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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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lebt in einer besseren Welt.«
    Es war tatsächlich eine bessere Welt mit weiterem Horizont und erregenderen Details.
    »Wer käme wohl darauf, dem Gras eine solche Farbe zu verleihen – wenn es überhaupt Gras ist? Es ist, was er Gras nennt, aber nicht, was ich Gras nenne. Ich weiß nicht, ob ich mich je wieder damit begnügen kann, Gras so zu sehen, wie ich es sehe. Und es ist ein schönerer Himmel als der, den ich kenne; und die Berge sind strukturierter. Ihm zeigen sich ihre alten Knochen deutlicher als mir, und er sieht das Wasser in ihren Adern.
    Da kommt ein Mann auf ihn zu, ein großartigerer Mann, als ich je gesehen habe. Und doch habe ich einen Schatten dieses Mannes auch gekannt; er heißt Mr. Dottle, und so heißt er für mich und für Gregor Fedorowitsch. Ich habe Dottle für einen Dummkopf gehalten, aber für Gregor ist kein Mensch ein Dummkopf. Ich blicke durch die inspirierten und fast göttergleichen Augen eines Giganten, und ich blicke auf eine Welt, die noch nicht müde geworden ist.«
    Charles Cogsworth verbrachte eine Zeit, die ihm wie mehrere Stunden vorkam, in der Welt Gregor Fedorowitsch Smirnows und fand sich hier, zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben, von einer großen Erwartung nicht enttäuscht.
    Sodann, nachdem er sich eine Weile ausgeruht hatte, schaute er die Welt durch die weitgeöffneten Augen Gaetan Balbos an.
    »Ich weiß nicht recht, ob er ein so großer Mann ist wie ich, aber sein Spannungsbogen ist größer. Ich weiß auch nicht, ob er in eine größere Welt blickt. Ich würde meine Welt gegen seine nicht so gerne eintauschen, wie gegen die Welt Gregor Fedorowitschs. Ich vermisse in ihr die Intensität meiner eigenen Welt. Aber sie ist faszinierend, und es würde mir Freude machen, wieder und wieder in sie einzutreten. Und ich weiß jetzt auch, was für Augen das sind: ich schaue durch die Augen eines Königs.«
    Danach sah er durch Theodore Grammonts Augen, und eine Welle des Mitleids brandete in ihm auf.
    »Ich bin ja vielleicht blind im Vergleich zu Gregor Fedorowitsch, aber dann ist dieser Mann blind im Vergleich zu mir. Ich weiß zum mindesten, daß diese Berge lebendig sind; für ihn sind sie nur unregelmäßige Polyeder. Er lebt in der Wüste und kann nicht einmal mit den Teufeln reden, die dort wohnen. Er hat die Welt abstrahiert und numeriert und weiß nicht einmal, daß die Welt ein lebendiges Tier ist. Er hat sich eine hochverzwickte Eigenwelt aufgebaut, aber er kann die Farben ihrer Flanken nicht erkennen. Dieser Mann hat nur deshalb so vieles vollbracht, weil ihm am Anfang so vieles versagt war. Ich verstehe jetzt, daß auch die geschliffenste Theorie nicht mehr als eine Tatsache ist, die ein zahnloser Nachempfinder angeknabbert hat. Aber ich will auch in diese Welt noch einmal eintreten, wenn auch nicht recht was an ihr dran ist. Ich habe durch die Augen eines blinden Eremiten geblickt.« Es war entzückend und erregend, aber auch ermüdend.
    Cogsworth mußte eine Viertelstunde ruhen, ehe er die Welt E. E. Eulers betrat. Und als er darin war, erfüllte ihn Bewunderung.
    »Ein gewöhnlicher Mensch könnte nicht in eine derartige Welt blicken. Das würde ihn in den Wahnsinn treiben. Es ist fast, als schaue man durch die Augen des Herrn, der alle Federn des Sperlings zählt, und jede Milbe kennt, die darin nistet. Er ist die detaillistische Schau aller Dinge in Kettenschaltung. Es erschreckt. Diese Welt auch nur anzusehen ist schon schwierig. O du große Mutter aller Magengeschwüre! Wie hält er das nur aus? Und doch sehe ich, daß er jedes dieser verfilzten Details liebt; je verfilzter, umso mehr. Das ist eine Welt, der ich nur ein klinisches Interesse entgegenbringen kann. Irgend jemand muß ja diese Zügel in der Hand haben; aber glücklicherweise ist das nicht mein Schicksal. Dieses haarige alte Biest zu zähmen, auf dem wir leben, ist Eulers Verhängnis. Ich suche mir ein glücklicheres Los.«
    Er hatte durch die Augen eines Generals geblickt.
    Der Versuch, in die Welt Karl Klebers hineinzuschauen, führte zu einem fast vollständigen Mißerfolg. Man erzählt die Geschichte von dem Verhaltensforscher, der einen Schimpansen studieren wollte: er ließ das neugierige Tier in einem Zimmer allein und schloß die Tür ab; dann spähte er von außen durch das Schlüsselloch, um zu sehen, was der Schimpanse machte – und da war das Schlüsselloch von der braunen Pupille des Tieres verdeckt, das sehen wollte, was der Forscher machte. Ähnliches passierte hier.

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