80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
die Luft in Ordnung, aber schon bald wurde es so stickig in dem geschlossenen Raum, dass er sein Hemd aufknöpfte. Als sein Rücken schweißnass geworden war, zog er es ganz aus und legte es auf den Steinboden.
Er versuchte, wach zu bleiben, und lauschte angestrengt, ob sich jenseits der Stahltür im Haus irgendetwas regte. Doch nur erdrückende Stille. Alles, was er hörte, war sein eigener, zunehmend keuchender Atem. Im Geiste fing er an zu überschlagen, wann es mit ihm zu Ende gehen würde.
Er war ganz allein an diesem finsteren Ort, mit nichts als seinen Erinnerungen.
Fühlte sich so der Tod an?
Bilder von Frauen, lachenden Gesichtern, Augen, unendlich viele Worte, die er gehört, gesprochen, niedergeschrieben hatte, all dies blitzte in seinem Kopf auf, während er seine Reise ins Licht antrat.
Körper, Gesichter, Brüste, Gerüche, Farben, Gefühle.
Dinge, die er bedauerte. Viel zu viele.
Dinge, die er getan hatte.
Dinge, die er nicht getan hatte.
Dominik hockte auf dem Boden, die kostbare Bailly in Reichweite. Er spürte, dass es immer heißer wurde, und versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren.
Wurde die Luft jetzt tatsächlich dünner, oder bildete er es sich nur ein?
Er verspürte den Drang, die Augen zu schließen und einfach wegzudämmern, aber er wusste, dass er gerade das unbedingt vermeiden musste.
Wie würde Summer sich später einmal an ihn erinnern, wenn er nicht mehr da war?, grübelte Dominik. Würde sie ihn für den halten, der alles vermasselt hatte? Wenn er jetzt tatsächlich starb, würden seine letzten Erinnerungen ihr gelten, und sie würden in einer Dauerschleife durch seinen Kopf kreisen. Er lächelte schwach. Gab es einen schöneren Tod, als den Anblick ihres Körpers in die Ewigkeit mitzunehmen?
Seine Lider flatterten. Da meinte Dominik plötzlich, ein Geräusch zu hören, ganz in der Ferne, schwach, unbestimmt.
Er lauschte angestrengt, aber dann war wieder alles still. Da wieder, wie ein Echo von weit her. Sein Name. Jemand rief nach ihm! Kurz fürchtete er, es sei eine Halluzination, ein sicheres Anzeichen, dass es mit ihm zu Ende ging; doch dann schien das Geräusch näher zu kommen. Summers Stimme und noch eine zweite, männliche. Viggo. Vermutlich kamen sie gerade die Wendeltreppe herunter.
Dominik wartete, bis sie ihren Stimmen nach im unteren Stockwerk angekommen waren. Als er sie unter der niedrigen Decke des Pools deutlicher rufen hörte, machte er sich lautstark bemerkbar.
»Ich bin hier! Hier drin!«
Schritte stürzten auf den Tresorraum zu.
Endlich ging die Tür mit einem leisen Zischen auf …
Licht drang von außen herein und blendete Dominik, der schon etliche Stunden in völliger Dunkelheit ausgeharrt hatte; dennoch konnte er die verschwommene Silhouette von Summer und die schlaksige Gestalt von Viggo hinter ihr ausmachen. Ihre Gesichter nahm er nur undeutlich wahr.
»Dominik!«, schrie Summer auf.
»Alles in Ordnung mit mir.«
»Bist du sicher, dass du okay bist?«
»Ja. Mir war nur ein bisschen heiß.« Ihm fiel ein, dass er kein Hemd anhatte.
Der mit der Tür gekoppelte Timer schaltete wieder das Licht ein.
Summer eilte zu ihm, mit Panik in den Augen, denn ihr wurde klar, wie schlimm es hätte ausgehen können.
»Es tut mir so leid … ich hätte nie gedacht …«
Hinter ihr kam Viggo herein, der, als er sah, dass seine Sammlung unversehrt war, lächelte.
»Da hast du dich ja ganz schön zum Affen gemacht, was, Alter?« Er war kurz davor loszuprusten. In seiner hautengen Jeans und den kniehohen Stiefeln sah er wie eine Vogelscheuche aus.
»Kann man wohl sagen«, stimmte ihm Dominik zu.
»Schwamm drüber«, meinte Viggo. »Mein Fehler. Ich hätte die Angélique nicht aus dem Green Room in der Academy mopsen lassen sollen. Ich war bei ihrem Anblick einfach hin und weg. Inzwischen tut es mir leid. Hätte ja nie gedacht, dass es Summer so zu Herzen geht … das war einfach gedankenlos von mir.«
Dominik streifte sich das Hemd über. »Du nimmt es mir also nicht übel, dass ich in dein Haus eingebrochen bin?«, fragte Dominik.
»Natürlich nicht«, antwortete der Musiker. »Ich bin ja selbst schuld. Summer hat mir alles erklärt. Und außerdem, wer redet denn von Einbruch?« Er lächelte spitzbübisch. »Du hattest doch einen Schlüssel. Betrachte dich als mein Gast.«
Dominik seufzte erleichtert auf und ging an ihm vorbei zum Pool. Summer folgte ihm.
»Habt ihr nicht etwas vergessen?«, rief ihnen Viggo nach.
Beide wandten den
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