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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Schultern klebten. Aber Dominik wartete bereits in der Nische unter der Treppe auf mich, am selben Tisch wie bei unserem ersten Treffen. Und er hatte auch schon bestellt. Ein Kellner servierte ihm gerade einen Espresso und einen Latte macchiato für mich.
    Ich rutschte auf einen Stuhl. Meine nassen Oberschenkel glitschten über das harte Holz.
    »Schirm vergessen?«, fragte Dominik mit amüsiertem Grinsen.
    »Nein, ich wollte nass werden«, gab ich bissig zurück.
    Kaum waren mir die Worte herausgerutscht, wurde ich rot. Warum war ich so patzig, wenn ich ihm bei dieser Begegnung doch endlich deutlich machen wollte, dass mein Platz an seiner Seite war? Meine Antwort hatte witzig sein sollen, war aber härter herausgekommen als geplant. Meine Nerven lagen blank. Am liebsten wäre ich ihm einfach um den Hals gefallen, statt zu reden.
    Er sah mich an. In seinen Augen blitzte etwas auf. War es Lust? Meine Brustwarzen wurden hart unter meinem nassen Top, aber es lag nicht daran, dass mir kalt war. Sicher, ich war nass, doch in Dominiks Gegenwart begann ich zu glühen.
    Und trotzdem bekam ich eine Gänsehaut.
    »Geh und trockne dich ab«, sagte er. »Sonst erkältest du dich noch. Wir haben viel zu besprechen, da ist es besser, du fühlst dich wohl.«
    Mich durchfuhr ein Stich. Warum hatte er mich nicht in sein Haus in Hampstead gebeten? Ich wäre nur allzu gern zu ihm gefahren, und wir beide hätten es in seinem Bett trocken und gemütlich haben können. Vielleicht war dieses Treffen an ei nem neutralen Ort ein Hinweis, dass er sich nicht wieder mit mir einlassen wollte und dass wir, wenn er mir die Bailly zurückgeholt hatte, einfach nur Freunde sein würden, mehr nicht.
    Daher wünschte ich schon fast, dass er die Geige nicht so schnell fand, damit er auch weiterhin einen Grund hätte, sich mit mir zu treffen. Andererseits aber sehnte ich mich ganz furchtbar nach meinem Instrument. Die Bailly in den Händen zu halten, zu spüren, wie ihr Klang durch meinen Körper strömte, würde mich für immer und ewig an Dominik erinnern.
    In der Toilette zog ich mich aus und hielt meine Kleider unter den Lufttrockner. In BH und Höschen stand ich in der Nähe des Spiegels und hoffte noch immer, dass Dominik hereinkam. Vergebens. Sex in einer öffentlichen Toilette war nicht sein Ding. Nicht vornehm genug, viel zu proletarisch. Für ihn vom gleichen Kaliber wie Bauchnabelpiercings, dilettantische Tattoos und Sex auf dem Rücksitz eines Taxis.
    Als ich mit trockenen Kleidern zurückkam, bestellte er gerade eine zweite Runde Kaffee, da meine erste Tasse inzwischen kalt geworden war.
    »Summer …«, setzte er an.
    »Ehe ich es vergesse«, unterbrach ich ihn, »hier sind die Schlüssel. Und die Pläne, die du haben wolltest.« Er hatte bestimmt gerade etwas über unsere Beziehung sagen wollen, doch beim Anblick seines gequälten Gesichts war ich überzeugt, dass es nichts Gutes sein konnte. Ich wollte nicht hören, wie er den Satz beendete und mir erklärte, dass er mich bloß mochte und mehr nicht.
    »Es tut mir leid wegen Viggo«, sagte er. »Ich weiß, er … bedeutet dir etwas.«
    Ich zuckte die Achseln. Auch damit, so wurde mir klar, verhielt ich mich nicht wie beabsichtigt. Aber ich wusste nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte. Ich brauchte die Bailly, um ihn sehen und hören zu lassen, wie es um mich stand. Ohne die Geige war ich stumm und die Melodie meines Herzens im Schraubstock meines Verstands gefangen.
    Ich runzelte die Stirn, zermarterte mir das Hirn, überlegte verzweifelt. Ich wollte mir später nicht vorwerfen müssen, wieder einmal alles falsch gemacht zu haben.
    »Sicher bedeutet er mir etwas, aber es ist nichts Ernstes. Und wenn er meine Geige hat … tja … dann bin ich ihm wohl auch zu nichts verpflichtet.«
    Dominik ließ nicht durchblicken, was in ihm vorging. Ich sah ihm in die Augen, konnte jedoch keine Reaktion entdecken. Ein angespannter Zug lag um seinen Mund. Da er schwieg, sprach ich weiter – um nur nicht dieses peinliche Schweigen zwischen uns aufkommen zu lassen.
    »Bitte, glaub mir, ich liebe die Bailly heiß und innig. Aber sie ist das Risiko nicht wert … Du musst es nicht tun.«
    Bei den letzten Worten versagte mir fast die Stimme. Ich verfolgte jede kleinste Regung in Dominiks Gesicht, um zu erraten, ob er mich richtig verstanden hatte. Er sollte wissen, dass ich ihn um nichts in der Welt verlieren wollte, dass mich der Gedanke entsetzte, er könnte geschnappt und festgenommen werden,

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