80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
sie etwa auf die Probe? War das ein Spiel?
»Ich will dich auch«, sagte er endlich.
Er trat ans Bett, strich ihr mit einer Zärtlichkeit, die sie so noch nie erfahren hatte, über die Lider – etwa wie ein besonders sanfter Leichenbestatter einer toten Frau die Augen schließt – und bat Summer, sich auf den Rücken zu legen. Behutsam spreizte er ihre Beine und baute sich über ihr auf, sodass sein Schatten sich an der Zimmerdecke abzeichnete, während sich draußen der Abend wie eine graue Decke herabsenkte.
Er schob sich zwischen ihre Beine, und sie umfasste sein Geschlecht und lotste es in sich hinein.
»Akzeptiere mich einfach so, wie ich bin«, sagte sie.
Dominik füllte sie triumphierend aus.
»Psst …«, flüsterte er.
Summer erschauerte.
Viggo schaltete den Bildschirm aus. Er grinste breit und zufrieden vor sich hin.
Das Paar, das er beobachtet hatte, hatte sich endlich voneinander gelöst, seine Einheit aufgegeben, war nicht länger das Tier mit den zwei Rücken, in dessen Bewegungen sich die Eleganz fliegender Vögel mit der wilden Grausamkeit fleischfressender Tiere verband. Ein frenetischer und ekstatischer Tanz der Leiber, aufgeführt mit der wilden Hemmungslosigkeit von Tigern, die auf Leben und Tod kämpfen.
Nun schöpften sie erst einmal Atem. Waren wieder zwei geworden. Summer und Dominik.
Natürlich wusste Viggo, dass er ein Voyeur war. Doch wer ist schon ohne Fehler?
Er war ein Mann, der Schönheit zu schätzen wusste, wenn sie ihm begegnete, und oft wollte er sie für sich behalten, aufbewahren, am besten unter Glas. Sie sammeln.
Wäre Schönheit etwas, das man in Flaschen abfüllen könnte, wäre er der Erste, der sein Scheckbuch zücken würde.
Natürlich, er hatte mit Summer geschlafen. Allein und zu dritt mit Luba. Aber sie beim Ficken mit Dominik zu beobachten, hatte ihm eine ganz andere Schönheit enthüllt. Er hatte gesehen, wie sie zum Leben erwacht war, hatte beobachtet, wie ihr Körper zu leuchten begonnen hatte, wie all ihre angeborene Abwehr und Ängstlichkeit dahingeschmolzen war, als Dominik die Kontrolle übernommen hatte und sie ihrem Drang nach Unterwerfung freien Lauf gelassen hatte. Viggo hatte sich nie für Männer interessiert, aber der Anblick von Dominik und die Art, wie er und Summer sich ineinander- und zueinandergefügt hatten, waren hinreißend gewesen.
Sein Mund war trocken.
Er nahm eine Flasche edlen Bourbon aus seiner Bar und schenkte sich großzügig ein.
»Köstlich«, murmelte er vor sich hin, was sich sowohl auf die angenehm herbe Flüssigkeit bezog, die ihm die Kehle hinunterrann, als auch auf das Liebespaar, das er eben noch heimlich auf dem Bildschirm beobachtet hatte.
Im Gästeschlafzimmer eine versteckte Kamera zu installieren war ein Streich gewesen, als er vor etlichen Jahren die Villa gekauft und von einem befreundeten Architekten hatte umbauen lassen. Ein gutes Mittel, den schlechten Ruf zu pflegen, den er sich als Rockstar nun einmal schuldig war. Lange Jahre war die Kamera in Vergessenheit geraten. Erst die eigenwillige Luba, diese geheimnisvolle, elegante Schönheit mit internationalem Flair, hatte ihm eines Abends vorgeschlagen, er solle sie mit einer jungen Frau beobachten, die sie in einem Club aufgerissen hatte – eine Punkerin mit einem kleinen Tränentattoo unter einem Auge, wie er sich erinnerte. Viggo seufzte, als er sich den betörenden Anblick der beiden Frauen, ihre Kurven ins Gedächtnis rief, ihre aufreizenden Küsse und Berührungen, ihre Gier, das perfekte Zusammenspiel von Lust und Begehren.
Es war nicht die Mechanik des Sex, die ihn anmachte, sondern die lasziven Bewegungen, die stumme Eleganz der Körper, die sich zu einem Pas de deux zusammenfanden. Das Schauspiel der beiden Frauen war für ihn ungeheuer mitreißend gewesen. Viel beeindruckender als heterosexuelle Paare, die er mit Freunden bei wilden Partys in seiner Villa beobachtet hatte. Die Gäste – manche eigens dazu ermutigt, dieses Schlafzimmer zu benutzen – hatten keine Ahnung gehabt, dass Viggo und andere sich einen Spaß daraus machten, ihnen zuzusehen. Und keines dieser hintergangenen Paare hatte die anmutige Wildheit von Summer und Dominik gehabt, überlegte er. Die beiden hatten einen Heißhunger und eine Leidenschaft offenbart, die ihn beinahe neidisch werden ließen, eine Begierde, die mit der Gefahr spielte. Mehr als einmal hatte ihm der Atem gestockt, wenn einer von beiden in unheilvolle Gefilde vordrang, mit einer Bewegung, einer Hand
Weitere Kostenlose Bücher