Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
Vom Netzwerk:
oder Viggo könnte sich irgendwie an ihm vergreifen. Dominik aber wechselte das Thema und begann wieder über seine Recherchen zu sprechen. Vielleicht war ich für ihn nur noch ein Aufhänger für seine Romane, weil ihm sonst nichts einfiel.
    Wir blieben noch etwa eine Stunde im Café, doch ich sprach nichts von all dem aus, was mir auf dem Herzen lag. Und Dominik verlor kein Wort über uns und unsere Beziehung – ob er es eigentlich vorgehabt hatte und nichts herausbrachte oder ob er zu dem Thema nichts zu sagen hatte, wusste ich nicht. Vielleicht würde er nach unserem Treffen rasch heimeilen und unsere Begegnung gleich in die Geschichte seiner ominösen Helden und Heldinnen einbauen. Schlachten eigentlich alle Schriftsteller ihr eigenes Leben aus?
    Zum Schluss hatten wir den Ablauf der Ereignisse bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet.
    Ich würde Viggo zu einer festgesetzten Zeit aus dem Haus locken. Dominik würde sich Zugang verschaffen und irgendwie den Code der Stahltür knacken. Für mich war das der größte Knackpunkt, denn ich war überzeugt, dass innerhalb weniger Sekunden ein Alarm durchs ganze Haus schrillen und ein Sondereinsatzkommando auftauchen würde, um ihn fest zunehmen. Er aber war sich sicher, dass Viggo eine simple Zahlenkombination benutzte, etwa sein Geburtsdatum oder eins-zwei-drei-vier. Offenbar traute er einem Rockstar keinen großen Einfallsreichtum zu.
    Als wir uns einig waren, schob er sich die nachgemachten Schlüssel von Viggos Haus in die Jeanstasche, faltete die Pläne zusammen, steckte sie in sein Jackett und begleitete mich zur U-Bahn-Station Tower Hill. Zum Abschied gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Ich widerstand dem Impuls, in sein Haar zu greifen, seinen Kopf zu mir herunterzuziehen und ihn einfach zu küssen.
    Bis zu unserer Aktion waren es nur noch wenige Tage. Die Gedanken daran verdrängte ich, so gut es ging. Ich war viel unterwegs, damit Viggo und Luba nicht auffiel, wie seltsam ich mich verhielt und wie unruhig ich war. Ich fuhr mit dem Zug von Belsize Park in mein altes Revier im East End und sah mir im Kino des RichMix-Zentrums Filme an. Manchmal besuchte ich in der Bar unter dem Kino die Konzerte mir völlig unbekannter Musiker. Dann saß ich irgendwo in der Ecke vor einem Glas Wein und war dankbar, wenn die Musik alle Gedanken aus meinem Kopf fortspülte. Immer wieder fragte ich Fran, ob sie mich nicht begleiten wolle, doch sie hatte stets die eine oder andere Ausrede parat. Wahrscheinlich verbrachte sie ihre Zeit mit Chris.
    Unerbittlich schleppten sich die Tage dahin, bis schließlich der entscheidende Nachmittag gekommen war. Ich hatte die Aufgabe, Viggo und Luba dazu zu bringen, außer Haus zu gehen, und sie mit irgendetwas zu beschäftigen, bis Dominik mir mit seinem Anruf signalisieren würde, dass er die Villa wieder verlassen hatte – unabhängig davon, ob er die Bailly gefunden und mitgenommen hatte oder nicht.
    »Alles in Ordnung mit dir, Süße?«, fragte Viggo, als wir uns fertig machten. Ungeduldiger als gewöhnlich bearbeitete ich meine zerzausten Haare mit dem Kamm. »Bist du nervös?«
    »Mir schlackern die Knie.«
    »Mach dir keine Sorgen. Es wird bestimmt ganz prima«, tröstete er mich und nahm mir den Kamm aus der Hand. »Setz dich!« Er hockte sich auf den Bettrand und wies auf den Platz vor sich. Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich an seine Beine und überließ ihm die Aufgabe, mir wie einem Kind die wirren Locken zu glätten. Es war angenehm, und ich brauchte ihn dabei wenigstens nicht anzusehen. »Du wirst bestimmt ganz wunderbar rüberkommen.«
    Als er mir zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich, schmiegte ich mich an ihn. Ich war hin- und hergerissen. Ich kam mir vor wie Judas, obwohl das unter den gegebenen Umständen albern war. Wenn er die Bailly tatsächlich in seinen Besitz gebracht hatte – und daran gab es für mich keinen Zweifel –, hatte ich allen Grund, ihn zu hassen und zu verfluchen. Nur leider war Viggo ein Mann, den man nicht hassen konnte. Sicher, er hatte eine exzentrische Ader, aber er war nicht von Natur aus böse. Eher glich er einem verwöhnten Kind, das grundsätzlich alles bekam, was es wollte. Er dachte nicht groß an die Folgen, wenn er sich nahm, was ihm gefiel. Und ich konnte niemanden wegen seiner Veranlagung hassen; es wäre heuchlerisch, denn schließlich hatte auch ich mehr als genug Fehler.
    Luba kam in einer Wolke von Wasserdampf nackt und noch tropfnass aus der Dusche. Sie ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher