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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Interesse zu wecken, waren nach hinten losgegangen.
    An einem Nachmittag, an dem er mich bei den Proben glaubte, kehrte ich früher zurück, um ihn zu überraschen. Als er die Tür aufschloss, fand er mich in der Küche, wo ich einen Apfelkuchen backte. Gekleidet war ich in eine sexy Schulmädchenkluft, die ich online bestellt hatte, komplett mit Söckchen, kariertem Minirock und Trägern. Mein langes Haar hatte ich zu Zöpfen geflochten. Das Ganze war als Scherz gedacht, obwohl ich natürlich hoffte, dass er es nicht nur amüsant, sondern auch erregend finden würde.
    »Manchmal frage ich mich, ob du mich wirklich kennst«, erklärte er, nachdem er mich mit einem vernichtenden Blick gemustert hatte. Dann verschwand er wutschnaubend hinter der Trennwand zum Schlafbereich.
    Ich warf den Kuchen in den Mülleimer und stellte die Dunstabzughaube an, um den Geruch zu vertreiben.
    Danach gab ich auf. Ich ließ ihn schmollen, obwohl ich mich abends, wenn ich neben ihm unter die Decke schlüpfte und er mir den Rücken zukehrte, fühlte, als wären wir beide tiefgefroren und durch eine Wand aus Eis getrennt.
    Ich wollte die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren, doch meine Arme waren wie gelähmt.
    Simón hingegen verbrachte gerne seine Zeit mit mir, und das zunehmend. Ich hegte allmählich den Verdacht, dass er den Stundenplan der übrigen Musiker so anlegte, dass sie nach der Probe stets hastig zum nächsten Termin aufbrechen mussten, während wir im Untergeschoss allein zurückblieben, wenn ich meine Noten einpackte und meine Sachen zusammensuchte. Er wollte alle Einzelheiten der Tournee wissen, ebenso das Repertoire jedes einzelnen Abends. Ich hatte die gesamte Organisation in die Hände des Schicksals und meiner Agentin gelegt, die meine Reise so generalstabsmäßig plante wie eine verdeckte CIA -Operation. Daher konnte ich Simón nicht einmal Auskunft geben, wann und für wie lange ich an welchem Ort sein würde.
    Seine Aufmerksamkeit ging mir allmählich auf den Geist. Von seinem intensiven Rasierwasser bekam ich Kopfschmerzen. Sein krauses Haar weckte in mir den Impuls, ihm ein Haargel in sein Badezimmerschränkchen zu stellen. Selbst die unzähligen in seinem Eingangsflur aufgereihten Schuhe, die ich anfangs noch charmant und elegant gefunden hatte, gingen mir jetzt auf die Nerven.
    Nach jeder Probe eilte ich nach Hause, weil ich hoffte, dass Dominik mir vergeben hatte und in den letzten Tagen, die uns noch blieben, wieder alles so sein würde wie früher. Doch das Loft war leer, und je häufiger ich allein blieb, desto einsamer fühlte ich mich.
    Als es sich nicht mehr aufschieben ließ, begann ich zu packen. Ich nahm so wenig wie möglich mit, um Dominik zu signalisieren, dass ich nicht lange fortbleiben würde – meine Bühnen-Outfits wie das lange schwarze Kleid, das er mir für meinen ersten Soloauftritt gekauft hatte, und ein paar kürzere Cocktailkleider für Konzerte in kleinerem Kreis oder vor einem konservativen Publikum, dem ich mich nicht in einem durchsichtigen Fummel präsentieren konnte.
    Am Abend vor meiner Abreise kam Dominik nicht nach Hause.
    Simón rief an, wahrscheinlich, um mir alles Gute zu wünschen, denn mein Flieger ging am Morgen schon in aller Frühe. Ich ließ seinen Anruf auf die Sprachbox laufen und hörte mir seine Nachricht nicht an.
    In einem letzten verzweifelten Versöhnungsversuch hatte ich mich so eng, wie es mir ohne Hilfe möglich war, in mein schwarzes Korsett geschnürt und mich mit meinem Lippenstift in der von Dominik bevorzugten dunklen Farbe geschminkt. Ich sah aus wie in unserer ersten gemeinsamen Nacht im Loft oder wie damals, als ich für ihn und sein Publikum gespielt hatte: mit dunkelroten Nippeln und Schamlippen.
    Außerdem hatte ich in der Wohnung alle Lampen gelöscht bis auf einen Strahler an der Wohnzimmerdecke, der einen Lichtkegel auf den Holzboden warf.
    Dort ging ich mit Geige und Bogen in Position und wartete.
    Ich wartete und wartete.
    Die Uhr schlug Mitternacht, und noch immer kam er nicht.
    Bei jedem anderen Mann wäre ich davon ausgegangen, dass er sich irgendwo betrank, aber Dominik rührte keinen Alkohol an. Das bedeutete, wo immer er sich auch befand, er wusste ganz genau, wie spät es war an diesem Abend, meinem letzten in New York vor der Tournee.
    War er bei einer anderen Frau? Eher unwahrscheinlich. Vermutlich hockte er allein zwischen all seinen Büchern und ertränkte seine Wut in einer Flut von Worten.
    Schließlich ging ich ins Bett und

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