9 SCIENCE FICTION-STORIES
Ebene herangeeilt. Seine Stiefel wirbelten kleine Staubwolken auf. Die übrigen folgten nacheinander.
Sevigny konnte sie in dem herrschenden Halbdunkel nur an den Leuchtzahlen auf ihren Anzügen erkennen.
»Youkhannan und Nakajima!« rief Sevigny. »Ihr seid am nächsten. Die anderen schaffen inzwischen unser Zeug von hier fort.« Der mühsam unterdrückte Ärger stieg wieder in ihm auf, deshalb schloß er absichtlich mit einem Befehl, der den Stolz der Männer verletzen mußte. »R’Ku, du übernimmst das Kommando.«
»Wird gemacht, Boß.« Der Marsianer hatte sich nicht bewegt. Aber jetzt handelte er blitzschnell – einige rasche Sprünge, wie sie kein Mensch geschafft hätte, ein kurzer Blick zur Orientierung und knappe, überlegte Befehle.
Kein Wunder, daß er sich nicht freiwillig gemeldet hat, dachte Sevigny. Er hätte ohnehin nichts ausrichten können, weil das viele Wasser auf seiner Haut ihn gelähmt hätte; und Marsianer haben nichts für romantische Gesten übrig. Aber die übrigen – wer hätte gedacht, daß sie solche Feiglinge sind!
Dann fiel ihm jedoch ein, daß die Terraner sich nicht gegenseitig durch Bande innerhalb eines Klans verpflichtet fühlten, wie es bei den Cythereanern der Fall war. Die ersten Venuskolonisten hatten diesen Namen angenommen. Wäre er selbst nur ein einfaches Mitglied der Mannschaft gewesen, hätte er vielleicht auch gezögert, bevor er sein Leben für einen anderen riskierte, mit dem er nicht durch einen Eid verbunden war. Als Boß befand er sich jedoch in einer anderen Lage.
Aarons, Youkhannan und Nakajima erreichten das Fahrzeug, kletterten auf die Ladefläche und klammerten sich dort an den Seitenwänden fest. Sevigny ließ sich in den Führersitz gleiten und startete den rechten Motor. Der dazu benötigte Strom kam aus den unterhalb liegenden Akkumulatoren. Das Fahrzeug drehte sich, bis die stumpfe Nase auf den Geysir zeigte. Sevigny schaltete auch den Backbordmotor ein. Acht riesige Unterdruckreifen rollten durch den Staub.
Ein Spalt hatte sich zwischen ihnen und dem Bohrloch geöffnet. Sevigny hielt das Fahrzeug nicht erst an, um die Entfernungen zu schätzen. Nach einem Jahr auf dem Mond hatten seine Augen sich auf die hiesigen Verhältnisse eingestellt. Als er das Gefühl hatte, daß jetzt der richtige Augenblick gekommen sei, legte er einen Schalter um. Zwei Auslegearme hoben das zur Ausrüstung des Fahrzeugs gehörende Brückenstück aus seiner Verankerung und über das Dach hinweg, bis es den Spalt überdeckte. Auf der festen Unterlage rollte das schwere Fahrzeug sicher hinüber. Als die Brücke nicht mehr belastet wurde, nahmen die Auslegearme sie wieder auf.
Der schwache Wind wirbelte die Asche auf und trieb sie in dichten Schwaden gegen das Fahrzeug. Sevigny hörte die winzigen Teilchen gegen seinen Helm prallen. Das Fahrzeug wühlte sich nur langsam durch den tiefen Schlamm, der aus dem Bohrloch gedrungen war. Er lehnte sich nach vom und starrte angestrengt hinaus, während seine Hände mechanisch die nötigen Handgriffe vornahmen. Dort drüben … Er steuerte den dunklen Schatten am Kraterrand an, erreichte ihn und trat auf die Bremsen.
Das andere Mondfahrzeug lag halb von Felsbrocken begraben auf der rechten Seite. Ein Teil des Bohrgestänges war aus dem Loch geschleudert worden und hatte die elektrische Winde unbrauchbar gemacht. Dicht daneben lag der umgestürzte Kompressor, an den die Förderpumpe angeschlossen gewesen war. Er sah keine menschliche Gestalt. Das schwache Geräusch des Windes konnte sich gegen den brüllenden Vulkan nicht durchsetzen.
Er stellte sein Funkgerät auf höchste Lautstärke. »Seht ihr jemand?«
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