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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Vertrauen neuer Klienten zu gewinnen. Sie hatte einen Hund, einen alten Basset, der gegenüber von mir auf einem ramponierten roten Kissen auf dem Sofa lag und mich aus seinen von schweren Lidern beschatteten Augen unverwandt anstarrte.
    Der Hund beruhigte mich. Tierhalter, insbesondere Hundebesitzer sind mir immer gleich sympathisch. Hätte ich vor meinem ersten Besuch in Dominiks Haus schon gewusst, dass er kein Tier hielt, hätte mich das unter Umständen gegen ihn einnehmen können. Doch da hatten wir bereits Sex miteinander gehabt, und deshalb war es zu spät, diesen Punkt als Charakterfehler in die Erstbeurteilung aufzunehmen.
    Susan musste also wenigstens so nett sein, dass ihr Hund immer in ihrer Nähe sein wollte. Daher gab ich es nach ein paar Seiten auf, den Berg von Papieren durchzulesen, die sie für mich vorbereitet hatte, und unterschrieb kurzerhand alles. Es standen ohnehin nur komplizierte Begriffe und Prozentzahlen drauf, an denen ich nichts würde ändern können. Ich hatte bereits mehr Glück als Verstand gehabt, überhaupt so weit zu kommen, wie konnte ich da noch schachern? Das würde ich vor meiner nächsten Tournee tun, wenn die erste erfolgreich gewesen sein sollte. Auch ohne den Hund hatte ich zu Susan instinktiv Vertrauen. Sie kalkulierte knallhart, doch ohne mich über den Tisch zu ziehen.
    Nach der Unterzeichnung der Verträge war ich mit Cherry verabredet, die ganz in der Nähe arbeitete. Als Grundschullehrerin, wie ich nun erfuhr.
    »Wie hältst du es bei deinem Privatleben mit der Schulbehörde?«, fragte ich sie, als wir bei Lenny’s auf der Second Avenue vor einer Tasse Kaffee saßen.
    »O Gott, die haben keine Ahnung. Deshalb benutze ich in der Regel ja auch meinen Künstlernamen. Nur meine Familie und meine Arbeitskollegen rufen mich bei meinem richtigen. Im Grunde habe ich zwei verschiedene Leben. Aber daran gewöhnt man sich. Wenn du weiter in der Kinky-Szene mitmischen willst, solltest du dir das auch überlegen, jetzt, wo du in der Öffentlichkeit stehst.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich mit einem anderen Namen wohlfühlen würde. Das wäre irgendwie unehrlich.«
    »Ach komm, als wärst du sonst immer die Ehrlichkeit in Person.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich pikiert. Auf meine Offenheit war ich bisher immer stolz gewesen. Ich konnte Leute nicht ausstehen, die anderen etwas vormachten. Für mich war das ein Zeichen von Schwäche, ja sogar Feigheit.
    »Ich meine deine beiden Typen. Sie wissen nichts voneinander, oder?«
    »Das sind nicht meine beiden Typen! Mit Simón habe ich nichts.«
    »Sieht für mich aber ganz anders aus.«
    »Tja, du siehst eben nicht alles.« In mir kochte es. Ich hatte anstrengende Tage hinter mir, dazu Dominiks verletzende Bemerkungen und Vorwürfe, und ich hatte keine Lust, mir jetzt von Cherry Ähnliches anzuhören.
    »Was du tust, ist deine Sache, aber wie du damit umgehst, ist meiner Meinung nach nicht fair. Das hat mit offener Beziehung nichts zu tun. Du betrügst Dominik.«
    »Ich habe Simón nicht mal angerührt!«
    »Wirklich nicht?«
    Jetzt sagte ich lieber nichts, denn einmal hatten wir uns ja geküsst. Ein einziges Mal. Mehr nicht.
    »Meine Beziehung zu Dominik ist völlig anders als das, was du mit deinen beiden … Kerlen hast. Die ja sowieso nie da sind«, setzte ich noch gehässig nach.
    »Ich meine ja nur. Verständlich, dass du dir Simón warm halten willst, wo er solche Wunder für deine Karriere bewirkt. Aber deswegen solltest du Dominik nicht aufgeben. Er ist ein guter Kerl. Das könntest du später bereuen.«
    »Willst du damit sagen, ich nutze ihn aus? Für meine Karriere?«
    »Wo denkst du hin! Klar, ohne einen reichen Wohltäter, der dir eine teure Geige kauft, und einen berühmten jungen Dirigenten, der dich zufällig mit einer Agentin zusammenbringt, wärst du schließlich genauso weit gekommen.«
    Jetzt bedauerte ich es, ihr erzählt zu haben, wie Dominik und ich uns kennengelernt hatten. Sie konnte es nicht verstehen.
    Ich nahm meine Handtasche und knallte einen Geldschein auf den Tisch, der für unsere Getränke und ein mehr als großzügiges Trinkgeld reichte. Doch ich kam mir ein bisschen schäbig vor, als ich davonstürmte, denn letztlich hatte sie nicht ganz unrecht. Außerdem war es nicht nett von mir, ihr meinen plötzlichen Reichtum unter die Nase zu reiben. Zu spät, dachte ich, als ich meinen Sturmschritt wieder auf ein normales Tempo drosselte und feststellte, dass ich mich im Central Park befand. In

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