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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Automobilfabrik arbeitete.
    Die Geige kam durch eine Erbschaft in ihren Besitz. Allerdings konnte Edwina gar nicht Geige spielen, und so ruhte das gute Stück jahrelang irgendwo hinten in einem Schrank. Von seinem Wert hatte Edwina nicht die leiseste Ahnung.
    In Dominiks Vorstellung sah Edwina ein bisschen wie Claudia aus, die Studentin, mit der er nach ihrem Examen eine Affäre hatte, kurz bevor er Summer kennenlernte. Es half ihm immer, wenn er sich seine Romanfiguren bildlich vorstellen konnte, es gab keine bessere Inspiration als das richtige Leben. Claudias Haar war von Natur aus dunkelblond, sie hatte es aber immer leuchtend rot gefärbt, in einem auffällig künstlichen Farbton, der auf seinem Kopfkissen und Laken stets Spuren hinterlassen hatte und sie zwang, noch den kleinsten Regenschauer wie die Pest zu meiden, damit ihr nicht Farbbäche übers Gesicht liefen.
    Dominik hatte die ganze Nacht hindurch geschrieben und verspürte nun eine angenehme Müdigkeit. Seine Finger waren schwer wie Blei, als er nach den richtigen Worten suchte, um zu beschreiben, wie Claudias Schenkel auf ihr rasiertes Dreieck zustrebten.
    Er war kurz nach Mitternacht aus dem Bett geschlüpft. Zuvor hatten er und Summer sich wild geliebt. Danach hatte sie sich erschöpft und befriedigt zusammengerollt und war mit einem seligen, kindlich wirkenden Lächeln auf dem erhitzten Gesicht eingeschlafen. Dominik hatte ebenfalls versucht zu schlafen, doch er war körperlich wie auch geistig zu aufgedreht gewesen. Von innerer Unruhe getrieben, hatte er sich aus dem Schlafzimmer ins Arbeitszimmer geschlichen. Vielleicht ließ sich der Strom, unter dem sein Körper stand, ja in Schreiben umsetzen? Das war ihm tatsächlich gelungen, und die Nacht war daraufhin wie im Flug vergangen. Doch jetzt forderte der Körper sein Recht. Dominik wusste, dass er eine Ruhepause nicht länger hinauszögern konnte.
    Also versetzte er seinen Computer in den Schlafmodus, schob den Stuhl zurück und wollte gerade nach oben gehen, als er die Klappe vom Briefkastenschlitz an der Tür scheppern hörte. Er sah auf die Uhr. Heute kam der Briefträger aber früh.
    Wie gewohnt trottete er zur Haustür, um die Post zu holen.
    Aus dem üblichen Zeitschriftenmix, den er abonniert hatte, den Wurfsendungen und Rechnungen stach eine Postkarte hervor. Aus Bali.
    Dominik drehte sie um. Seine alten Orgienfreunde Edward und Clarissa vermissten ihn dort »bei der Party, die nie aufhört«. Dominik lächelte. Manche Leute änderten sich wohl nie. Die beiden würden noch bis zum Tag des Jüngsten Gerichts auf der Suche nach Wollust und Vergnügen die Welt bereisen. Das war fast schon liebenswert.
    Als er die übrige Post auf das niedrige Telefontischchen legte, fiel ihm auf, dass der abgestoßene Geigenkasten von Summers Bailly nicht wie üblich in der Ecke stand. Dabei wusste er ganz sicher, dass er ihn gestern Abend noch dort gesehen hatte.
    Sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Mehrere Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Aus irgendeinem Grund musste Summer das Instrument mit nach oben genommen haben, obwohl sie dort nie übte. Nach ihrem Einzug hatten sie in dem ebenerdigen hinteren Zimmer, das eine Tür zum Garten hatte, die Möbel so umgestellt, dass Summer dort einen Übungsraum hatte.
    Dominik schossen alle möglichen Schreckensszenarien durch den Kopf. In den vergangenen Tagen war Summer ungewöhnlich schweigsam gewesen, und mehr als einmal hatte er sie ertappt, wie sie mit nachdenklichem Gesichtsausdruck in die Ferne starrte. Bedauerte sie ihren Schritt? Zweifelte sie nach allem, was geschehen war, immer noch, dass ihre Beziehung funktionieren würde?
    Er stieß die Tür auf und wartete darauf, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Dann sah er sich um.
    Nichts, kein Geigenkasten.
    Sein Blick glitt zum Bett, wo er Summer unter der Decke vermutete. Aber die Laken waren zurückgeschlagen, und das Bett war leer.
    Die Welt blieb stehen.
    Und brach für ihn zusammen.
    In blinder Panik rannte Dominik durchs Haus und schaute in jedes Zimmer. Ihm rauschte das Blut in den Ohren.
    Sie war fort.
    Irgendwann stand er wieder im Eingangsflur, wo er mit der Suche begonnen hatte, und fasste nach der Türklinke, um sich festzuhalten. Er wusste – hatte es immer gewusst –, dass Summer viel Wert auf Unabhängigkeit legte. Dass er sie in die Flucht schlagen würde, wenn er sie in eine konventionelle Beziehung zwang. Er hatte sich egoistisch und dumm

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