Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
Vom Netzwerk:
Also dann – tschüs! Wir müssen uns beeilen, sonst wird Ginny böse.«
    »Keine Spezies kann sich als gesichert betrachten, die nicht zehn Millionen Jahre überdauert hat«, sagte Dr. Minden. »Man hört immer noch das Diktum, daß die Evolution irreversibel ist. Augenauswischerei! Ich selbst habe sieben Spezies studiert, die ausgewischt worden sind, ehe eine überdauert hat. Die menschliche Rasse ist so neu, daß sie noch keine Stabilität hat. Die meisten Arten überdauern eben nicht, und wir haben erst ein Zehntel der Zeitspanne hinter uns gebracht, nach welcher sich die Chancen für unser Überleben zu unseren Gunsten wenden würden. Selbst die Art, die einmal endgültig überlebt, wird noch mehrere Reversionen durchmachen müssen, ehe sie stabil wird. Auch wir können jederzeit umschlagen.«
    »Inwiefern umschlagen?«
    »Zu dem, was wir waren; zu dem, was wir im Grunde immer noch sind: kleine, neunzig Zentimeter hohe, großköpfige Brüllaffen ohne Werkzeuge und mit einem Fünftel unserer gegenwärtigen Lebensdauer.«
    »Reversionen sind wie kosmische Katastrophen, Minden. Sie brauchen ein paar tausend Jahre, und das werden Sie und ich nicht mehr erleben.«
    »Nein, Minden, das kann in einem Augenblick geschehen, durch eine einzige neotische Empfängnis. Und die wird dann auf Grund der mutationalen Hemmung zur Norm. Die Reversion wird das Alte, das Normale hemmen. Wir haben schon gesehen, wie eine solche Hemmung arbeitet.«
    Da fingen Steine an zu kreischen wie irre Krähen, Büsche wie Coyoten an zu bellen! Grünglitzerndes Geheul, und ein Gelächter, das wie eine Kreissäge sang! Und da war Ginny wieder bei ihnen.
    Sie war das lauteste Kind, das jemals gezeugt wurde!
    »Ich glaube, von heute ab werde ich überhaupt nicht mehr sprechen, Vater«, sagte sie ernsthaft, nachdem sie die anderen Geräusche abgestellt hatte. »Ich glaube, ich werde einfach vergessen, wie man das macht. Bloß noch heulen und kreischen und immer so weiter. Das macht sowieso mehr Spaß. Warum sind denn meine Diener noch nicht mit den Vorräten da? Sie müßten doch beinahe schon zurück sein, wenn sie sich ganz doll beeilen und ein bißchen Glück haben. Aber vielleicht haben sie all das Brot und all die Erdnußbutter nicht an einer Stelle gekriegt und müssen noch woanders hin. Ich weiß gar nicht mal, ob ich das Zeug überhaupt essen werde. Ich wollte es nur haben, für den Fall, daß ich es brauche; und sie sollen gehorchen lernen. Ich werde wahrscheinlich morgen anfangen, Feldmäuse und Erdhörnchen zu essen. – Ach, da kommt ja Mrs. Minden und heult um diesen Krios. Wozu soll denn das gut sein?«
    Klagerufe. Clarinda kam laut weinend herbeigerannt, und Sally Dismas lief ihr aus dem Hause entgegen.
    »Clarinda, was in aller Welt ist denn los?« rief Dr. Minden und stürzte auf seine tränenüberströmte Frau zu.
    »Unser kleiner Krios hat sich umgebracht.«
    »Ich habe es ihm befohlen«, sagte Ginny; »ich hatte alles von ihm gehabt, was ich wollte. Für die nächsten Male werde ich jemand besseres finden.«
    »Ginny!« Ihre Mutter war starr vor Schrecken. »Ich schlage …«
    »Strafe das Kind nicht, Sally«, schluchzte Clarinda Minden. »Sie steht jenseits von Gut und Böse. Was es auch immer zwischen ihr und meinem kleinen Krios gegeben hat – es ist besser, wenn ich es niemals erfahre.«
    »Habe ich was Falsches gesagt?« fragte Ginny. »Das Letzte, was ich jemals gesagt habe, soll etwas Falsches gewesen sein? Doktor Minden, Sie wissen doch über solche Sachen Bescheid. Was seid ihr überhaupt für Geschöpfe?«
    »Menschen, Ginny«, sagte Dr. Minden traurig.
    »Komisch, daß ich euch noch nie gesehen habe. Ich habe auch bestimmt keine Lust, mich mit Menschen abzugeben.«
    Rauhtöniges Geheul! Läutendes Gebell einer Meute Jagdhunde!
    Dachsgezisch und knatterndes Gänsekichern! Kreischendes Krähengekrächz und das Brüllen junger Bullenkälber!
    Und ein schreiendes Affchen hüpfte und hopste in die Berge hinein wie verrückt gewordenes Wasser!

 
Die sechs Finger der Zeit
     
    An diesem Morgen fing es damit an, daß ihm allerlei kaputtging; zuerst das Wasserglas auf seinem Nachttisch: als er danach griff, schubste er es ungeschickterweise an die gegenüberliegende Wand, wo es zerbrach und ganz langsam in Scherben fiel. Darüber hätte er sich bestimmt gewundert, wenn er schon richtig wach gewesen wäre; denn er hatte die Hand nur ganz lässig nach dem Glase ausgestreckt.
    Er war auch nicht wie sonst vom Wecker aufgewacht,

Weitere Kostenlose Bücher