80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
für das Album ein paar Overdubs einzuspielen. Viggo hatte sich bereit erklärt, zu gegebener Zeit die Kosten dafür zu übernehmen.
Ich aber bereitete mich auf ein Date mit Dominik vor.
Wenigstens hoffte ich, dass es ein Date sein würde. Denn wir hatten gemeinsam den Plan ausgeheckt, uns die Bailly zurückzuholen, die – da waren wir uns sicher – irgendwo in Viggos Villa versteckt sein musste. Bei unserem Treffen wollten wir die Einzelheiten besprechen.
Ich hatte Dominiks Anweisungen bis ins letzte Detail befolgt, nämlich einen Satz Hausschlüssel nachmachen zu lassen und dafür zu sorgen, dass Viggo und Luba einen Abend lang außer Haus sein würden. Außerdem hatte ich für Dominik einen Plan aller Räume gezeichnet und notiert, wo sich das Untergeschoss befand. Dort war auch der verschlossene Raum, in dem ich meine Geige vermutete.
Einzig die Kombination zum Abstellen der Alarmanlage an der Stahltür hatte ich nicht herausfinden können. Ich hatte nie gesehen, dass Viggo in den Keller ging, geschweige denn die Tür öffnete. Überhaupt schenkte er seiner Kunstsammlung nur wenig Beachtung; er schien damit zufrieden, die Dinge in seinem Besitz zu haben.
Ich hatte alles gründlich überprüft, jeden Winkel nach möglicherweise zuvor übersehenen Überwachungskameras abgesucht, und dann alles noch einmal mit meinem Grundriss verglichen, damit mir auch ja nichts entging. Trotzdem war ich in der letzten Woche ständig unruhig durchs Haus gewandert, hinund hergerissen zwischen der Sorge, dass Dominik erwischt werden könnte, was dann einzig meine Schuld wäre, und der Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihm.
Seit unserer gemeinsamen Nacht in Paris hatten wir einige Male miteinander telefoniert und dabei hauptsächlich über die Bailly und Dominiks Nachforschungen gesprochen. Doch nie über uns. So hatte ich immer noch nicht herausgefunden, ob Lauralynns Behauptung stimmte, dass er mich liebte. Ich wusste ja nicht einmal, ob ich ihn liebte. Mir kam es eher so vor, als wäre er meine fehlende Hälfte, das Yin zu meinem Yang. Wir waren wie zwei Teile eines Ganzen, und keiner von uns konnte ohne den anderen auskommen, ohne sich schlecht zu fühlen. Wenn das Liebe war, dann liebten wir uns, doch wir hatten keine märchenhafte Romanze wie in Kitschromanen oder Hollywoodschnulzen. Ich würde mich wahrscheinlich langweilen, wenn mein Leben sich zu etwas so Süßlichem entwickelte, wie es die Bücher mit den pastellfarbenen Einbänden und den Titeln in kursiver Prägeschrift versprachen. Die mied ich nämlich wie die Pest – vielleicht weil ich fürchtete, sonst in ihren Bann zu geraten.
Ich mochte Dominik wegen all der Dinge, die ich eigentlich nicht mögen durfte. Mit ihm zusammen zu sein, empfand ich wie einen Tanz auf einem Vulkan; er verkörperte das, was ich mir für mein Leben wünschte: Unvorhersehbarkeit und ein bisschen Gefahr. Doch ich hatte immer noch nicht herausgefunden, wie er zu mir stand.
Er hatte für unser Treffen das Café in den Saint Katharine Docks vorgeschlagen, in dem wir uns vor mittlerweile knapp drei Jahren zum ersten Mal getroffen hatten. Ob aus Sentimentalität oder einfach nur, weil es bequem zu erreichen war, wusste ich nicht.
Beinahe hätte ich Jeans und ein weißes T-Shirt angezogen, was ich nur selten tat. Er hatte mich darin immer gern gesehen, vielleicht weil ich ihm damit zeigte, dass ich nichts hermachen wollte, sondern auf Entspannung und Bequemlichkeit eingestellt war. In letzter Minute aber entschied ich mich für einen kurzen Rock. Ich hoffte nämlich, dass er ihn mir hochschieben und in der Toilette des Lokals, in einer Einfahrt oder in seinem Auto schlimme Dinge mit mir tun würde. Wenn ich eine Hose trug, konnte ich ihn ja nicht einmal dazu reizen, mir die Hand auf den Oberschenkel zu legen.
Es regnete, als ich durch die Docks zum Café ging. Bei meinem Aufbruch war es noch warm gewesen, daher hatte ich keinen Schirm und trug zehenfreie Schuhe. Meine Bluse klebte mir klatschnass am Körper, und das Wasser lief mir an den Beinen herunter.
Als ich vor der Tür des Cafés stand, hatte ich einige Mühe, sie aufzustoßen, denn meine Hände zitterten so stark, dass sie von der Klinke abrutschten. Die Aufregung und die Freude, Dominik wiederzusehen, nahmen mich einfach zu sehr mit.
Ich hatte gehofft, als Erste einzutreffen, um noch rasch in der Toilette verschwinden und mich ein bisschen trocken tupfen oder mir wenigstens die Haare kämmen zu können, die mir auf den
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