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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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Smirnow. »Ich fürchtete beina he, daß es so kommen würde. Ich war dagegen, daß Sie auch mit ihr experimentierten. Die Sache ist einfach die, daß Sie sehr wenig über Frauen wissen.«
    »Ich habe alle einschlägigen Veröffentlichungen gelesen. Ich habe ein Sechswochen-Seminar bei Zamenow belegt. Ich bin mit beinahe dem gesamten Inhalt der Arbeiten von Bopp über die Frauen vertraut. Ich habe fast ebensoviele Jahre in dieser Welt verbracht wie Sie, und ich gehe schließlich mit offenen Augen herum. Bestimmt verstehe ich soviel von den Frauen, wie überhaupt verständlich ist.«
    »Nein. Frauen sind nicht Ihr eigentliches Gebiet. Ich hätte Ihnen voraussagen können, was Sie so geschockt hat. Sie haben nicht begriffen, daß die Frauen soviel sinnlicher sind als dieMänner. Aber vielleicht wäre es besser, wenn Sie mal genau erklärten, was Sie so erschüttert hat.«
    »Ich habe gedacht, Valerie sei ein Engel. Es war einfach ein Schock für mich, als ich feststellte, daß sie ein Schwein ist.«
    »Ich bezweifle, daß Sie von Schweinen mehr verstehen als von Frauen. Ich selber habe mir erst vor zwei Tagen die Welt durch Schweine-Augen angesehen, und das mit Ihrem eigenen Cerebral-Okular-Inspektator. Ich habe in den Wochen Ihrer Krankheit ziemlich viel mit dem Apparat gearbeitet. In der Schweinsaugen-Welt gibt es nichts, was auch nur den Heikelsten schockieren würde. Es ist eine träumerische Welt von allumfassender Milde, von Leidenschaften fast völlig frei. Eine graue, verschattete Welt, die nur sehr wenig Unerfreuliches enthält. Nie vorher habe ich gewußt, wie wunderbar sich einfaches Sonnenlicht und kühle Erde anfühlen. Wir allerdings würden uns bald dabei langweilen, aber das Schwein langweilt sich nicht.«
    »Sie lenken mich ab, Gregor Fedorowitsch, aber Sie rühren nicht an das Eigentliche, an das, was mich so erschüttert hat. Valerie ist schön – oder war für mich schön, bis zu jenem Tage. Sie kam mir freundlich und gütig vor. Immer war es mir, als besäße sie ein Geheimnis, das sie ungemein amüsiert, und von dem ich dachte, es würde das Wundersamste auf Erden sein, wenn ich es nur erst verstünde.«
    »Und ihr Geheimnis besteht darin, daß sie in einer hochsinnlichen Welt lebt und sich mit vollem Bewußtsein daran erfreut? Ist es das, was Sie so schockiert hat?«
    »Sie wissen nicht, wie tief das geht. Es ist sehr scheußlich. Die Farben ihrer Welt sind unglaublich krude, und die Formen stinken. Überhaupt sind die Gerüche das Schlimmste. Wissen Sie, wie ein Baum für sie riecht?«
    »Was für ein Baum?«
    »Jeder beliebige. Ich glaube, es war eine gewöhnliche Ulme.«
    »Die Glatt-Ulme hat im Sommer einen ganz angenehmen Geruch. Die anderen Arten haben überhaupt keinen, für mich wenigstens.«
    »Nein, so war das nicht. Jeder Baum in ihrer Welt riecht sehr stark. Der, den ich meine, war eine gewöhnliche Ulme und hatte einen heftigen, unanständigen, moschusartigen Geruch, der sie entzückte. Er war so stark, daß man taumelte. Und für sie ist ein Grasbüschel wie ein Knäuel Schlangen, und die Welt selbst wie Fleisch. Jeder Busch ist für sie ein Satyr, der sie lüstern anschielt, und sie muß im Vorbeigehen hineinfassen. Die Felsen sind spinnenhafte Ungeheuer, die sie liebt. Jede Wolke sieht sie als eine Masse verschlungener Leiber und ist ganz wild danach, mitten drin zu stecken. Sie umarmt einen Laternenpfahl, und ihr Herz schlägt dabei, als wolle es sich ihr aus dem Leibe reißen. Regen wittert sie auf eine üble Weise über weite Strecken hinweg und begehrt, mitten drin zu sein. Jede Maschine ist für sie ein feuriger Drache, den sie anbetet; und sie hört Töne, von denen ich nie glaubte, daß jemand sie hören könnte. Wissen Sie, was die Würmer unter der Erde für Laute von sich geben? Teuflische Laute – aber sie möchte sich mit den Würmern krümmen und Dreck fressen wie sie. Legt sie ihre Hand auf ein Geländer, so ist das ein obszöner Akt. In jeder Farbe, jedem Klang, jeder Form, jedem Geruch, jedem Gefühl ist Schmutz.«
    »Und doch, Charles, ist sie nur ein etwas mehr als durchschnittlich attraktives, etwas verträumtes Frauenzimmer, das die Welt liebt und ihr ganz nahe ist. Den meisten von uns ist diese Nähe abhandengekommen. Sie hat einen klaren Sinn für die Realität und für das Groteske, das ein Hauptmerkmal aller Wirklichkeit ist. Bei Ihnen sitzt das nicht so tief, und wenn Ihnen die Wirklichkeit in ihrer vollen Stärke entgegentritt, so wirft Sie das

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