9 SCIENCE FICTION-STORIES
abgeschnitten, von der Erde und dem Mond, allein in der lärmdurchtosten Nacht.
»Meldung!« rief er. »Nach Nummern!«
Ein Name nach dem anderen erklang. Eins, Aarons, zwei, Bergsma, drei, Branch, vier … niemand, Erich Decker meldete sich nicht … fünf, Gourmont, sechs …
»… zwölf«, erklang es blechern aus R’Kus Vokalisator.
Youkhannan beschloß die Aufzählung mit der Nummer zwanzig. Bis auf Decker und Leong, die beide weiterhin schwiegen, war die Mannschaft vollzählig.
Als der aufgewirbelte Staub sich langsam wieder setzte, erkannte Sevigny seine Umgebung wieder. In etwa zwei Kilometer Entfernung stiegen die Felswände des Kaukasusgebirges übergangslos aus der Ebene auf, die Sterne standen unbeweglich über den Gipfeln und beleuchteten die Umrisse von Männern und Maschinen. Er wandte sich um und wollte zu dem Bohrloch hinübersehen, aber die Erde, die dicht über dem südlichen Horizont stand, zog seinen Blick auf sich. Die weißlich blaue Helligkeit, die von ihr ausging, blendete ihn einen Augenblick lang.
Der strahlende Glanz verschwand, als er das Lichtschutzfilter seines Helms herunterklappte. Nun sah er den schwarzen Geysir, der aus dem zerklüfteten Boden aufstieg. In fünfhundert Meter Höhe breitete er sich pilzförmig aus. Gleichzeitig veränderte die Farbe sich im Erdschein zu einem fahlen Blau – ein Schirm aus Eiskristallen, die bei einer Temperatur von minus fünfundzwanzig Grad Celsius kondensierten. Die Wolke war nicht übermäßig groß; sie schmolz bereits an den Ausläufern und wurde von dem schwachen Wind zerstreut, der ostwärts in Richtung auf die Sonne zu wehte.
Für Angst war jetzt keine Zeit. Zwei Männer hatten sich in unmittelbarer Nähe des Explosionsherds befunden.
Vielleicht lebten sie noch. Aber bald würde Lava aus dem Krater dringen.
Sevigny rannte auf das nächste Mondfahrzeug zu. »Ich brauche noch drei Männer!« rief er. »Vielleicht können wir Poy und Erich rechtzeitig bergen!«
Trotz der niedrigen Mondschwerkraft behinderte ihn sein Schutzanzug, als er zu dem erhöhten Führersitz hinaufkletterte. Er beugte sich einige Sekunden lang keuchend über die Instrumente, bevor er bemerkte, daß kein einziger Terraner oder Marsianer ihm gefolgt war.
Warum nicht?
Das Dach des Fahrzeugs stand offen, so daß der Führersitz der eisigen Kälte ausgesetzt blieb. Das Lager war bereits vor einiger Zeit errichtet worden. Nachdem die klimatisierten Schutzkuppeln mit Mondstaub gegen die Hitze und die Strahlung abgedeckt worden waren, die nach Sonnenaufgang einsetzen würden, war es überflüssig, die Fahrzeuge unter Druck zu halten oder ihre Abschirmgeneratoren in Betrieb zu lassen. Sevigny brauchte sich nur über den Rand zu lehnen und zu rufen: »He, was ist denn mit euch los? Ich brauche drei Männer, habe ich gesagt!«
Einige Sekunden verstrichen, in denen nur das Tosen des Vulkans zu hören war. Dann antwortete Branch, der sein Helmfunkgerät auf höchste Lautstärke eingestellt hatte. »Bist du übergeschnappt? Die beiden sind doch schon längst tot!«
»Vielleicht auch nicht«, schnauzte Sevigny. »Wir müssen nach ihnen sehen.«
»Und dabei vier weitere Menschenleben aufs Spiel setzen? Der Krater kann jederzeit flüssiges Gestein spucken!«
Einen Augenblick lang begriff Sevigny überhaupt nichts mehr. Er starrte sprachlos vor sich hin und hatte das Gefühl, er erlebe einen schlechten Traum.
Seine schweren Schutzhandschuhe schlossen sich so fest um den Rand des Fahrzeugs, daß die Heizdrähte sich verbogen. »Ihr …« Dann fand er plötzlich das richtige Wort, das seine Gefühle ausdrückte. »Ihr Erdlinge!«
»Richtig, Boß, du hast völlig recht!« Aarons kam in langen Sätzen über die
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