9 SCIENCE FICTION-STORIES
verloren. Eine Zeitlang, glaube ich, war es mit mir nicht anders; aber die Arbeit ist ein wunderbares Anodynum, und mein Programm war soeben im Anlaufen begriffen.
Obwohl ich Laika nie vergaß, hörte nach einer kleinen Weile die Erinnerung an sie zu schmerzen auf.
Warum nur war sie dann zurückgekehrt, um mich zu verfolgen, fünf Jahre später, auf dem fernen Mond? Ich durchforschte gerade meinen Geist nach einem Grund dafür, als das metallene Gebäude ringsum erbebte wie unter der Wucht eines schweren Hiebes.
Ich reagierte instinktiv, ohne zu denken. Ich schloß bereits den Helm meines Not-Raumanzuges, als die Grundmauern nachgaben und die Wandung mit einem Fauchen entweichender Luft barst. Da ich automatisch den Hauptalarm ausgelöst hatte, verloren wir nur zwei Mann, ungeachtet der Tatsache, daß das Beben – das ärgste, welches je auf Farside registriert wurde – alle drei Druckkuppeln des Observatoriums sprengte.
Kaum nötig zu erwähnen, daß ich nicht ans Übernatürliche glaube. Alles, was geschah, hat eine vollkommen logische Erklärung, die jedem offenkundig ist, der auch nur ein geringes Maß an Wissen über die Psychologie besitzt …
Laika war im zweiten San Franziskoer Erdbeben nicht der einzige Hund, der das Unheil nahen fühlte.
Es wurde von vielen solchen Fällen berichtet. Und auf Farside mußten mir meine eigenen Erinnerungen jene erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit verliehen haben, als mein niemals rastendes Unterbewußtsein die ersten schwachen Vibrationen aus dem Innern des Mondes empfing.
Der menschliche Geist beschreitet seltsame Wege. Er kannte das Zeichen, das mir am raschesten das Wissen um die Gefahr vermitteln würde. Mehr steckt nicht dahinter; wenn man auch sagen mag, Laika habe mich im gewissen Sinne beide Male geweckt, so ist nichts Geheimnisvolles daran – keine wundersame Warnung über die Kluft hinweg, die weder Mensch noch Hund jemals wird überbrücken können.
Dessen bin ich mir sicher; vorausgesetzt, ich bin mir überhaupt meiner Sache sicher.
Trotzdem wache ich manchmal auf, in der Stille des Mondes, und wünsche, der Traum hätte noch ein paar Sekunden länger angehalten – damit es mir möglich gewesen wäre, einmal mehr in jene strahlend braunen Augen zu blicken, so überfließend von einer selbstlosen, hingebungsvollen Liebe, wie ich ihr sonst nirgendwo auf dieser Welt begegnet bin.
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