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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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der eher harmlosen Szenen sie sich dort eingelassen hatte. Vielleicht sollte sie die beiden miteinander bekannt machen. Da konnte ja wohl nichts schiefgehen.
    »Ich habe doch da eine neue Freundin gefunden … du weißt schon, als ich das mit dem Seil ausprobiert habe. Sie heißt Cherry. Vielleicht gehen wir mal mit ihr zusammen was trinken? Ich glaube, sie wird dir gefallen.«
    »Ja, bestimmt. Warum nicht?«
    Summer griff zum Telefon und traf eine Verabredung. Sie wollten sich um vier Uhr in einer Bar, die sie kannte, in der Bleecker Street treffen. Dort könnten sie ein paar Stunden zusammensitzen, bis Cherry später am Abend in einem Schuppen in der Bowery auftrat.
    In der Bleecker Street war wie immer um diese Zeit die übliche Mischung aus Szene, Studenten und Touristen unterwegs. Summer und Dominik waren zu Fuß losgegangen, sie hatten die Houston Street überquert und waren an unzähligen Kneipen vorbeigekommen.
    »Warum ausgerechnet im Red Lion, wo es so viel Auswahl gibt?«, hatte Dominik sie gefragt.
    »Es ist ein englischer Pub«, erwiderte Summer. »Wir dachten, vielleicht ist dir nach ein bisschen Heimat in der Fremde.«
    Da Dominik keinen Alkohol trank, war er kein großer Kneipengänger, daran hatte Summer offenbar nicht gedacht. Ihre nicht-sexuellen Begegnungen hatten alle in kleinen Cafés oder italienischen Espressobars in den verschiedensten Ecken von London stattgefunden.
    Wie es das Schicksal wollte, wurde an diesem Abend ein großes europäisches Fußballturnier live im Fernsehen übertragen, und der Red Lion war gesteckt voll mit lärmenden Ausländern, die in New York lebten, und neugierigen Amis. So sahen sie sich gezwungen, ein Stück weiter die Bleecker Street hinauf im Kenny’s Castaways einzukehren, einem Folkclub, der sich seit der Blütezeit des Greenwich Village, als hier Joan Baez, Bob Dylan und all die anderen auftraten, gehalten hatte. Diese Bar war ziemlich leer, es gab sogar noch freie Tische, sodass man ungestört unter sich bleiben konnte.
    Dominik war überrascht, wie klein Cherry war, das hätte er von einer Burlesque-Tänzerin ganz und gar nicht erwartet. Auch wirkte sie recht kompakt unter ihrer neonpinken Topffrisur, und die ausgebeulte Canvastasche, die sie über der Schulter trug, ließ sie noch draller erscheinen.
    »Meine Ausrüstung«, erklärte sie, als sie die schwere Tasche auf den Boden stellte. »Ich packe immer mehr ein, als ich letztlich brauche. Ein Ersatzkostüm, Accessoires, fünf Paar Schuhe … Aber so ist halt der Job, man weiß im Voraus nie genau, was einem zupass kommt«, ergänzte sie entschuldigend und glättete mit den schwer beringten Fingern ihr gefärbtes Haar.
    Dominik hatte vergessen, den Barkeeper darauf aufmerksam zu machen, dass er nur wenig Eis wollte, und so kam seine Cola ultra-amerikanisch, die Eiswürfel türmten sich bis zum Rand. Die beiden Frauen hatten zu Ehren von Cherrys Haarpracht pinkfarbene Cocktails bestellt. Nicht gerade das, was Summer normalerweise trank, fiel Dominik auf, zumal er hinter der Theke eine Auswahl an japanischen Bieren entdeckte.
    »Du bist also Dominik?«, sagte Summers vollbusige Freundin und musterte ihn von oben bis unten. Ihre schwarze Lederjacke war an den Kanten abgewetzt und an manchen Stellen geflickt. Dazu trug sie hautenge Leggins mit Leopardenmuster und glitzernde Skyscrapers, eine Aufmachung, mit der sie besser in ein Varieté als in einen Pub passte.
    Dominik hatte vergessen, Summer zu fragen, wie viel sie ihrer neuen Freundin über ihre Beziehung verraten hatte.
    »Wie er leibt und lebt.«
    »Huch, wie britisch!«, bemerkte Cherry.
    »Und du bist Cherry, die Bondage-Lady.«
    Summer musste bei ihrem kleinen Geplänkel lächeln.
    Cherry hob das Glas. »Auf die Freundschaft.«
    Die beiden folgten ihrem Beispiel.
    »Ich hab kein gutes Ohr für amerikanische Akzente«, sagte Dominik. »Woher kommst du, Cherry?«
    »Aus Kanada«, sagte sie mit übertriebener Betonung, wie um es auch gleich zu beweisen.
    »Oh. Ich bitte demütig um Verzeihung.«
    »Ich stamme aus Turner Valley in Alberta, einem Kaff südwestlich von Calgary. Du hast bestimmt noch nie davon gehört, aber es ist genau so, wie du es dir wahrscheinlich vorstellst. Raue Natur, kein einziger Wolkenkratzer weit und breit und ganz bestimmt keine Varietés. Ich habe bei der ersten Gelegenheit Reißaus genommen. Zuerst habe ich es als Oben-ohne-Kellnerin versucht, und dabei habe ich ein paar Mädels kennengelernt, die mir das Tanzen beigebracht

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