80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Stadt an, und das ohne Pause bis zur Rückkehr nach London.
Wir mieteten uns Fahrräder und fuhren zum Flohmarkt am Mauerpark. Dort war ganz schön was los. Die halbe Stadt schien auf den Beinen und auf der Jagd nach Krimskram, Secondhand-Klamotten und alten Möbeln. Ich entdeckte ein Paar Halbstiefel mit Zebramuster, die mir zu klein waren, und kaufte sie für Fran.
Mit Plastikbechern voll frisch gepresstem Orangensaft schoben wir uns durch die Menge zum Mauerpark, der an den Flohmarkt angrenzt. Verglichen mit den anderen Grünflächen der Stadt war es ein ziemlich kahles Gelände, mit nichts als einer struppigen Rasenfläche und ein paar Bäumen. Dennoch waren unheimlich viele Leute da, die sich auf der Wiese ausgestreckt hatten oder bei der Karaoke-Veranstaltung zusahen, die in einer Ecke des Parks auf einer Art Freilichtbühne stattfand.
Da klingelte mein Handy. Ich ging so schnell ran, dass ich erst bei der Annahme des Gesprächs bemerkte, dass ich die Nummer gar nicht kannte. Dominik war es jedenfalls nicht.
»Hallo, Summer. Hier ist Grayson. Ich muss dich was wegen der Fotos fragen …«
10
EINE BESONDERE TÄNZERIN
Die Nacht mit Summer in Paris war zu kurz gewesen. Sie hatten nicht einmal Zeit gehabt, über die verschwundene Geige zu sprechen, geschweige denn über die wahren Gründe ihrer Trennung in New York. Er wusste, dass es ihnen nicht darum ging, dem anderen Vorwürfe zu machen; sie beide traf die Schuld zu gleichen Teilen. Wegen dem, was sie waren, wegen der düsteren Dinge, die sie antörnten. Doch hätte es diese unterschwellige Strömung in ihrem Leben nicht gegeben, die sie beide mitriss, so hätten sie sich wahrscheinlich nie kennengelernt. Warum es also in allen Einzelheiten erörtern? Sie waren nun einmal, wie sie waren: ausgesprochen unvollkommen und wahrscheinlich nicht in der Lage, sich zu ändern. Somit standen sie vor der Aufgabe, mit der Vergangenheit zu leben und zu hoffen, dass sie sich mit ihren Sehnsüchten, Begierden und emotionalen Bedürfnissen arrangieren konnten, mit den eigenen und denen des anderen.
Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Lauralynn. Sie hoffte, Ende der Woche wieder in London zu sein. Das Wiedersehen mit ihrem Bruder sei sehr schön gewesen, sie hätten in Erinnerungen geschwelgt, und seine Verwundung sei nicht so schwer, dass man bleibende Schäden befürchten müsse. Aber nun freue sie sich auf die Rückkehr.
Obwohl Dominik sie mit ihrer lebhaften Art gern um sich hatte, fragte er sich, ob es klug war, wenn sie weiterhin unter einem Dach wohnte, nun, da er und Summer sich wieder nähergekommen waren. Immerhin hatten die beiden früher miteinander zu tun gehabt, auch wenn er nicht wusste, was genau zwischen ihnen gelaufen war. Doch es konnte eine zusätzliche Komplikation bedeuten.
Vor seinem inneren Auge erschienen immer wieder Bilder von Summer in dem Pariser Hotel. Zukünftig würde er die Klänge und Gerüche der französischen Hauptstadt stets mit ihr in Verbindung bringen. Etwa den berauschenden Duft des frisch gebackenen Baguette, der ihm auf dem Weg zur Métro-Station vor dem Hoteleingang in die Nase gestiegen war. Und auch das wilde Terrain mit den Graffitimalereien an den oft bröckeligen, baufälligen Tunnel- und Lärmschutzwänden auf der Strecke des Eurostar durch das Niemandsland zwischen Paris und seinen Vorstädten.
Das Leuchten in ihren Augen, wenn sie kam und sich sein Schwanz tief in ihr in der Hitze suhlte.
Das gedämpfte Keuchen, das ihr bei jedem seiner Stöße aus der Kehle drang.
Die Art, wie sie stumm den Atem anhielt, wenn sie das Schlimmste befürchtete, auf das Schlimmste hoffte, wann immer er seine Bewegungen verlangsamte oder ganz innehielt und sie mit einem weiteren spontanen, aus seiner Dominanz geborenen Übergriff rechnete. Ihre Erregung, die wie im Zickzack anstieg und abschwoll, eine reißende Flut, die mal zurückwich, um sie dann umso kräftiger fortzutragen, ein herrlicher, unaufhaltsamer Orkan, wenn Dominik, mit einem Finger hier und der flachen Hand dort, ihren Körper in eine neue Position zwang und Summer wie ein wunderschönes Tier durch die Dressur führte, voller Stolz und Wollust beim beständigen Eindringen von Dominiks hartem Schwanz.
Ihr entspanntes Gesicht, wenn sie danach schlief, mit einem dünnen Schweißfilm auf der blassen Haut, der langsam trocknete. Und wie sie hin und wieder unwillkürlich und beinahe in Lichtgeschwindigkeit ein Schauder durchfuhr wie ein Nachbeben. Dieser Frieden.
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