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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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die richtige Anzahl (vier mehr wären zuviel, vier weniger wären zuwenig).
    Der Hund heulte schreckensvoll auf und sträubte die Haare wie ein Igel. Dann erwischte er einen Hauch von Homers Witterung und erkannte ihn; er leckte ihm die Füße, knabberte an seinen Knöcheln und hieß ihn willkommen. Ein guter Hund, wenn auch saudumm. Aber wer will schon einen klugen Hund?
    Homer hatte etwas Ärger mit dem Türknopf. Es gibt nicht für jeden Gemütszustand einen besonderen Türknopf, wissen Sie, und Homer hatte an diesem Abend so ein komisches Gefühl. Aber dann kriegte er es endlich hin (nicht ziehen, sondern drehen!) und öffnete die Tür.
    »Ich hatte dich heute früh gebeten, mir etwas mitzubringen. Hast du daran gedacht, Homer?« fragte Regina, sein liebendes Weib.
    »Was hast du mich heute früh gebeten mitzubringen, o du mein Herzens-Blaubeerkeks?« fragte Homer.
    »Wenn ich es noch wüßte, dann hätte ich meine Frage anders formuliert«, erklärte Regina. »Ich weiß, daß ich dich gebeten habe, mir irgend etwas mitzubringen, o du Ketchup meiner Seele … Ho mer! Schau mich an, Homer! Du siehst heute abend so anders aus! ANDERS! Du bist nicht mein Homer, oder? Hilfe, Hilfe! Ein Ungeheuer ist in meinem Haus! Hilfe, Hilfe! Kreisch, Kreisch!«
    »Es ist immer nett, mit einer Frau verheiratet zu sein, die einen nicht versteht«, sagte Homer. Er schloß sie liebevoll in die Arme, warf sie zu Boden, trampelte mit großen, freundlichen Hufen auf ihr herum und schickte sich an (so sah es jedenfalls aus), sie zu verschlingen.
    »Wo hast du denn das Ungeheuer her, Mama?« fragte Sohn Robert, als er hereinkam. »Wieso hat er denn deinen ganzen Kopf im Mund? Kann ich ei nen Apfel aus der Küche haben? Was macht er denn, macht er dich tot, Mama?«
    »Kreisch, kreisch!« sagte Mama Regina. »Aber nur einen Apfel, der reicht bis zum Abendbrot. Ja, ich glaube, er macht mich tot. Kreisch, kreisch!«
    Sohn Robert holte sich seinen Apfel und ging nach draußen.
    »Hei, Papa, was machst du denn mit Mama?« fragte Tochter Fregona und trat ins Zimmer. Sie war vierzehn, aber ziemlich dumm für ihr Alter. »Sieht ja aus, als ob du sie totmachen willst. Ich dachte, man zieht den Leuten die Haut ab, ehe man sie verschlingt. Was denn? Du bist ja überhaupt nicht mein Papa? Du bist ja irgendein Monstrum. Ich dachte, du bist mein Papa. Du siehst ganz so aus wie er, bloß daß du anders aussiehst.«
    »Kreisch, kreisch«, sagte Mama Regina, aber ih re Stimme klang dumpf und undeutlich.
    Es gab schon allerhand Spaß in diesem Hause.
    Homer Hoose kam nach Hause in sein t.H., wie es im B. steht, und alles war da: der unedle H., das vollk. H., das lbd. und unbrb. W. und die fünf K. (vier mehr wären zuviel gewesen).
    Der Hund umschwänzelte ihn glücklich, und Sohn Robert kaute auf dem Vorgartenrasen an seinem Apfelgriebs.
    »Hei, Robert«, sagte Homer, »was gibt’s denn neues heute?«
    »Nichts, Papa. Hier passiert ja nie was. Ach ja, da ist ein Ungeheuer im Haus. Es sieht so ähnlich aus wie du. Es macht Mama tot und frißt sie auf.«
    »Frißt sie auf, Junge? Wie meinst du das?«
    »Es hat ihren ganzen Kopf im Mund.«
    »Das ist aber komisch, Robert, mächtig ko misch«, sagte Homer und ging ins Haus.
    Eins muß man den Hoose-Kindern lassen: oft genug sprechen sie die nackte Wahrheit. Da war tatsächlich ein Ungeheuer. Es tötete und fraß tatsächlich Regina, Homers Frau. Das war kein bloßer Abend-Spaß. Das war etwas Ernstes. Homer, der Mann, war ein kraftvoller und fixer Bursche. Er fiel über das Scheusal mit Judo-Schlägen und soliden Leberhaken her; das Monstrum ließ die Frau los und wandte sich dem Manne zu.
    »Was ist denn mit dir los, du dämlicher Lüm mel?« schnappte es ärgerlich. »Wenn du was abzugeben hast, geh hintenrum zum Lieferanteneingang! Kommt einfach hier rein und boxt! Regina, weiß du, wer dieser alberne Dummkopf ist?«
    »Hach, das war aber schön, was, Homer?« ächzte Regina lustvoll, als sie unter ihm hervorkroch und sich hochrappelte; ihre Backen glühten, und sie schnappte nach Luft.
    »Ach, der? Huch, Homer, ich glaube, das ist mein Mann. Aber wie kann er mein Mann sein, das bist doch du? Also, jetzt seid ihr beide so durcheinandergeraten, daß ich überhaupt nicht mehr weiß, welcher mein Homer ist.«
    »Alle Teufel und Gespenster! Du willst doch nicht etwa behaupten, ich sehe aus wie der da?« brüllte Homer, das Monstrum, und war nahe am Platzen.
    »Mein Kopf dreht sich«, stöhnte Homer, der Mann.

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