80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
jeweils anderen miterlebt hatten, kam Dominik die Situation erstaunlich normal vor. Wie das logische Ende einer Geschichte. Einer Geschichte, die vielleicht aus der Ferne vom angeblichen Fluch der Angélique bestimmt gewesen war, dachte er mit leisem Grinsen.
»Viggo ist auch irgendwo im Haus. Wahrscheinlich kommt er später noch herunter«, erklärte Luba.
Als Dominik die beiden Frauen nebeneinander sah, fiel ihm mit einem Mal auf, wie sehr sie sich ähnelten. Früher hatte er das nicht bemerkt. Beide waren groß und blond und wie Amazonen gebaut. Luba war nicht ganz so üppig, hatte jedoch, zweifellos durch ihre Ausbildung als Tänzerin, die bessere Haltung. Sie hielt Kopf und Rücken gerade, während Lauralynn lockerer und entspannter wirkte, wobei ihre breiten, durchtrainierten Schultern den Körper mit all seinen Kurven dominierten.
Man sah auf den ersten Blick, wie gut sie zusammenpassten.
Da würde ich im Schlafzimmer gern mal Mäuschen spielen, dachte Dominik.
Gemeinsam mit Lauralynn rollte er die beiden schweren Samsonite-Koffer in den Flur, dann kehrte er zum BMW zurück, um ein paar große Kartons aus dem Kofferraum zu hieven, in denen Lauralynn hastig ihre Bücher und verschiedenen Kleinkram verstaut hatte.
Luba wirkte erstaunlich zahm, als sie ihnen Kaffee und Törtchen anbot. Dennoch hatte Dominik das Gefühl, dass er über kurz oder lang stören würde. Ganz offensichtlich warteten die beiden Frauen nur darauf, dass er ging und sie sich selbst überließ. Er wollte sich gerade verabschieden, als Viggo in die Küche kam. Seine Jeans saßen so eng, als hätte er eine gute halbe Stunde unter der Dusche oder im Dampfbad ausgeharrt, um sie zum Einlaufen zu bringen. Und sein T-Shirt hatte ebenso viele kunstvoll platzierte Löcher wie ein Schweizer Käse.
»Hallo, Kumpel«, begrüßte er Dominik gewohnt schnoddrig.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem neuen Hausgast zu.
»Das ist Lauralynn«, stellte Luba sie vor.
Der Rockmusiker musterte die rassige Blondine, dann flogen seine Blicke zwischen ihr und Luba hin und her.
»Willkommen, Schätzchen. Ich habe schon viel von dir gehört.«
»Du meinst, weil ich die Cellotonspur für euren neuen Song eingespielt habe?«, fragte Lauralynn.
»Ach ja.« Viggo grinste. »Das auch …«
Luba, die amüsiert beobachtete, wie lüstern Viggo Lauralynn umgarnte, nahm ihre neue Freundin bei der Hand und zog sie zur Eingangshalle mit der Treppe zu den oberen Stockwerken.
»Komm, ich zeige dir dein Zimmer«, sagte sie.
Lauralynn winkte Dominik zum Abschied zu.
Viggo schaute den beiden Frauen nach. Er gab sich gar nicht erst Mühe, sein jungenhaftes Grinsen zu verbergen.
»Sie ist eine gute Freundin von mir«, erklärte Dominik. »Und sehr nett. Aber, vielleicht eine kleine Warnung …«
»Ja?«
»Sie macht sich nicht viel aus Männern.«
Viggos Lächeln wurde noch breiter.
»Sag niemals nie, Kumpel.«
Als die Möbel eintrafen, geriet ich in Panik.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich mir etwas angeschafft, das für Dauerhaftigkeit stand.
Und zwar einen großen Kleiderschrank, eine Kommode und einen mannshohen Spiegel, online von einer Werkstatt in East Sussex geordert, die Möbel aus recycelten alten Balken herstellte, alles Massivholz, kein Furnier. Sie würden ein Leben lang halten, hatte Neil, der Geschäftsführer der Firma, in seinen E-Mails mehrfach versichert, ein Umstand, der meine Panik jetzt nur noch verstärkte. Ohne die Möglichkeit, mit nichts als einem Koffer rasch wieder die Flucht zu ergreifen, wie ich es beim letzten Mal getan hatte, als es mit uns nicht klappte, fühlte ich mich in Dominiks Haus wie in einer Falle.
Vier Männer mussten den Schrank die schmale Treppe ins Schlafzimmer hochtragen, und als ich sah, wie sehr sie sich dabei abmühten, fragte ich mich, wie ich hier je wieder ausziehen sollte. Doch dann beruhigte ich mich damit, dass es ja nur Möbel waren. Wenn es hart auf hart kam, konnte ich immer noch die Axt nehmen und die Dinger, zu Kleinholz zerhackt, nach draußen schaffen.
Bei diesen Überlegungen bekam ich sofort Schuldgefühle, und den Rest der Woche gab ich mir Mühe, besonders nett zu Dominik zu sein. Ich war ja nicht die Einzige, die unter den veränderten Umständen litt. Er trug es ausgesprochen tapfer und verzog kaum eine Miene, als ich einen Stapel Vampirromane auf Teenagerniveau neben seine Erstausgaben ins Regal stellte. Eine rote Linie zog er erst, als ich vorschlug, wir sollten uns eine Katze
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