Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
Kaffee, als ich wach wurde. Mein Körper war voller blauer Flecken, die Laken rot verschmiert wie von Blut.
    Sie stachen mir schreiend ins Auge, die Spuren meines Lippenstifts, der Farbe, die mir half, zu einem Wesen der Nacht zu werden, das Rot im Licht des Tages greller als grell.
    Calgary, die Stadt, in der fast jeder Mann einen Cowboyhut trug, um Mitternacht. Mein Hotelzimmer hätte geradewegs aus einem Reiseprospekt der Fünfzigerjahre stammen können, so funktional, so nüchtern und deprimierend wirkte es mit seinen Farben. Die doppelverglasten Fenster ließen kein Geräusch von außen nach innen dringen – ein absoluter Leerraum und mittendrin eine leere Frau.
    Jetzt musste ich mich wieder auf ein Leben ohne Dominik einstellen.
    Die Striemen, die seine Hände auf meinem Körper hinterlassen hatten, schienen mir wie die Essenz unserer Beziehung.
    Kurz vor meiner Abreise hatte ich auf eine spontane Eingebung hin ein Seil in meinen Geigenkasten gepackt.
    Als ich jetzt nackt durch dieses sterile Hotelzimmer wanderte, legte ich es mir um den Hals.
    Ich ließ meine Hände über die Taille hinweg weiter nach unten gleiten und berührte mich. Mit Dominiks Gesicht vor meinem geistigen Auge wünschte ich mir, er würde hier neben mir Gestalt annehmen, die Enden des Seils ergreifen und es zuziehen, bis ich kam, das Bewusstsein verlor oder erstickte.
    Neuseeland, Australien, London, New York, und jetzt von allen Orten der Welt ausgerechnet Calgary. Ich war wieder unterwegs.

8
    UNTREUE
    Dominik hatte das Stipendium bekommen, damit er in Ruhe für einen Aufsatz oder vielleicht sogar ein Buch über amerikanische Schriftsteller und Musiker im Paris der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg recherchieren konnte. Das Thema interessierte ihn schon seit Langem, und da es in der Forschung bisher ziemlich stiefmütterlich behandelt worden war, bot der Stoff vielfältige Möglichkeiten. Doch je tiefer er sich einarbeitete, desto mehr verlor er die Lust daran.
    Vermutlich käme ich in Paris leichter an Material, dachte er gelegentlich, und wenn Summer mal wieder auf einer Konzertreise war und seine Stimmung auf den Nullpunkt sank, überlegte er sogar, vielleicht für eine Woche in die französische Hauptstadt zu fliegen.
    Da kam ihm ein Gedanke. Er kramte die Unterlagen zum Stipendium heraus und schaute sich noch einmal genauer an, unter welchen Bedingungen es ihm gewährt worden war. In der Anzeige im Book Forum , durch die er darauf gestoßen war, hatte es seiner Erinnerung nach geheißen, dass es nicht nur Literaturwissenschaftlern, sondern auch Schriftstellern helfen sollte, ein Projekt zu Ende führen. Insgesamt waren ein Dutzend Stipendien vergeben worden, doch er hatte die anderen Glücklichen lediglich einmal, auf der Cocktailparty zu ihrer Begrüßung in New York, gesehen. Zwei von ihnen – ein dürrer Blonder aus Portland, Oregon, und eine untersetzte Finnin mit kurzen Haaren, die ein furchtbares Englisch sprach, waren tatsächlich mit einem Romanprojekt angereist.
    Vielleicht konnte er sein Material und seine Ideen ja zu einem Roman verarbeiten? Das könnte eine ganz neue Herausforderung werden und eine Erfahrung, die mit Geld nicht zu bezahlen war. Warum nicht einfach eine Handvoll Figuren erfinden und sie mit den legendären Gestalten zusammenführen, die während der goldenen Jahre des Existenzialismus Saint-Germain-des-Prés bevölkert hatten: Miles Davis und die anderen Jazzgrößen, Juliette Gréco, Boris Vian und Jean-Paul Sartre. Einfach Fantasie und Fakten mixen und einen kräftigen Schuss Erotik dazugeben.
    Das könnte funktionieren, überlegte er. Schon lange hatte er davon geträumt, mal einen Roman zu schreiben.
    Gleich wurde seine Laune besser. Er hatte gehofft, Summer würde ihn an diesem Morgen anrufen. Am Vorabend hatte sie einen Auftritt in Maine gehabt, und oft meldete sie sich am nächsten Tag, sobald sie ihren Akku aufgeladen hatte, um ihm zu berichten, wie es gelaufen war. Wie ein verliebter Teenager hatte er ständig das Telefon im Blick gehabt, aber es hatte nicht geklingelt. Das war nun schon das zweite Mal in dieser Woche. Nach dem Konzert in New Hampshire hatte er gleich mehrere Tage nichts von ihr gehört. Teils war Dominik enttäuscht und fühlte sich vernachlässigt, teils träumte er davon, wie er sie dafür züchtigen und erniedrigen würde und wie scharf sie das beide machen würde. Doch selbst dabei hatte er das Gefühl, dass seine Fantasie wie ausgetrocknet war.
    Als er nach Summers

Weitere Kostenlose Bücher