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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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die Pampa fahren, um sich eine Sonnenblume abzuschneiden. Außerdem hat sie noch einen Stern am Himmel bekommen (so was hab ich nie ganz verstanden) und eine Parkbank im Zoo für einen Sommer. Ich denke, die wäre viel, viel glücklicher gewesen über ein Louis-Vuitton-Täschchen und Stilettos von Manolo Blahnik (weil sie »Sex and the City« soooo supiii fand!) Die Beziehung hielt ein paar Monate - im Herbst saß er allein auf seiner Parkbank. Sie tauchte nie wieder auf, und seinen Stern hat sie eh nie am Firmament erkennen können - der leuchtete wahrscheinlich sowieso nur über Afrika.
    Ich gebe zu, dass man erheblich unter Druck ist, wenn so ein erster Geburtstag ins Haus steht. Da ich um diese Not weiß, nutzte ich die Chance, an meinem Ehrentag im April den Peinlichkeitsfaktor wenigstens ein bisschen zu reduzieren und zu lenken. Ich schlug meinem Liebsten einfach vor, die Geschenkearie auf nachts zu verlegen. Alleine, ohne Freunde und Zuschauer. Für ihn war’s ein romantischer Gedanke, für mich die Garantie, dass wenigstens meine gaffenden und gierenden Freundinnen unbefriedigt blieben. Erfahrungsgemäß warten die ja nur darauf, dass ich mein Schauspieltalent voll auslebe: Ach, ist das schööööön! Das habe ich mir ja schon sooooo lange gewünscht! Liebster, dass Du das geahnt hast!
    Das alles grenzt an eine oscarwürdige Darbietung, wenn es sich um eine orangefarbene Tischdecke mit roten Herzen oder Folklorekleidung aus dem Dritte-Welt-Laden handelt (ist ja politisch korrekt!).
    Ich kannte ja sein Geschenketalent noch nicht. Die meisten
Männer sind nämlich extrem merkwürdige Schenker. Sie erinnern sich an meinen Musiker? Von dem habe ich viele schöne Sachen bekommen, unter anderem einen schreiend gelben Mantel in Größe 46 mit Schulterpolstern wie bei Denver und Dallas! Den hatte er aus dem KaDeWe; der Mantel war reduziert und damit vom Umtausch ausgeschlossen.
    Das »Oh schön« war so gelogen, dass ich gleich hinterherschob: Ich wollte doch aber’ne Kette! Ich Früchtchen (dass ich mich getraut hatte, so etwas zu sagen, erstaunt mich heute noch!). Ein Jahr später (den Mantel habe ich übrigens nie getragen) studierte ich auf Lehramt und jobbte nebenbei als Mädchen für alles in einer Nobelboutique. Ich war der Sam, ich trug den reichen Ladys die Schuhe und Kleider in ihren passenden Größen hin und her, schenkte den Champagner nach und lief bei minus 20 Grad für sie eben mal schnell raus, um ein Taxi zu rufen oder Zigaretten zu holen. Ich lenkte auch hin und wieder mal deren Rotzlöffel ab - die Promi-Frauen zogen sich stundenlang an und aus, und ihre Brut trat mir gegen’s Schienbein. (Einmal habe ich auch zurückgetreten. Ääätsch!)
    Also..., ich hatte Geburtstag und stand gerade mal wieder mit sieben Schuhkartons übereinander gestapelt im Arm mitten im Laden, als die Tür aufging und sich eine studentische »Aushilfs-Tausend-und-eine-Nacht-Schönheit« mit einem Ghettoblaster in der Hand schnurstracks auf mich zubewegte. Lustlos drückte sie auf »Play« und begann ihre speckigen Hüften in Achten zu kreisen. Ein singendes Telegramm! Hurra!
    Ich hielt die Luft an und beschloss, nie wieder auszuatmen. Ich wollte nur noch ohnmächtig werden. Während meine Chefin das alles total »putzig und niedlich« fand,
brach sich die Studentin mit den hennaroten Haaren echt einen ab. Das alles nur, um mich in seinem Namen auf ein Konzert einzuladen. Das hätte er mir doch auch vorher am Telefon sagen können. Das Spektakel dauerte rund vier Minuten - und vier Monate, um meinen Ruf als coolen Aushilfssam wiederherzustellen.
    Aus diesen Gründen wollte ich bei meinem Liebsten nichts riskieren. Ich war ja immer noch so verliebt in ihn und wollte auf jeden Fall verhindern, dass er sich an meinem Geburtstag irgendwie unwohl fühlte oder gar in meinen Augen lächerlich machte. Er durfte es mir ja auf keinen Fall anmerken, sollten mir seine Ideen nicht gefallen.
    Ich scharte also wie immer alle meine Freunde um mich und ließ mich bei Spaghetti und Torte feiern. Alles war im grünen Bereich - ich wähnte mich in Sicherheit, da wir ja eine Absprache bezüglich seiner Geschenke hatten. Nachts, allein, im Bett. Plötzlich stand er auf, räusperte sich und hielt so was wie eine Ansprache. Nur kürzer, Gott sei Dank. Aber es sollte noch viel peinlicher werden, und zwar nur für mich! Er überreichte mir eine selbst gebastelte Schatzkarte, auf die er ein englischsprachiges Rätsel geschrieben hatte. Dass ich

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