Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
wahrscheinlicher – noch unterwegs. Wir hatten uns alle zu Nachtschwärmern entwickelt, schliefen am Tag, traten am Abend auf und feierten die Nächte durch.
    Lauralynn warf unverzüglich ihre Kleider ab, und ich tat es ihr gleich. Wir hatten uns bereits den halben Abend nackt gesehen, und ich war einfach zu müde, den Schlafanzug aus meinem Koffer zu kramen, den ich für den Fall platonischer Gesellschaft eingepackt hatte.
    Es war schon Mittag, als wir uns beide wieder rührten. Ich erwachte in Lauralynns Armen, die Wange an ihrer Brust und den süßen Duft ihres Shampoos in der Nase. Es war ein ausgesprochen angenehmer Ruheplatz, und ich meinte, endlich einmal nachvollziehen zu können, wie es für einen Mann war, neben einer Frau aufzuwachen. Lauralynn war größer als ich und vermittelte mir ein Gefühl von Geborgenheit. In dieser Hinsicht war es mit ihr nicht anders als mit einem Mann, außer dass sie viel weicher und der Duft ihres Körpers ein ganz anderer war.
    Als sie aufwachte, strich sie mir mit den Fingern durchs Haar, als wären wir ein Liebespaar, und drückte mich enger an sich. Ich fragte mich einen Augenblick, wie es wohl wäre, sie zu küssen, aber selbst wenn ich mich getraut hätte, wäre es mir nicht richtig erschienen. Wie konnte ich etwas mit einer von Dominiks Freundinnen oder Geliebten – oder was immer sie für ihn war – anfangen, selbst wenn er und ich im Grunde frei waren und uns gegenseitig keinerlei Rechenschaft schuldeten?
    »Wenn ich nicht bald einen Kaffee bekomme, sterbe ich«, sagte sie.
    Mir ging es nicht anders.
    Rasch zogen wir uns an, um an die frische Luft zu kommen und etwas Nahrhaftes aufzutreiben. Ich hatte an dem Imbiss nicht viel gegessen, und Lauralynn hatte sowieso immer einen Riesenappetit.
    Unterwegs hielt ich an, um einem Straßenmusiker zuzuhören, der »I’m on Fire« von Bruce Springsteen zum Besten gab, obwohl Lauralynn protestierte, dass sie jeden Moment umkippen würde, wenn sie nicht sofort etwas zwischen die Zähne bekäme. Aber ich wurde immer ganz sentimental, wenn ich Straßenmusiker sah, denn schließlich hatte ich dieser Zunft selbst einmal angehört. So warf ich einen Fünfeuroschein in seinen Gitarrenkasten und nahm dafür eine CD in einem halbwegs professionell gestalteten Papiercover mit. »Kaurna Cronin, Feathers« stand darauf. Ich lächelte dem Künstler zu, der seinen Filzhut lüftete, während Lauralynn ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Kannst du mit dem Flirten nicht warten, bis ich was gegessen habe?«, fragte sie missgelaunt, als ich die CD in meiner Handtasche verstaute.
    Im Café Mathilde bekamen wir schließlich unseren Kaffee und ein Frühstück mit Brötchen, Aufschnitt und Käse. Dort stießen wir auch auf Chris und Fran, die aber schon fast fertig waren und in einem Plattenladen nebenan stöbern wollten. Für den Abend stand wieder ein Konzert im Festsaal Kreuzberg auf dem Programm, bis dahin hatten wir frei.
    Fran musterte Lauralynn von oben bis unten und schaute mich dann fragend an. »Gut geschlafen?«
    Ich stellte sie als die alte Freundin eines Freunds vor. Fran und Chris waren bald verschwunden. Wir hatten uns für den späten Nachmittag verabredet.
    »Deine Schwester?«, fragte Lauralynn.
    »Ja.«
    »Du siehst ihr ähnlich. Klar, nicht eins zu eins, aber die Gemeinsamkeiten sind unverkennbar. Sie hat das gleiche Funkeln in den Augen.«
    »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Chris ist bereits hinter ihr her, und es reicht mir völlig, wenn einer meiner Freunde scharf auf meine Schwester ist.«
    Wir bestellten uns einen weiteren Kaffee und saßen noch eine Weile auf den mit rosa Decken gepolsterten Holzbänken vor dem Café und beobachteten die Passanten.
    Ich fühlte mich wohl in Lauralynns Gesellschaft. Sie verlangte nichts von mir, sondern schien zufrieden, einfach neben mir zu sitzen. Ihre Nähe wirkte beruhigend auf meine Nerven und machte mir Mut. Sie war ein von Grund auf ehrlicher Mensch und bereit, mir die Wahrheit zu sagen, unabhängig davon, ob es mir wehtat. Wenn sie also glaubte, dass Dominik und ich noch eine Chance hatten, dann musste etwas dran sein.
    Schließlich brach sie das Schweigen.
    »Komm«, sagte sie. »Schauen wir uns noch ein bisschen die Stadt an.«
    »Okay«, sagte ich achselzuckend. Uns blieben noch zwei Tage in Berlin, und trotz meiner besten Absichten hätte ich die Zeit lieber mit Schlafen als mit Bummeln verbracht. Für den Rest der Tournee stand für jeden Tag eine andere

Weitere Kostenlose Bücher