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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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fegte - nein, er schwitzte, schwitzte, schwitzte. Die Niagarafälle waren ein Tautropfen gegen ihn. Da er sich so schüttelte, hatten wir alle was davon - der Schweiß spritzte durchs ganze Etablissement. Wie ein aufgeregtes, aufgezogenes Äffchen schoss er alle zwei Minuten auf mich zu, spitzte seinen Mund und versuchte mich zu küssen. Irgendwann habe ich ihm dann den Rücken zugedreht, um eine Viertelstunde später völlig und für immer aus seinem Leben zu verschwinden. Ich hoffte, dass ich so was nie, nie, nie wieder erleben muss. Tja, aber dann kam Oliver M.
    Ich werde nicht müde, bei meinen Freundinnen zu betonen, dass es sich hierbei um eine Affäre und NICHT um eine Beziehung gehandelt hatte! Ich erzähle hier nur eine Geschichte - und Sie werden mich verstehen. Die erklärt so vieles. Wir gingen tanzen, nachdem ich mir schon vorher zwei Stunden lang ihn und seine bekloppten Geschäftspartner reingezogen hatte. Ort des Geschehens war ein nobler Tennisclub, große Party, geschlossene Gesellschaft, nette,
fröhliche Leute ohne viel Tamtam, einfach nur gute Laune und Spaß beim Tanzen. Und den hatte ich auch - bis plötzlich ein menschlicher Kreisel mit den PS-Zahlen eines Ferraris an mir vorbeisauste. Es machte tatsächlich ein Geräusch wie bei der Formel Eins. Wwwwwmmmmm! Und noch mal wwwmmmmmm. Jetzt blieb dieses seltsame Wesen von einem anderen Stern punktgenau vor mir stehen. Er sah aus wie Oliver. Oliver! Meine Affäre! Dann begann er sich auf mich zuzubewegen. Im Nachhinein nannte er es TANZEN! Mein Gott! Während er mit dem Unterleib zuerst auf mich zurobbte, suchte ich verzweifelt nach Ronja. Sie musste mich aus dieser hochnotpeinlichen Situation retten! Was ich nicht wusste, war, dass sie schon längst hinter mir stand und genauso blöde guckte wie ich.
    Er ließ sich keine Minute von seinen abscheulichen Plänen ablenken und machte weiter mit diesem Balztanz. Hüftkreisend öffnete er wie eine Stangentänzerin den obersten Knopf seiner Jeansjacke. Knopf für Knopf arbeitete er sich vor und ließ dabei (ich schwöre, dass es stimmt!) seine Zunge über die Lippen kreisen. Als die Jacke auf war, riss er sie von den Schultern und wirbelte damit wie der Bademeister beim Saunaaufguss mit dem Handtuch durch die Luft - alle anderen Tänzer bekamen die Jacke um die Ohren gehauen, und die Stimmung ebbte merklich ab. Das Gleiche machte er anschließend mit dem Hemd. Als er nur noch im T-Shirt dastand, glich ich einer Salzsäule - starr vor Schreck und Entsetzen. Ronja. Ronja! Mach was, stammelte ich. Ronja nahm meinen Arm, zog mich von der Tanzfläche. Und dieses Urviech schoss wieder hinterher. Wwwwwmmmm. Ich befürchtete schon, dass jetzt seine Hose dran wäre. In diesem Augenblick rannte ich panisch aufs Damenklo und verschanzte mich hinter der sichersten Tür. Nach einer Stunde war er
endlich weg, die Luft rein, ich ging und wollte nie mehr wieder in meinem Leben diesen Tennisclub betreten.
    »Warst du schon mal mit deinem Liebsten tanzen?«, quasselte mir Sabrina in meine Horrorszenarien. »Ach herrje, nee«, stotterte ich und musste den Film in meinem Kopf jetzt sofort stoppen. »Och, mach mal. Wer weiß, was dein Supertyp auf der Tanzfläche so draufhat!« 30 Alarmglocken schrillten in meinem Kopf, und vor meinem geistigen Auge stellten sich 50 Stoppschilder auf! Was war, wenn er auch so ein Oliver-Tanztyp wäre? Wenn er mir den John Travolta machen wollte? Eine Mischung aus King Kong und dem Starballett-Tänzer aus dem Berliner Friedrichstadtpalast? Nein, so war er nicht! So durfte er nicht sein. Mein Liebster würde mit Sicherheit zu den Männern gehören, die lässig an der Bar stehen... Hoffte ich. Aber im dritten Monat unserer Beziehung fühlte ich mich stark genug, das auszutesten. Wenn ich hingucken konnte und mich nicht fremd schämen musste, dann wusste ich, dass ich ihn wirklich liebte. (Auch dieses Entscheidungskriterium durfte meine Analytikerin Frau S. niemals erfahren! Meine Mutter übrigens auch nicht. Und wenn ich’s mir recht überlege, eigentlich niemand.)
    Keine zwei Wochen später waren mein Liebster und ich eingeladen - große Party, nette Leute, gute Musik und eine extra freigeschaufelte Tanzfläche. Die Stunde der Wahrheit. Ich gebe zu, dass ich nicht mehr ganz so mutig war wie noch vor kurzem. Zunächst verschwand ich am Büfett und blieb dann fast zwei Stunden in der Küche sitzen. Küchen sind sowieso auf Partys der beliebteste Ort und gewöhnlich am weitesten von der

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