80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
spielte. Sie von ihrem Geigenspiel abzulenken versuchte. Er wollte sie elektrisieren. Ihr war bewusst, wie zittrig und unprofessionell ihre Musik jetzt klang. Die Musikerin in ihr war entsetzt über die armselige Darbietung, aber die Frau in ihr konnte einfach nicht anders.
Kurz hielt Dominik inne, um den Augenblick zu genießen und Summers Geschmack zu kosten. Der wachsartige Lippenstift, den sie aufgetragen hatte, schmeckte süß und klebrig und beschmierte zweifellos seine Lippen. Bestimmt sehe ich jetzt aus wie ein Clown, dachte er heiter. Summer war klitschnass, und er bemerkte, wie sehr sie auf jede seiner Zungenbewegungen in ihrem Innern reagierte, dennoch spielte sie weiter. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß, ließ seine Zungenspitze an ihren Kitzler schnellen, spürte, dass er anschwoll, und nahm ihn zwischen seine Lippen. Er drückte ihn, massierte ihn und zügelte sein starkes Verlangen, hineinzubeißen. Sie jedoch stellte sich nur ein bisschen breitbeiniger hin, ohne einen einzigen Ton auszulassen, und lud ihn damit tiefer in sich ein. Seine Haare streiften die Innenseiten ihrer Schenkel, als er die Einladung freudig annahm, sich noch tiefer in sie vergrub und ihre Säfte seine Lippen benetzten.
Summer kam mit einem heftigen Beben, das sich genau beim letzten Ton wie eine Welle in ihrer Körpermitte aufbaute und entlud.
Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört, und es folgte ein langer Moment völliger Stille. Summer stand wie zur Salzsäule erstarrt kerzengerade mitten im Loft, die Augen noch immer fest geschlossen, während Dominik auf Knien zu ihr hochsah. Beide zögerten, wer das erste Wort haben sollte, als könnte die Entscheidung schreckliche Folgen haben.
Summers heftiger Atem durchbrach stakkatoartig die Stille. Sie rang nach Luft.
Dominik erhob sich von dem harten Holzboden, schaute sich um und sah auf der Granitplatte im Küchenbereich neben Summers Handtasche, ihrem pinkfarbenen Handy und einem Schlüsselbund ein Seil liegen. Vielleicht aus ihrem Workshop?
»Bleib hier stehen. Und lass die Augen zu«, sagte er, ging hinüber und nahm das Seil prüfend in die Hand. Es war gerade lang genug, schätzte er. Genau richtig.
Er stellte sich neben sie, legte ihr das Seil zart um den Hals und sicherte es mit einem Knoten.
An ihrem Versuch, ihren Atem zu beruhigen, merkte er, wie nervös sie war.
»Komm«, sagte Dominik und zog sachte an der improvisierten Leine. Summer stellte die Füße zuerst nebeneinander und setzte dann zögernd einen vor den anderen, in die Richtung, in die das Seil sie zog.
Dominik führte sie ins Schlafzimmer.
Nun war Dominik schon vierzehn Tage in New York, und er und Summer hatten sich bereits gut aufeinander eingespielt.
Er hatte seine Stunden in der Bibliothek ihren Probenzeiten angepasst, und bisher hatte es noch keine Konflikte gegeben. Allerdings waren sie sich beide darüber im Klaren, dass es schwieriger werden würde, je näher der Zeitpunkt ihres Soloauftritts rückte. Sie würde noch mehr Stunden üben und hatte mit Simón, dem Dirigenten des Orchesters, zusätzlichen Unterricht vereinbart. Als Dominik vorgeschlagen hatte, sie könnten doch einmal zu dritt essen gehen, hatte Summer gezögert und sich dann in die Ausrede geflüchtet, dass sie Berufliches und Privates strikt trennen wolle.
»Aber wir können doch nicht die ganze Zeit nur für uns bleiben«, sagte Dominik.
»Nein?«
»Es kommt mir fast schon so vor, als ob wir hier in diesem Loft wie in einem Gefängnis leben. Nur du und ich gegen den Rest der Welt.«
»Geht es nicht genau darum, wenn man zusammen ist?«, meinte Summer leicht gereizt.
Sie hatte nicht gewusst, was auf sie zukommen würde, als sie eingewilligt hatte, mit Dominik zusammenzuziehen. Und sie war sich nicht sicher, ob sie für solche Häuslichkeit schon reif war. Natürlich gab es immer noch Momente, in denen er sie überraschte, in denen er unberechenbar war und ihre innere Hure ansprach. Dann übernahm er in unvorhergesehener Weise die Kontrolle, nach der sie sich so sehnte, ohne es immer zeigen zu können. Natürlich war Summer sich im Klaren darüber, dass man solche Gefühle nicht jeden Tag ausleben konnte. Aber während sie sich einerseits in der unumgänglichen Routine ihrer Beziehung gefangen fühlte, verzehrte sie sich andererseits nach neuen Herausforderungen. Ach, verdammt, es war alles so kompliziert …
Neugierig hatte sich Dominik erkundigt, was sie mit Cherry in dem Bondage-Workshop erlebt und auf welche
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