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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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seinen Teller, auf dem verloren eine Scheibe Toastbrot lag.
    Er dachte an die vielen Monate, die Lauralynn jetzt schon bei ihm wohnte. Sie waren sich zum ersten Mal begegnet, als Dominik ein sehr privates Konzert in einer Krypta organisiert hatte – ein Konzert, bei dem Summer nackt für ihn Geige spielte, während Lauralynn und zwei weiteren Streichern die Augen verbunden waren. Später war Lauralynn bei ihm in Manhattan aufgetaucht, als Summer gerade auf Reisen war, und hatte ihm einen Einblick in für ihn ganz neue Spielarten der Sexualität gegeben. Als er dann nach London zurückkehrte, war sie irgendwann nachgekommen, und sie wurden Komplizen beim Aushecken sinnlicher Vergnügungen. So hatte sie ihm geholfen, den Verlust von Summer zu verarbeiten.
    Jetzt aber war er allein in seinem großen Haus und sich selbst überlassen.
    Er setzte sich vor seinen Computer und starrte auf den leeren Bildschirm. Er sah bereits kommen, dass er im Lauf des Tages etwa tausend Wörter getippt, die meisten aber bis zum Abend aller Wahrscheinlichkeit nach wieder gelöscht haben würde. Sein Leben ödete ihn an.
    Ihm fehlten die Vorlesungen und seine Studenten. Allmählich gestand er sich ein, dass es ein Fehler gewesen war, nach dem großen Überraschungserfolg seines Paris-Romans, dessen tragische Heldin deutliche Züge von Summer trug, seine Professur aufgegeben zu haben.
    Zwar hatte er einen Vertrag für einen Folgeroman, doch war er mit der Arbeit bereits mehrere Monate im Rückstand, weit hinter dem Zeitplan, den er an die Wand über seinem Schreibtisch gepinnt hatte.
    Es war sicherlich ein großer Druck, etwas abzuliefern, das es mit der lebendigen, romantischen Atmosphäre von Summers Buch aufnehmen konnte, wie er es inzwischen nannte. Zugleich aber stand er vor der traurigen Realität, dass ihm nichts Rechtes einfiel. Was ihm auch in den Sinn kam, es erschien ihm bei näherer Betrachtung gekünstelt und langweilig. Er brauchte einen Aufhänger. Eine Geschichte. Figuren. Er konnte die von Summer inspirierten Gefühle nicht wieder und wieder aufwärmen. Und sei es auch nur, weil es einfach zu wehtat.
    Nachdem es mit Summer zum Bruch gekommen und er überstürzt aus New York abgereist war, hatte er seinen ersten Roman wie im Rausch fertig geschrieben. Seine Finger waren über die Tastatur geflogen, während Musik durch den Raum dröhnte: mal etwas aus dem Klassikrepertoire, das er Summer so oft hatte spielen hören, dann wieder französische Chansons und amerikanischen Jazz der Fünfzigerjahre, also die Hintergrundmusik seines rasch Form annehmenden Romans. Jetzt verfügte er sogar über den Luxus, einige dieser Stücke in Aufnahmen von Summer selbst zu hören, auf CD s, die sie in den vergangenen Monaten herausgebracht hatte, als es mit ihrer eigenen Karriere steil bergauf ging. Allerdings half ihm das auch nicht weiter; es hatte sogar den gegenteiligen Effekt – meist brachte er gar nichts mehr zustande, wenn er die kristallklaren Klänge der Bailly hörte. Dann sah er unweigerlich den Ton von Summers Haut vor sich, ihre roséfarbenen Nippel, und tief in seinen Erinnerungen schmeckte er sogar ihr Geschlecht. Früher hatte ihn all das inspiriert, jetzt bewirkte es nichts anderes, als seinen Schmerz und seine Depressionen zu vertiefen.
    Er hatte sich Summers CD s gekauft. Die erste war eine mitreißende Interpretation von Vivaldis Vier Jahreszeiten , in der Dominik Summers ganze Leidenschaft spürte, ihre übermütigen Stimmungen, aber auch ihre feine Sensibilität. In der Klatschpresse hatte er gelesen, dass sie jetzt mit Simón Lobo zusammenlebte. Das fand er nicht weiter überraschend. Simón hatte bei all ihren Aufnahmen das Orchester geleitet, außerdem hatte Summer in den wenigen Monaten, in denen sie mit Dominik in seinem Loft in Manhattan gewohnt hatte, unter Simón Lobo gearbeitet. Die anderen beiden CD s enthielten die Violinkonzerte von Tschaikowsky und von Mendelssohn. Auf ihrer letzten, die Dominik zufällig vor einem Monat in einem Schaufenster entdeckt hatte, spielte sie Improvisationen zu Motiven südamerikanischer Ureinwohner, auch dies nicht weiter überraschend für ihn.
    Die CD -Box dieses Albums stand aufgeklappt auf seinem Schreibtisch, links neben einem Stapel mit Recherchematerial, Büchern und Ordnern voller Zeitungsausschnitte. Daneben lagen seine Notizen, auf denen er oft nicht einmal mehr die Handschrift entziffern konnte, so hastig hatte er sie hingekritzelt. Das Cover der CD zeigte ein Foto von

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