80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
ihr Leben einfach zu genießen.
»Wenn du dich jetzt nicht zusammenreißt, muss ich das für dich übernehmen. Wir können nicht die ganze Nacht hier rumsitzen. Wo ist denn deine Band abgeblieben?«
»Die feiern wahrscheinlich in der Garderobe oder im Hotel. Glaube nicht, dass sie mich vermissen.«
»Schluss jetzt mit dem Selbstmitleid. Sag ihnen Bescheid, dass du eine alte Freundin getroffen hast, damit sie nicht denken, du bist von einem durchgeknallten Fan entführt worden, und dann gehen wir einen trinken, und du weinst dich mal richtig bei mir aus.«
Sie hakte mich kurzerhand unter und führte mich in die Straßen von Kreuzberg. Für deutsche Verhältnisse war es noch früh am Abend. Im Gegensatz zu den Londonern müssen die Berliner nicht ständig die letzte U-Bahn im Kopf haben, und auch die Kneipen machen hier nicht schon um elf Uhr zu. Viele Partys fangen überhaupt erst um Mitternacht an und kommen vor zwei Uhr gar nicht richtig in Schwung. Eigentlich wollte ich aber nur ins Bett, mich zusammenrollen und mich ganz meinem Unglück überlassen.
»Erst mal was essen«, sagte sie. »Mit vollem Magen ist es gleich viel schwerer, unglücklich zu sein.«
Wir gingen zu einem Imbiss an einer Straßenecke am Kanal, und Lauralynn bestellte Pizza, zwei Currywürste und Pommes frites.
»Rümpf nicht die Nase«, sagte sie, als ich mich darüber wunderte, wie jemand auf die Idee kommen konnte, Currysoße über eine heiße Wurst zu gießen. »Das ist hier eine Delikatesse.«
Sie hatte recht. Das Essen war gut, wärmte mich auf und besserte umgehend meine Laune.
»Also«, sagte ich. »Jetzt erzähl mal. Warum bist du überhaupt in Berlin? Bist du nur wegen mir so weit gereist?«
»Ich musste Hals über Kopf nach Hause fliegen, weil es meinem Bruder nicht gut ging. Ich war ein paar Wochen in New York.«
»Oh. Das tut mir leid.«
Lauralynn zuckte mit den Schultern. Sie nahm drei Fritten auf einmal und kratzte damit die verbliebene Currysoße vom Teller. Ich war zu aufgewühlt, um viel zu essen, hatte aber immerhin den größten Teil meiner Wurst geschafft. Die Currysoße hatte eine eigenartige süßliche Note, enthielt wahrscheinlich mehr Zucker als Gewürz, schmeckte aber nicht schlecht.
»Familienkram. Ist inzwischen erledigt. Ich habe ein paar E-Mails von Dominik bekommen, als ich weg war. Ihr zwei seid euch erstaunlich ähnlich. Wenn man euch allein lässt, rennt ihr gleich in euer Unglück. Deshalb habe ich mich auch um ihn gekümmert.« Sie schaute mich mit ihren durchdringenden blauen Augen an, um zu sehen, wie ich es aufnahm. Ich hing an jedem ihrer Worte, in der Hoffnung, sie würde endlich auf den Punkt kommen und mir mehr über Dominik erzählen.
Sie trank einen kräftigen Schluck von ihrer Cola, wobei sie das Ende ihres Strohhalms mit Lippenstift verschmierte, und sprach weiter. »Er hat da was über deine Geige erzählt, und über den Roman, an dem er arbeitet. Anfangs hatte er auch mit dem neuen Buch gewaltige Schwierigkeiten. Das erste ist ihm leicht von der Hand gegangen, sobald er den Entschluss gefasst hatte, dich zur Vorlage zu nehmen. Und kaum schreibt er jetzt über deine Geige, läuft es wieder wie geschmiert. Also, wenn das nichts bedeutet …«
Ich starrte sie bloß verständnislos an. »Ich dachte, er brauchte einfach eine weibliche Hauptfigur, und da war ich eben die erste, die ihm einfiel.«
»Genau. Du warst die erste, die ihm einfiel. Er hat sich mehr als zwei Jahre lang jeden Tag mit dir beschäftigt. Und er kriegt dich immer noch nicht aus dem Kopf.«
»Ich denke auch immer an ihn«, antwortete ich verdrossen und stopfte mir noch eine Handvoll Fritten in den Mund, obwohl ich längst keinen Hunger mehr hatte.
»Also, eins muss ich dich ja mal fragen«, sagte sie und wischte ihre Finger sorgfältig an der Serviette ab. Ihre Nägel waren passend zu ihrem Lippenstift blutrot lackiert.
»Ja?«
»Warum sagst du es ihm dann nicht einfach? Dass du ihn liebst?«
»Ich weiß nicht … ich … weil er dann nicht mehr das Gefühl hat, alles unter Kontrolle zu haben. Weil ich nicht diejenige sein will, die es ausspricht.«
»Blödsinn. Es geht hier nicht um Kontrolle. Du bist wahrscheinlich die am wenigsten submissive Sub, die mir je begegnet ist. Fast schon ein Bottom.«
»Ein Bottom?«
»Ja. Du ziehst deinen Kick daraus, dass einer dich beherrscht und unterwirft, egal, ob dabei eine emotionale Bindung mitschwingt oder nicht. Das ist die Art, wie dir der Sex gefällt.«
»Schon
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