roten Samtkleid sie zur Treppe.
»Wir werden Madam das Kostüm zu diesem Anlass stellen«, sagte sie. »Wir können ihr mit Sicherheit eine bunte Auswahl an verschiedensten Gewändern bieten, die ihr hervorragend stehen werden. Schließlich bleibt uns eine ganze Stunde, ehe wir sie unserem Publikum präsentieren. Somit ist genügend Zeit, hier oder da noch etwas abzuändern, sollte es nicht hundertprozentig passen.«
»Wunderbar«, sagte Dominik.
Sie öffnete die Tür, um sie auf die hier nur spärlich beleuchtete Bourbon Street hinauszulassen. Draußen war es inzwischen viel kälter geworden.
»Ach, eines noch, Sir.«
»Ja?«
»Haben Sie einen bestimmten Musikwunsch?«
Dominik erkannte den Ausdruck in Summers Augen, ein kurzes Aufblitzen, das sowohl Vorfreude als auch Sorge ausdrückte. Als würde sie ihn anflehen, das Richtige zu sagen.
»Vivaldis Vier Jahreszeiten .«
»Eine gute Wahl«, lobte die Dirctrice. »Ich freue mich schon auf morgen.«
Als um Mitternacht der Funken sprühende Ball herabgelassen war und das Feuerwerk von den mitten auf dem Mississippi liegenden Schiffen abgeschossen wurde, sahen Dominik und
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