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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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war der Bürgermeister. In ruhigen Zeiten war er durchaus kein finsterer Mensch; aber das Schrecknis regierte nun schon sieben Tage.
    »Es gehen allerlei häßliche Gerüchte um«, sagte einer der finsteren Ermittler, »die gewisse Geschehnisse mit dieser Familie hier in Verbindung bringen. Weiß jemand von euch etwas darüber?«
    »Die meisten Gerüchte habe ich selbst in Umlauf gesetzt«, sagte Clarissa, »aber ich finde sie keineswegs häßlich. Eher geheimnisvoll. Wenn Sie der Sache auf den Grund kommen wollen, stellen Sie mir bitte eine Frage.«
    »Hast du alle diese Dinge verschwinden lassen?« fragte der Ermittle^.
    »Das ist nicht die richtige Frage«, sagte Clarissa.
    »Weißt du, wo sie sind?«
    »Das ist sie auch nicht.«
    »Kannst du sie wiederkommen lassen?«
    »Na klar. Das kann doch jeder. Sie nicht?«
    »Nein. Wenn du es kannst, dann tu’ es bitte sofort.«
    »Ich brauche aber verschiedenes dazu. Besorgen Sie mir eine goldene Uhr und einen Hammer. Dann gehen Sie in die Drogerie und besorgen mir die Chemikalien auf der Liste hier. Und dann brauche ich noch einen Meter schwarzen Samt und ein Pfund Bonbons.«
    »Sollen wir wirklich?« fragte einer der Ermittlungsbeamten.
    »Ja«, sagte der Bürgermeister. »Unsere letzte Hoffnung. Besorgt ihr alles, was sie haben will.«
    Es wurde alles herbeigeschafft.
    »Warum gebt ihr so an mit ihr?« fragte Clarence. »Ich war’s, ich habe alles verschwinden lassen. Woher weiß sie überhaupt, wie das zurückgeholt wird?«
    »Das hab ich doch gewußt!« schrie Clarissa voller Haß. »Ich wußte, daß er das gewesen ist! Er hat in meinem Tagebuch gelesen, wie man einen Verschwinder macht. Wenn ich seine Mutter wäre, ich würde ihn verhauen, weil er im Tagebuch von seiner kleinen Schwester rumschmökert. So geht’s eben, wenn solche Sachen in gewissenlose Hände geraten!«
    Sie hatte die goldene Uhr des Bürgermeisters auf den Fußboden gelegt und hielt den Hammer darüber.
    »Ich muß ein paar Sekunden warten. Das darf man nicht überstürzen. Nur noch eine kleine Weile.«
    Der Sekundenzeiger lief über den Punkt, der ihm vorbestimmt war, seit die Welt begann. Plötzlich Meß Clarissa den Hammer mit aller Kraft auf die schöne goldene Uhr herniedersausen.
    »Das ist alles«, sagte sie, »Ihre Sorgen sind vorbei. Sehen Sie, da ist Blanche Manners’ Katze, da drüben auf dem Bürgersteig, genau da, wo sie vor sieben Tagen war.«
    Und die Katze war wieder da.
    »Dann gehen wir jetzt zum ›Falschen Fünfziger‹ und sehen zu, wie die Hydranten wiederkommen.«
    Sie hatten nur ein paar Minuten zu warten. Es kam von nirgendwoher und hallte glockengleich durch die Straße wie ein himmlisches Zeichen und Zeugnis.
    »Jetzt prophezeie ich«, sagte Clarissa, »daß jedes einzelne Stück genau sieben Tage nach seinem Verschwinden wieder da sein wird.«
    Der Sieben-Tage-Terror war vorbei. Die Dinge kamen nach und nach wieder.
    »Wieso«, fragte der Bürgermeister, »hast du gewußt, daß nach sieben Tagen alles wieder zurückkommt?«
    »Weil es ein Sieben-Tage-Verschwinder war, den Clarence gemacht hat. Ich weiß, wie man einen Neun-Tage-, einen Dreizehn-Tage-, einen Siebenundzwanzig-Tage- und einen Elf-Jahre-Verschwinder macht. Ich wollte einen Elf-Jahre-Verschwinder machen, aber da muß man die Enden mit dem Herzblut eines kleinen Jungen färben, und Cyril brüllte jedesmal, wenn ich einen ordentlichen Schnitt machen wollte.«
    »Was denn, die kannst du alle wirklich machen?«
    »Ja. Aber mich schaudert’s bei dem Gedanken, daß dieses Wissen jemals in unrechte Hände geraten könnte.«
    »Mich auch, Clarissa. Aber sag mal, wozu brauchtest du denn die Chemikalien?«
    »Für meinen chemischen Experimentierkasten.«
    »Und den schwarzen Samt?«
    »Für Puppenkleider.«
    »Und das Pfund Bonbons?«
    »Wie sind Sie eigentlich Bürgermeister von dieser Stadt geworden, wenn Sie so was erst fragen müssen? Was denken Sie denn, wozu ich Bonbons brauche?«
    »Noch eine letzte Frage«, sagte der Bürgermeister. »Warum hast du meine goldene Uhr mit dem Hammer kaputtgemacht?«
    »Oh«, sagte Clarissa, »das war wegen dem dramatischen Effekt.«

 
Das Loch an der Ecke
     
    Homer Hoose kam nach Hause, wie jeden Abend. Es war das traute Heim, wie es im Buche steht, mit allem, was dazugehört: der unedle Hund, der sein persönlicher Freund war; das tadellose Haus, in dem auch nur zu wohnen schon ein Glückstaumel war; das liebende, aber unberechenbare Weib, und die fünf Kinder – genau

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