80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
befürchten, dass sie wie eine Marionette mit durchgeschnittenen Fäden in sich zusammensackte, falls er sich plötzlich aus ihr zurückzog.
Langsam wurde die Musik leiser, gleichzeitig wurden die Bewegungen der Tänzer verhaltener. Schließlich standen Luba und ihr gut aussehender Partner wieder still wie Statuen. Sie waren noch körperlich vereint, und nur seine heftigen Atemzüge, als er nach Luft rang, und die fiebrige Röte der Erregung, die sich bei Luba zwischen Hals und Brüsten ausbreitete, straften ihre Reglosigkeit Lügen.
Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können.
Auf ein Zeichen der älteren Frau, die offenbar für den Ablauf des Abends verantwortlich war, schalteten die beiden Helfer die Scheinwerfer aus.
Dominik trank einen großen Schluck Mineralwasser; er wusste, einige Szenen des heutigen Abends würden auf ewig in sein Bildgedächtnis eingraviert sein. Das feurige Schauspiel der miteinander verschmolzenen Genitalien von Luba und dem Tänzer rief ihm die leidenschaftliche Glut in Erinnerung, die er stets empfand, wenn er in Summer war und spürte, wie ihr Körper auf ihn reagierte, wie vollkommen ihrer beider Verlangen sich deckte, wie sich ihre innere Dunkelheit an irgendeinem unsichtbaren Kreuzungspunkt ihrer Seelen traf. Er war Manns genug zuzugeben, dass sie nur eine mangelhafte Blaupause abgaben, verglichen mit Lubas geradezu unheimlicher Gelassenheit. Aber sie ergänzten einander. Und sie fühlten sich miteinander als ein Ganzes.
Die Limousine fuhr sie nach Barcelona in ihre Hotels zurück. Während der Wagen die leere Küstenschnellstraße entlangbrauste, ließ der hoch über ihnen stehende Vollmond die Meeresoberfläche glitzern.
»Das war wunderschön«, sagte Dominik zu Luba.
»Vor allem gut bezahlt«, erwiderte sie.
»Das kann ich mir vorstellen. War das dein … fester Tanzpartner?«
»Ich habe mehrere. Je nach Engagement. Es ist … so eine Art spezielles Fachgebiet.«
»Er sah wie ein Südamerikaner aus. Aber vielleicht denke ich das auch nur wegen des Tangos. Wie heißt er?«
»Keine Ahnung. Hat mich nie interessiert.« Sie drehte den Kopf weg und schaute hinaus in die Dunkelheit.
»Wirklich nicht?«
»Weshalb sollte es? Ich stelle mich zur Verfügung, der Tänzer führt, ich folge. Das ist alles.« Sie wandte sich ihm wieder zu. »Aber da gäbe es etwas, Dominik.«
»Ja?«
»Versprich mir, mich nie in einem deiner Bücher zu erwähnen. Bitte.«
Dominik zögerte. Seit er ins Auto gestiegen war, hatte er überlegt, wie er dieses hinreißende, aber Grenzen überschreitende Schauspiel in Worte fassen könnte. Es war eine große Versuchung.
»Versprich es mir«, wiederholte Luba, die sein Sträuben bemerkte.
»Na gut«, gab Dominik ihrem Wunsch nach.
Ein unbehagliches Schweigen machte sich in der Limousine breit, die jetzt durch die Außenbezirke Barcelonas fuhr und dabei die Ampelfarben großzügig interpretierte.
»So habe ich Viggo kennengelernt«, sagte Luba aus heiterem Himmel. »Bei einer Live-Sexshow in Amsterdam. Mit einem anderen Partner, der wie ich aus der Ukraine kam.«
»Und da habt ihr euch … angefreundet?«
»Ja. Viggo hat mich gebeten, bei ihm zu bleiben. Er sammle schöne Dinge, hat er gesagt, und ich sei die Krönung seiner Sammlung. Ist zwar eine alberne Art, eine Frau zu verführen, aber er ist reich, charismatisch und amüsant, und ich brauchte unbedingt eine Pause von der Tanzerei.«
»Deshalb bist du zu ihm nach London gezogen?«
»Ja. Er hat für den Rückflug sogar einen Privatjet gechartert. Viggo verwöhnt mich gern – und sich selbst natürlich auch. Im Grunde ist er ein herzensguter Mann. Und ein interessanter Liebhaber.«
»Danach bewertest du also die Männer – wie interessant sie sind?«
»Warum nicht?« Sie lächelte. Kurzfristig war die Müdigkeit wie weggeblasen, die sie nach ihrem Auftritt befallen hatte, und sie wirkte verspielt.
»Aber dann hast du dich entschlossen, wieder zu tanzen?«
»Mir wurde langweilig. Und überhaupt, braucht es einen Grund? Ich kann tun und lassen, was ich will. Schließlich bin ich mit Viggo nicht verheiratet, es ist eine Freundschaft unter Ebenbürtigen. Und er ist nicht eifersüchtig.«
»Verstehe.« Dominik nickte. »Erzähl mir mehr über seine Sammlung.«
Viggos ganzer Stolz und Freude waren die von ihm zusammengetragenen Musikinstrumente. Ihm gehörten zwei E-Gitarren aus dem Fundus von Jimi Hendrix, eine spanische Akustikgitarre, auf der angeblich John Lennon gespielt
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