9 SCIENCE FICTION-STORIES
erkundigte er sich.
»Nein, keinen Menschen«, antwortete Youkhannan mit einem starken Akzent in der Stimme. »Wahrscheinlich liegen sie irgendwo unter den Trümmern begraben.«
»Nehmt Schaufeln mit und seht nach«, befahl Sevigny. »Ich suche die Umgebung des Fahrzeugs ab.«
Er verzichtete auf die Leiter, schwang sich über den Rand des Führersitzes und sank langsam zu Boden. Die von dem Krater aufsteigende Hitze drang durch seinen Schutzanzug. Der Thermostat schaltete auf Kühlung um. Er stolperte über die verkohlten Felsen vorwärts.
Unter dem Vorderteil des Fahrzeugs ragte ein Stiefel heraus! Sevigny ließ sich auf die Knie nieder und grub hastig mit beiden Händen, bis ihm der Schweiß in großen Tropfen über die Stirn und in die Augen lief. Minuten später bebten die Felsen wieder, und aus dem Krater stieg eine Aschewolke auf, von der die Sterne verdunkelt wurden.
Sevigny legte beide Beine frei, erhob sich langsam und atmete tief, bevor er mit aller Kraft daran zerrte. Noch ein kräftiger Ruck, dann löste der Körper sich so plötzlich aus den Felsbrocken, daß Sevigny losließ und einige Schritte nach hinten taumelte. Er kam wieder zurück, schaltete seinen Handscheinwerfer ein und beugte sich über die leblose Gestalt. Es war Leong. Aus einem Riß in seinem Anzug drang eine leichte Dampfwolke, aber einige Blutbläschen um den Mund unter dem Helm schienen sich noch zu bewegen. Sevigny nahm den anderen auf die Arme, richtete sich mühsam auf und stolperte zu dem Fahrzeug zurück.
Ein dumpfes Grollen leitete die erste Magmaeruption ein. Sevigny hob Leong auf die Ladefläche und suchte in den Außentaschen seines Anzugs nach dem selbstklebenden Abdichter. Dann strömte kein Dampf mehr aus. Sevigny erhob sich mit zitternden Knien und schaltete den starken Suchscheinwerfer des Fahrzeugs ein. Das hätte ich schon längst tun sollen. Wie können die anderen mich sonst finden? Daß ich nicht daran gedacht habe! In dem Scheinwerferstrahl erkannte er den Kompressor, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus schwenkte er den Auslegearm des Krans, senkte ihn über das Gerät und ließ die Greifer zupacken. Das Fahrzeug neigte sich unter der schweren Last, richtete sich aber automatisch wieder auf.
Die Lava strömte wie ein dunkelglänzender Gletscher näher. Sevigny ließ sich in seinen Sitz fallen. »Nakajima!« schrie er. »Youkhannan! Aarons! Zurückkommen! Beeilt euch!« Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sie nicht zurücklassen sollte. Sicher konnten sie auch zu Fuß rechtzeitig fliehen … Nein. Jemand mußte sich um Leong kümmern, sonst war er tot, bevor sie das Lager erreichten.
Eine dunkle Gestalt tauchte aus dem Aschenregen auf, dann folgten in kurzen Abständen zwei weitere. Dann hatten sie also Erich nicht gefunden. Sevigny schaltete den Antrieb ein und wartete, bis die anderen an Bord geklettert waren, bevor er losfuhr.
»Einer von euch holt Poy hier herein und behandelt ihn. Die beiden anderen halten sich fest!« sagte er.
In diesem Gelände durfte er nicht mit höchster Geschwindigkeit fahren, obwohl das Mare Serenitatis sich jeden Augenblick unter ihnen öffnen konnte. Wie wenig dieser Name jetzt zutraf! Er konzentrierte sich so sehr auf die Steuerung des Fahrzeugs, daß er gar nicht bemerkte, was um ihn herum vorging. Als er wieder sicheren Boden vor sich sah, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß die Kabine luftdicht verschlossen und unter Druck gesetzt worden war.
Er warf einen Blick nach hinten. Leong trug keinen Schutzanzug mehr, sondern ruhte in einem leichten Baumwolltrikot auf der rückwärtigen Sitzbank. Seine Augen waren geschlossen, er atmete
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