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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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hinweg aus dem Fahrerfenster und sah, wie Schramme die Kinder mit ausladenden Gesten, die an einen Verkehrspolizisten erinnerten, zur Ladentür lotste.
    Dann wandte Schramme den Kopf. Als er Leo entdeckte, der ihn aus dem Wageninneren anstarrte, kniff er die Augen zusammen und zeigte auf ihn. Mit Daumen und Zeigefinger formte er eine imaginäre Pistole. Er hob sie sich an die Schläfe und drückte ab.

1
    AARÓN
    Freitag, 12. Mai 2000
    Mit einer für sie typischen Handbewegung wischte sich Andrea auf dem Beifahrersitz eine Strähne aus dem Gesicht. Dann streckte sie den Arm aus und verschloss ihm mit dem Finger die Lippen.
    »Sag es nicht.«
    Aarón zuckte mit den Schultern. Er sog den Duft nach Kamille ein, der das Auto erfüllte. Als er sah, wie ihre Augen zu glänzen begannen, musste er den Blick abwenden.
    »Sag es nicht«, wiederholte sie. »Es ist nicht wahr.«
    Andrea blickte eine Weile starr geradeaus durch die Scheibe und unter dem Mond hindurch, der hell über Arenas leuchtete. Arenas war nicht mehr als ein überdimensionales Dorf, das im Grunde nur aus Neubauten bestand. Eine Oase ruhiger Wohnanlagen.
    Andrea biss die Zähne zusammen, um den Schwall von Wörtern zurückzuhalten. Dann öffnete sie die Faust und zeigte ihm den Stein.
    »Nein …«, sagte Aarón, »bitte nicht.«
    »Es ist deine Entscheidung«, erwiderte Andrea. »Du kannst ihn mir jederzeit zurückgeben.«
    Sie legte den Stein aufs Armaturenbrett. Dann tätschelte sie seine Hand, die auf dem Schalthebel ruhte, und stieg aus dem Wagen.
    Aarón hörte, wie Andrea die Tür zuschlug. Er vergrub das Gesicht in den Händen und wartete, bis sie in ihr Auto gestiegen war. Als sie losfuhr, knirschte der Sand unter den Rädern.
    Er lauschte dem Motorengeräusch, das sich allmählich in der Ferne verlor.
    Dann stützte er die Stirn auf das Lenkrad und ließ die Schultern hängen. Er seufzte. Da fiel es ihm plötzlich wieder ein. Er hatte dem alten Palmer versprochen, ihm gleich nach der Arbeit die Medikamente in den Tankstellenshop zu bringen. Schnell richtete er sich auf und sah auf die Uhr. Es war schon nach neun.
    Er biss sich auf die Unterlippe und überlegte. Dann nahm er das Handy vom Armaturenbrett und wählte Davids Nummer.
    »Hey, Mann, wie ist es gelaufen?«, meldete sich die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Gut«, sagte Aarón, korrigierte sich aber gleich. »Nee, es war scheiße.«
    »Hast du’s ihr gesagt?«, fragte David, obwohl er die Antwort bereits wusste.
    Er hörte es an Aaróns Stimme, dass es endlich raus war.
    David Mirabal hatte eine Begabung dafür, die Gedanken seines besten Freundes zu lesen. So wie seine Mutter Ruth die Gedanken von Ana, Aaróns Mutter, lesen konnte. Die beiden Frauen hatten sich an der Uni kennengelernt, als sie gemeinsam in der Schlange gestanden hatten, um sich für ein BWL-Studium einzuschreiben. Am Ende hatten beide die Uni ohne Abschluss verlassen, drei Jahre bevor sie am selben Tag ihre Kinder zur Welt brachten. Der Zufall wollte es, dass die beiden jungen Frauen am selben Mittwoch in den Wehen lagen. Einem einzigartigen Mittwoch Anfang der Siebziger, an dem die Provinz Madrid von einem spektakulären Wintereinbruch heimgesucht wurde, an den man sich noch Jahre später erinnerte.
    »Ich glaube, es hat sie ziemlich mitgenommen.« Aarón öffnete die Tür und streckte die Beine aus dem Wagen. Den Arm, mit dem er das Telefon hielt, stützte er auf dem Lenkrad ab, so wie er sich früher immer auf Davids Schulter abgestützt hatte, um mit einem Stöckchen die Tiefe einer Pfütze zu überprüfen, bevor sie darübersprangen. »Sie ist gleich weggefahren. Wir haben eigentlich gar nicht gesprochen. Du weißt ja, wie sie ist. Wenn Andrea nichts mehr hören will …«
    »Weißt du was, ich komm vorbei. Dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen.« Ein leises Stöhnen war zu hören, als sich David von einem Platz aufrappelte, an dem er es sich offenbar gemütlich gemacht hatte. »Bist du noch am Aussichtspunkt?«
    »Warte, darum ruf ich dich an. Ich würde am liebsten gleich nach Hause fahren. Mir eine riesige Pizza bestellen und mich vor die Glotze legen.« Er machte eine kurze Pause, dann schob er nach: »Das Dumme ist nur, dass ich dem Amerikaner versprochen habe, ihm die Medikamente vorbeizubringen.«
    Señor Palmer, ein Amerikaner aus Kansas, der mit dem Schiff nach Europa gekommen war, stand schon sein halbes Leben lang hinter der Ladentheke. Er hatte die alte Tankstelle von Arenas zum Spottpreis

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