80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
möglichen Stellungen.
Es gab auch ein kleines Andreaskreuz und eine Spankingbank, beides jedoch an die Seite geschoben. Im nächsten Raum standen eine Sexschaukel und noch ein paar Betten. Hier tummelten sich weitere Paare, aber weil sich meine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich nur hier und da eine Brust oder einen roten High Heel aufblitzen. Eine Frau, die von einer ganzen Schar Männer umringt war, stöhnte lustvoll.
Lauralynn nahm das alles mit neugierigen Blicken auf.
Ich hingegen fand es unerträglich.
»Ich muss hier raus«, sagte ich und kämpfte mich zurück zur Tanzfläche. Hier lief ein Pornofilm in Dauerschleife. Als Erstes fiel mir auf, dass alle Frauen Schamhaare hatten und keine einzige blond war. Andere Länder, andere Sitten.
Der DJ spielte Tanzmusik, helle Lichtblitze zuckten durch den Raum. Die Leute auf der Tanzfläche gingen ganz in der Musik auf, ohne darauf zu achten, welchen Spielchen man sich in ihrer Umgebung hingab. Eine Frau, die wie Lauralynn nur mit einem Stringtanga bekleidet war, tanzte mit ihrem Partner, der ebenfalls nur eine Unterhose trug. Abgesehen davon, dass sie fast nackt waren, hätten sie jedes andere Paar mittleren Alters auf einer Party sein können. Ich war froh, dass mir der Anblick von schlaffen Schwänzen oder Männern, die an sich selbst rumfummelten, bislang erspart geblieben war.
Lauralynn packte mich wieder bei der Hand und führte mich an der Bar vorbei in einen Raum, der sich hinter Samtvorhängen verbarg.
Ich protestierte, aber sie achtete nicht auf mich.
»Da ist es ja«, sagte sie. »Dafür habe ich dich hierhergeschleppt. Nichts geht über ein Bad, wenn man auf andere Gedanken kommen will.«
Vor uns stand ein noch völlig leerer Whirlpool. Frische, flauschige, weiße Handtücher lagen dort aufgestapelt, und ein Schild wies den Weg zu einer Dusche, die man erst aufsuchen sollte, bevor man sich in den Pool begab. Lauralynn hatte bereits ihrem Stringtanga abgestreift, ein Handtuch genommen und das Wasser angedreht. Ich beeilte mich, es ihr gleichzutun, um nicht allein neben der heißen Wanne stehen zu müssen. Bestimmt hätte das einer der allein umherstreunenden Typen als Einladung begriffen.
Ich versuchte, nicht auf die Wasserbäche zu starren, die über die Kurven von Lauralynns Körper rannen.
Ich hatte sie schon oft gesehen, ganz in Schwarz und Weiß beim Konzert, in ihrer typischen hautengen Jeans und auch in einem Latex-Catsuit, der so eng gewesen war, dass man ihn im ersten Moment für Körperbemalung hielt. Nackt zeigte sie all das, was der Catsuit versprochen hatte. Sie war nicht nur üppig, sondern hatte auch unglaublich lange Beine. Zur echten Sexbombe wurde sie aber erst durch die Art, wie sie sich gab. Ihre Augen heischten um Aufmerksamkeit, gaben aber zugleich unmissverständlich zu verstehen, dass man bei ihr nicht landen konnte. Kein Wunder, dass die Männer ihr zu Füßen lagen. Nicht nur, dass sie sie gnadenlos verachtete, sondern es war auch etwas an ihr, was bewirkte, dass ich für ein kleines Lächeln von ihr auf die Knie gesunken wäre. Lauralynn hatte etwas von einer Königin.
Ich trat zu ihr unter die Dusche und ließ mir von dem warmen Wasser den Kummer des letzten Tages und der letzten Nacht wegspülen.
Anschließend stiegen wir gemeinsam in den Whirlpool, wo wir eine Stunde ganz ruhig und fast ohne ein Wort zu sprechen saßen. Ein paarmal wollte sich jemand zu uns gesellen, aber ein kalter Blick von Lauralynn genügte, um es zu verhindern.
Als sie endlich aus dem Pool stieg und sich abtrocknete, war ich total entspannt und kurz davor einzuschlafen.
Die Geräusche aus den benachbarten Nischen und Räumen ließen darauf schließen, dass die Party inzwischen in vollem Gange war. Ich hatte immer noch keine Lust mitzumischen, war aber nicht mehr so genervt von dem allgegenwärtigen Stöhnen und den gelegentlichen Lustschreien.
Um drei Uhr morgens winkten wir ein Taxi heran, um ins Hotel zu fahren. In der Oranienstraße waren noch zahllose Menschen unterwegs und alle Kneipen offen. Das IchOrya, das Café, in dem ich den größten Teil des Tages verbracht hatte, war nach wie vor hell erleuchtet, und an den Tischen auf der Außenfläche saßen Leute und rauchten. Berlin ist wirklich die Stadt, die niemals schläft.
Der Nachtportier ließ uns ein. Unsere Zimmer lagen alle auf einer Etage und gingen vom selben Flur ab. Die anderen schliefen entweder schon tief und fest oder waren – viel
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