900 MEILEN - Zombie-Thriller: Horror-Bestseller 2013 in Amerika! (German Edition)
Sekunden, bis wir an Land sein würden.
»Jeder, der noch am Leben ist, sollte sich an etwas festhalten und es bloß nicht loslassen!«, schrie ich aus dem Kabinenfenster.
Fünf Sekunden, bis wir an Land sein würden.
Es gab einen Punkt kurz vor dem Aufprall, wo die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes stillstand. Meine Arme waren fest um das Steuerrad geklammert. Kyle stützte sich im Türrahmen ab.
Ich sah den Aufprall mehr, als das ich ihn spürte. Alles, was nicht niet- und nagelfest war oder jeder, der sich nicht gut festhielt, wirbelte zeitgleich durch die Luft und krachte gegen die Vorderseite des Bootes. Ich sah, wie ein roter Feuerlöscher über meinen Kopf und durch das Glasfenster schoss; der Kapitän flog hinterher.
Ich schwöre, dass wir Augenkontakt hatten, als er über mich hinwegfegte. Seine Augen waren geweitet. Sein Blick zeigte Überraschung und Entsetzen. Dann war er an mir vorbei. Er hatte Glück; der Feuerlöscher hatte das Glas zerbrochen. Darum flog er unbeschadet geradewegs durch den Fensterrahmen.
Er passierte die Vorderseite des Boots, flog über den Hummer und rollte sich auf der Grasfläche ab. Die Landung war eine glatte Zehn. Ich sah, wie er aufstand, seine Kleidung abklopfte und zurück zum Boot blickte. Er warf einen Blick herüber, als würde er sagen: »Ich habe es verdammt nochmal geschafft.«
In diesem Moment standen aber auch die Zombies wieder auf, die mit ihm vom Boot geflogen waren. Er griff nach dem nächstbesten Gegenstand, den er finden konnte. Ein hölzernes Paddel, das neben ihm gelandet war. Dann ließ er es über seinem Kopf kreisen.
Er tat seinen Job ganz anständig und wehrte die Zombies ab. Dann wurde aber klar, dass der Aufprall des Bootes genug Lärm gemacht hatte, um auch die Aufmerksamkeit von jeder anderen Kreatur in diesem Gebiet zu erregen. Sie tauchten von überall her auf und liefen zum Ufer.
Der Kapitän rief um Hilfe, zog sich zum Ufer zurück. Die Toten folgten ihm erbarmungslos. Für jeden, den er mit dem Paddel niederschlug, kamen drei neue hervorgekrochen.
Kyle und ich machten schon einen Schritt auf die Treppe zu, als der Kapitän beschloss, ins Wasser zu gehen. Wir riefen ihm zu, dass er an Land bleiben sollte.
»Nicht ins Wasser!«, schrie Kyle.
Der Kapitän hatte keine andere Wahl, stand bereits hüfttief darin. Immer noch schwang er das Paddel mit aller Kraft. Wir sahen unzählige Arme, die plötzlich hinter ihm aus dem Wasser hervorschnellten.
Man hörte einen lauten Schrei, der erstickte, als sie ihn unter Wasser zogen. Eine wilde Rangelei brach los. Wasser spritzte umher. Dann war es still. Luftbläschen stiegen auf. Das Paddel war alles, was übrig blieb. Es trieb an der nun wieder ganz ruhigen Wasseroberfläche, als ob nichts passiert wäre.
Mit den Schlüsseln in der einen und den Hammer in der anderen Hand bewegte ich mich ganz behutsam und vorsichtig an den nun ganz toten Zombies vorbei, die auf der Treppe lagen. Das Deck sah aus wie ein Kriegsgebiet. Wir mussten über ein Meer von blutgetränkten, zersplitterten Holzplanken steigen, bevor wir zum Hummer kamen.
Dieser war das letzte Fahrzeug, das an Bord der Fähre gegangen war. Darum wurde er nicht von anderen Autos blockiert. Jedoch war er immer noch in der Einstiegsposition geparkt. Wir mussten die Fährte im Rückwärtsgang verlassen.
Ich ging zur Laderampe, die trotz des Aufpralls noch immer oben eingerastet war. Ich bemerkte, dass sich mindestens fünfzig Untote außerhalb des Schiffes befanden. Sie griffen an die Reling und versuchten, auf das Boot zu gelangen.
Die Untoten krochen gegenseitig über sich hinweg, stapelten sich förmlich, um an die höherliegende Reling zu gelangen. Ein Charakterzug, der sich über die Zeit in die Köpfe der Menschen gebrannt hatte. Ein Charakterzug, den diese Kreaturen über den Tod hinaus mit sich herumtrugen.
Unglücklicherweise hatten sie Erfolg. Eine von ihnen hatte die Hände bereits an der Reling. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug Kleidung, die man wohl beim Camping tragen würde. Ich sah eine Wunde am Arm. Dort musste sie ein Zombie gebissen haben. Man hätte sie mit einer lebenden Frau verwechseln können, wären da nicht ihre Augen gewesen. Beim Poker würden sie es ein verräterisches Zeichen nennen.
Ein verräterisches Zeichen ist eine Verhaltensänderung, die Aufschluss darüber gibt, welche Karten der Spieler auf der Hand hat. Manche Zombies sahen aus, als würden sie noch leben, wenn
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