Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
triumphalem Debüt in der Webster Hall in das Loft zurückgekehrt war, hatte er seine Verabredung mit Miranda unter dem Vorwand eines Termins außerhalb der Stadt abgesagt. Irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, dass es nicht der rechte Zeitpunkt für Untreue war.
    Selbst schuld, Summer, dachte er, als er die Visitenkarte herauszog, auf deren Rückseite er sich Mirandas Nummer notiert hatte.
    »Ach, der vielbeschäftigte Literaturfreund!«, scherzte sie, als er anrief.
    »Höchstselbst. Immer noch Lust auf ein Treffen?«
    »Liebend gerne.«
    Sie verabredeten sich für den frühen Abend bei Balthazar in der Spring Street, nur wenige Blocks von seinem Loft entfernt. Seit Summer so viel unterwegs war, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, dort jeden Vormittag ein kräftiges Frühstück zu verdrücken, das bis zum Abendessen reichte.
    Er hatte das Telefon kaum aus der Hand gelegt, als es wieder klingelte. Endlich Summer? Vielleicht hatte sie in der Ferne seine Unruhe gespürt und erraten, dass er an eine andere Frau dachte. Gutes oder schlechtes Timing?, fragte er sich.
    »Hallo?«
    »Hallo, Fremder!«
    Das war nicht Summer, aber er erkannte die Stimme.
    »Hi, Lauralynn.«
    »Ich bin in der Stadt.«
    »Was für eine Überraschung. Nur auf der Durchreise oder für länger?«
    »Das hängt von verschiedenen Dingen ab. Aber damit will ich dich jetzt nicht langweilen. Ich würde dich gern sehen, ein bisschen deftigen Tratsch austauschen, hören, wie’s für dich so läuft in Big Apple. Ich habe von unserer Miss Summer gelesen – sie scheint ja Furore zu machen, ein neuer Stern am Konzerthimmel. Ich bin ziemlich eifersüchtig und ärgere mich, dass ich mich damals mit acht für das Cello und nicht für die Geige entschieden habe. Aber in diesem zarten Alter hat man eben noch keine Ahnung, was sexy ist und was nicht.«
    Dominik lächelte.
    »Also, was hältst du davon? Ich bin völlig frei heute Abend.«
    »Ich nicht.«
    »Summer hält dich wohl an der kurzen Leine?«
    »Ganz im Gegenteil. Sie ist nicht in der Stadt, sondern auf Tournee in Kanada. Gestern war sie irgendwo in Toronto oder vielleicht ist sie inzwischen auch in Québec – ich weiß nicht so genau. Was hältst du von morgen?«
    »Geht nicht. Da muss ich vorspielen, drüben in Connecticut, es geht um eine dreimonatige Vertretung, irgendjemand kriegt ein Baby. Ein Kammerorchester, es gehört zur Yale University. Ich wäre dann in New Haven, aber mit dem Zug ist man in etwa einer Stunde hier. Den Tipp habe ich von Victor.«
    »Victor?«
    »Ja. Der weiß immer über alles Bescheid, was in unseren Kreisen los ist. Ist doch nett von ihm, dass er an mich gedacht hat. Habt ihr euch denn noch gar nicht getroffen in New York?«
    »Nein«, antwortete Dominik.
    Er wusste immer noch nicht genau, welche Rolle Victor in der Zeit gespielt hatte, als Summer allein in Manhattan war. Auf seine Frage, ob sie ihm dort mal begegnet sei, hatte sie nur ausweichend geantwortet und schnell das Thema gewechselt. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass etwas zwischen ihnen gelaufen war, andererseits wollte er es auch nicht so genau wissen. Die Vergangenheit kann man ohnehin nicht mehr ändern, dachte er.
    »Jedenfalls nehme ich morgen Nachmittag den Zug vom Grand Central nach New Haven, und dann heißt es drei volle Tage Vorspielen und gemeinsame Proben. Danach gilt es abzuwarten, ob ich würdig bin, bei ihnen mitzuspielen. Daher dachte ich, vielleicht heute Abend …«
    Dominik wollte Lauralynn wirklich gern treffen. Sie hatte ihn vom ersten Augenblick an fasziniert und angezogen, obwohl er wusste, dass er nicht ihr Typ war und sie auf Frauen stand. Doch sie hatte einen Sinn für Humor, der ansteckend war. Nach kurzer Überlegung sagte er daher: »Hör zu, ich bin heute Abend eigentlich schon verabredet. Aber warum kommst du nicht einfach mit, und wir schauen, wie’s läuft. Wenn die Chemie stimmt, können wir gemeinsam essen gehen und weitersehen. Und falls nicht, merken wir das früh genug und gehen getrennte Wege. Es ist nur eine Frau, die ich auf einem Flug kennengelernt habe und die vielleicht interessant ist.«
    »So ein ungezogener Junge.« Lauralynn kicherte. »Das gefällt mir. Sag bloß nicht, sie ist auch Musikerin?«
    »Nein. Glaubst du etwa, ich bin auf Streicherinnen fixiert? Eine gute Bläserin ist auch nicht zu verachten.«
    »Wie unartig. Aber hüte dich vor den Schlagzeugerinnen. Ich habe gehört, die machen die Männer nur heiß und lassen sie dann eiskalt

Weitere Kostenlose Bücher