80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
musterte unseren Aufzug von Kopf bis Fuß, aber als Lauralynn ihr ein paar Worte auf Deutsch zuflüsterte, winkte sie uns durch.
Der Eingang war ganz in Rot dekoriert, offenbar weltweit die Farbe der Erotik. Rechts stand eine Vitrine, in der ein paar Porno- DVD s und ein lila Latexbolero mit weißen Fransen zum Verkauf ausgestellt waren. Ein Plakat kündigte den nächsten Event als »Saturday Night Fuck« an.
Lauralynn ließ sich auf einer roten, mit Samt bezogenen Bank nieder, entledigte sich ihrer High Heels und schälte sich aus ihren hautengen Jeans.
»Lauralynn«, zischte ich ihr zu.
»Ist schon okay«, erwiderte sie. »Es ist zwar Fetischkleidung erwünscht, aber sie nehmen es hier nicht allzu streng mit dem Dresscode. In Unterwäsche kommen wir auch durch. Du kannst dich gleich hier umziehen.«
Sie hatte ihr T-Shirt ausgezogen und schlüpfte wieder in ihre High Heels, außer einem schwarzen Stringtanga ihre einzige Bekleidung.
»Mir ist eigentlich gar nicht nach dieser Art von Party.«
Sex oder anderen auch nur beim Sex zuzuschauen war das Allerletzte, wonach mir gerade der Sinn stand. Ebenso wenig wollte ich tanzen, und schon gar nicht nackt. Wenn Lauralynn es sich in den Kopf gesetzt hatte, mich so richtig runterzuziehen, hätte sie es nicht besser treffen können. Vielleicht erlaubte sie ja, dass ich mich in der Garderobe in einer Ecke zusammenrollte und dort liegen blieb, während sie sich ohne mich vergnügte.
»Vertrau mir einfach«, sagte sie. »Und zieh dich aus.«
Ihr entschiedener Ton hätte keinen Widerspruch geduldet, selbst wenn ich in der Stimmung gewesen wäre, mich mit ihr zu streiten. Gegenüber einem weiblichen Dom ist ein Nein noch viel schwerer durchzusetzen als gegenüber einem männlichen.
Also schlüpfte ich aus meinem Etuikleid mit dem hellen Leopardenmuster und stand in langen Schaftstiefeln, schwarzem Höschen und dem schwarzen Unterbrustkorsett da, das mir einst Dominik gekauft hatte. Mittlerweile war es mit mir schon um die halbe Welt gereist, und ich verband mit ihm gute und schlechte Erinnerungen – mehr, als ich im Gedächtnis behalten wollte.
Lauralynn nahm mich bei der Hand und führte mich über die mit rotem Teppich ausgelegten Stufen zur Bar. Ohne mich zu fragen, was ich trinken wolle, reichte sie mir ein Glas Tequila.
»Runter damit«, sagte sie. »Dann sieht die Welt gleich viel freundlicher aus.«
Ich gab mir erst gar nicht die Mühe mit der Zitrone und dem Salz, stürzte das Zeug hinunter und stellte das Glas zurück auf den Tresen. Dann sah ich mir an, wohin sie mich unter dem Vorwand, mich aufzumuntern, eigentlich geschleppt hatte.
Direkt vor der Bar war die Tanzfläche, auf der es trotz vorgerückter Stunde noch recht ruhig zuging.
»Die Frau an der Tür hat gesagt, dass es erst um zwei so richtig losgeht, wenn sie auch die oberen Räume aufmachen«, sagte Lauralynn. Auch sie hatte inzwischen ihren Tequila ausgetrunken und leckte sich die Reste von Salz und Zitrone von den Fingern. Ein paar Typen warfen uns hungrige Blicke zu. Es waren jene unvermeidlichen Singles, die, meist in schwarzem Hemd und schwarzer Hose, offenbar in jedem Land der Welt in solchen Clubs herumlungern. Im Augenblick beäugten sie uns nur aus sicherer Entfernung.
Lauralynn folgte meinem Blick. Nervös rückte ich näher an sie heran. Es war mir unangenehm, mit nackten Brüsten dazustehen. Am liebsten hätte ich die Arme vor der Brust verschränkt, wenn ich damit nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich gezogen hätte.
»Einfach nicht hingucken«, sagte sie und bedachte die einsamen Männer mit einem verächtlichen Seitenblick, als wären sie nichts anderes als Dreck an ihrer Schuhsohle. »Komm, schauen wir uns mal ein bisschen um.«
Wir betraten den Raum zur Rechten. Es war dunkel, so dunkel, dass ich im ersten Moment gar nicht sah, dass sich auf einem Bett in der Ecke einige Leiber räkelten. Es schien so, als kuschelten sie bloß, aber ganz sicher war ich mir nicht. Also schaute ich lieber schnell weg. An diesem Abend war ich nicht in voyeuristischer Stimmung. Und so erkannte ich erst nach einer Weile, dass die leuchtenden Kunstwerke an der Wand Genitalien darstellten, männliche und weibliche. Neben dem Eingang prangte die überdimensionale Leuchtskulptur einer Vagina, die in bunten Farben plastisch aus der Wand hervortrat. An der Klitoris war ein großer grüner Ring befestigt. An anderen Wänden sah man einen großen Phallus und kopulierende Männer und Frauen in allen
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