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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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Sachen brauchst du hier nicht«, sagte er, als er mir das Kleid abnahm und es mitsamt meiner Schultertasche beiseitelegte.
    Zum Glück hatte ich meine Geige zu Hause gelassen, obwohl ich sie jetzt gern im Arm gehabt hätte. Aber wenigstens war sie so sicher. Mich packte die schiere Angst, wenn ich mir vorstellte, Victor könnte herausfinden, wie sehr ich an meiner Bailly hing. Wenn er sie mir nun fortnahm! Denn anders würde er mich wohl kaum brechen können, der sicherste Weg dazu führte über die Geige.
    Da ich den Blick gesenkt hatte, konnte ich die Leute im Raum nur aus den Augenwinkeln sehen. Umso mehr achtete ich auf die Gesprächsfetzen, die ich aufschnappte.
    »Victors neuester Fang«, sagte eine kleine dunkelhaarige Frau, die sich in meiner Nähe lasziv auf einigen Kissen räkelte. Ich musterte sie mit vorsichtigen Seitenblicken. Mit ihrem knallroten Lippenstift und dem schicken Bob war sie aufgemacht wie ein Stummfilmstar.
    »Aber ein echter Wildfang«, erwiderte ihr Begleiter. Er war schlank und sein Oberlippenbart so schmal, dass es fast so aussah, als hätte er sich nicht richtig den Mund abgewischt. »Aber Victor wird schon einen Weg finden, sie zu brechen. Das hat er noch immer geschafft.«
    Währenddessen beobachtete ich, dass Victor meine Schultertasche mit dem Handy und mein Kleid in seinem Barschrank verstaute. Die Tür verschloss er mit einem kleinen Schlüssel, den er in seine Hosentasche schob.
    Mit einem triumphierenden Lächeln wandte er sich dann zu mir um.
    »Heute beginnen wir mit den Vorbereitungen. Die Aufnahmezeremonie wird dann morgen stattfinden.«
    Ach, Dominik, dachte ich mit einem verstohlenen Blick auf das Fach im Barschrank mit meinem eingeschlossenen Telefon. Wo bleibst du nur?
    Dominik wusste, dass Summer und Chris gute Freunde waren. Sie hatten sich bereits kurz nach Summers Ankunft aus Neuseeland kennengelernt und als Musiker eine Menge gemeinsam. Summer war gelegentlich eingesprungen, wenn die kleine Rockband eine Fiedel zur Verstärkung brauchte. Dennoch war es Dominik nie in den Sinn gekommen, sich an Chris zu wenden, als Summer so plötzlich verschwunden war. Natürlich hatte er sich bemüht, mit ihr in Verbindung zu treten, aber unter ihrer Telefonnummer gab es keinen Anschluss mehr, und als er an ihrer Wohnung in Whitechapel nachfragte, hatte ihm der Vermieter wütend und schimpfend erklärt, sie habe sich einfach aus dem Staub gemacht und nicht einmal gekündigt.
    Aber dann hatte ihn irgendetwas – sein Stolz, sein Schmerz – davon abgehalten, weiter nachzuforschen.
    Nie zuvor hatte ihn eine Frau derart durcheinandergebracht.
    Dabei hatte sie ihm stets bereitwillig zur Verfügung gestanden und war ohne zu zögern auf seine Spiele und seine oft ausgefallenen sexuellen Gelüste eingegangen, an denen sie offenbar ebenfalls Gefallen fand. Nein, was ihn irritierte, war das Gefühl, dass sie etwas ganz Entscheidendes ihres Wesens zurückhielt. Sie wahrte die Kontrolle über ihren dunklen Kern und war ihm deshalb bei all ihrer Unterwürfigkeit auf eine Weise überlegen, die er nicht ganz verstand.
    Daher war er ziemlich verdutzt, als er plötzlich unerwartet Chris am Telefon hörte. Warum rief sie ihn nicht selbst an?
    »In New York?«, fragte er.
    »Ja, wie ich sagte.«
    »Und was will sie?«
    »Verdammt! Woher soll ich das wissen? Dir sagen, wo sie ist, nehme ich an. Als ihr Freund finde ich das alles nicht so lustig, muss ich sagen.« Chris begann, sich in Rage zu reden. »Die ganzen Probleme haben doch erst angefangen, als du ihr über den Weg gelaufen bist, Dominik. Also, du bist nicht unbedingt mein Favorit für den Liebling des Monats, das kannst du mir glauben. Und wenn ich ein Wörtchen mitzureden hätte, würde ich dafür sorgen, dass Summer die Finger von dir lässt.«
    Dominik presste den Hörer ans Ohr. Sein Blick wanderte durch sein Arbeitszimmer. Als der Anruf kam, hatte er gerade an dem Entwurf zu einer Buchbesprechung für eine wissenschaftliche Zeitschrift gesessen. Das Bett hinterm Schreibtisch war übersät mit Büchern und Zetteln.
    »Geht es ihr gut?«, fragte er Chris.
    »Willst du die Wahrheit wissen? Nein. Sie hat große Probleme. Mehr weiß ich nicht, denn sie wollte mir nichts erzählen. Sie hat mich nur gebeten, mit dir in Verbindung zu treten und dir zu sagen, wo sie sich aufhält.«
    New York. Eine Stadt, die er liebte, die für ihn eine wahre Flut von Erinnerungen an Frauen und Affären barg. Fast unverzüglich spulten sich die Bilder vor ihm

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