9 SCIENCE FICTION-STORIES
unregelmäßig. Aarons, der neben ihm kniete, hatte Helm und Schutzhandschuhe abgelegt.
»Was fehlt ihm?« fragte Sevigny.
»Natürlich Dekompression«, erklärte ihm Aarons. »Wahrscheinlich ein Schock, eine Gehirnerschütterung und vielleicht sogar einige Knochenbrüche.« Er holte eine Injektionsspritze aus dem Erste-Hilfe-Kasten. »Ich gebe ihm jetzt vorbeugend zwanzig Kubikzentimeter ADR, aber es sieht so aus, als hättest du ihn rechtzeitig gefunden. Wo lag er denn?«
»Unter seinem Fahrzeug. Ich nehme an, daß er einfach herausgerutscht sein muß, als es umstürzte. Erich muß fortgeschleudert worden sein.«
Aarons drehte sich um und sah zu der Rauchwolke und der ausströmenden Lava zurück. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Trotzdem brauchen wir nicht mehr nach ihm zu suchen.« Er schwieg einige Zeit, bevor er weitersprach. »Ich bin froh, daß du uns mitgenommen hast, Boß – obwohl wir nicht viel ausgerichtet haben.«
Sevigny machte eine abwehrende Handbewegung.
Die vier unbeschädigt gebliebenen Fahrzeuge – die beiden Wohnwagen, der Bulldozer und der Schaufellader – standen in einiger Entfernung beieinander. Die Männer hatten sich in ihrer Nähe versammelt, aber R’Ku hielt sich abseits. Das Erdlicht schimmerte auf seiner bläulichen Haut. Sein merkwürdiger Schädel schien einen Kranz aus Sternen zu tragen.
Der Marsianer bewegte sich erst, als Sevigny den Wohnwagen erreicht hatte, der einige Krankenbetten enthielt. Ein einziger Sprung genügte, um ihn an das Fahrzeug heranzubringen. Im Flug wirkte seine insektenhafte Gestalt nicht mehr steif oder grotesk, sondern zeigte sich in ihrer ganzen graziösen Beweglichkeit. Als er landete, befand sich sein Kopf auf Sevignys Augenhöhe, obwohl der Fahrersitz fast zwei Meter über dem Boden angebracht war.
R’Kus starrer Blick beunruhigte den Cythereaner schon längst nicht mehr, aber früher hatten ihn die riesigen dunkelgrünen Augen fast erschreckt. Das längliche Gesicht war ihm schon immer apart erschienen. Im Augenblick war es allerdings hinter dem Schutzhelm kaum zu erkennen. Die Mondatmosphäre war unterdessen bereits so dicht, daß die Marsianer keine Schutzanzüge mehr benötigten, aber die Zusammensetzung stimmte nicht ganz. Nicht genügend Stickstoff, zuviel Methan und Ammoniak; und obwohl sie Wasser brauchten, wie die Terraner Vitamine haben mußten, war die Atmosphäre doch zu wasserhaltig für sie.
»Was habt ihr erreicht?« erkundigte sich R’Ku. Die Worte klangen blechern und mechanisch. Sevigny hatte sich schon oft gefragt, ob die Marsianer nicht nur deshalb als gefühllos bekannt waren, weil sie Vokalisatoren benützen mußten, wenn sie sich verständigen wollten. Andererseits ließen ihre Bewegungen nur selten Aufregung erkennen …
»Wir haben Leong geborgen«, antwortete er. »Das Verbindungsrohr muß ausgefahren werden, damit wir ihn in den Wohnwagen bringen können.«
R’Ku erteilte einige kurze Anweisungen. Vier Männer begannen mit der Arbeit. Sie sahen nicht zu Sevigny hinüber.
»Du hast den Kompressor mitgebracht«, stellte R’Ku fest.
»Richtig. Vielleicht hat er versagt. Wir müssen ihn in das Hauptquartier zurückbringen. Hier können wir ohnehin nichts mehr ausrichten. Und Poy muß ins Krankenhaus.«
»Dann ist er also noch zu retten?«
»Ich hoffe es wenigstens.« Sevigny stellte noch eine Frage. »Was würdest du denn mit ihm anfangen, wenn er gestorben wäre?«
»Ich habe gehört, daß die Toten bei euch begraben werden.«
»Auf dem Mars, meine ich.«
»Das hängt ganz von der jeweiligen Kultur ab. Wir in der Großen Konföderation würden die Leiche
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