999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)
Deutschland. Ein Kredit der Familie Fugger erlaubte es ihm, dort noch einmal von vorne anzufangen. Seiner Buchdruckerei entsprangen die ersten Exemplare der Bibel in deutscher Sprache, die aus der Vulgata übersetzt worden war. Sein Gehilfe, Israel Nathan, ging nach Soncino, in die Nähe von Cremona, und war am Druck der ersten Ausgaben des Talmuds beteiligt.
Leonora und Ferruccio de Mola lebten noch lange. Ein Nachlass des Grafen Mirandola befreite sie von allen finanziellen Sorgen. Ferruccio unterhielt beste Beziehungen mit der Familie de’ Medici und ganz besonders mit Giovanni, Lorenzos Sohn, der später Papst Giulio II. werden sollte. Ferruccio war es auch, der die mysteriöse Grabinschrift auf dem Grab seines Freundes anbringen ließ. Ferruccios Ehe mit Leonora war glücklich bis zum Ende. Sie bekamen drei Kinder und etliche Enkel. Über viele Jahre hinweg hielt Ferruccio das Versteck der Neunundneunzig Thesen vor seinem Freund geheim. Als er die ersten Beschwerden des Alterns verspürte, entschloss er sich, seinem ältesten Sohn, Paolo Alberto, die ganze Geschichte zu erzählen, und bat ihn, nach seinem Ableben die Mission weiterzuführen. Paolo Alberto nahm diese Aufgabe für sich und seine Erben an.
XX. und XXI. Jahrhundert
Elena Russo starb zwei Tage, nachdem sie Giacomo zu sich hatte rufen lassen. Mit Hilfe eines befreundeten Notars und des Arztes Carlo Milano adoptierte Giacomo de Mola den Jungen, den er der Obhut von Schwester Camilla überließ. Sechs Monate später legte die Nonne ihren Schleier ab und absolvierte innerhalb kürzester Zeit eine Ausbildung zur Krankenschwester. Giacomo und sie zogen nach Fiesole. Die gesamte finanzielle Unterstützung, die aus den verschiedensten Quellen kam, wurde für den kleinen Giacomo bis zu seiner Volljährigkeit auf die Seite gelegt. Sein ganzes Leben lang nannte er Camilla Tante.
Wilhelm Zugel fand in Portugal eine Überfahrtmöglichkeit in die Vereinigten Staaten von Amerika. Während der Schiffsreise änderte er seinen Namen in Walter Pace, der vage an einen jüdischen Ursprung erinnern sollte. In New York, auf der Einwandererstation auf Ellis Island, ließ man ihn jedoch nicht einreisen. In den darauffolgenden Tagen wurde ein Kadaver angeschwemmt, an dessen Arm noch der leere Koffer hing. Einige Zeugen erkannten Walter Pace, dem es so wichtig gewesen war, amerikanischer Staatsbürger zu werden. Der Leichnam wurde unter diesem Namen beerdigt, aber viele Jahre später tauchte am Rande eines Geheimbundes namens Odessa ein Wilhelm Zugel auf. Bei der Organisation Odessa handelte es sich um eine Gruppierung ehemaliger SS-Angehöriger, die sich darauf spezialisiert hatten, kriminellen Nazis einen Unterschlupf in Südamerika zu besorgen.
Gianni Klauer , genannt Klaue, wurde bei Kriegsende zusammen mit zwei anderen Schlägern verhaftet, nachdem sie einen amerikanischen Soldaten, der farbig und komplett betrunken war, brutal zusammenschlugen. In Klauers Besitz wurde ein Tagebuch gefunden, in dem all seine Schandtaten aufgelistet waren. Ein Partisan, der in den toskanischen Apenninen in der Widerstandsbewegung gekämpft hatte und mit der Polizei zusammenarbeitete, erinnerte sich an seine blonde Tolle und gab zu Protokoll, dass Klauer möglicherweise etwas mit zwei Leichen zu tun gehabt haben könnte, die in einem verlassenen Haus aufgefunden worden waren. Der Partisan hatte die ihm unbekannten Toten namenlos verscharrt, diesen Mann jedoch immer in Verbindung mit den beiden Kadavern gebracht. Der amerikanische Soldat starb an seinen Verletzungen, und die Übergangsregierung verhängte über Klauer die Todesstrafe durch Erschießen. Das Urteil wurde einen Tag vor Weihnachten im Jahr 1945 vollstreckt. Giovanni Volpes Grab blieb namenlos.
Giovanni Pico Graf von Mirandola darf nicht in Frieden ruhen: Die dominikanischen Mönche und Hüter der San-Marco-Basilika waren fassungslos, als am 26. Juli 2007, unter dem Vorwand, seine Gebeine untersuchen zu wollen, der Grabstein entfernt wurde. Außerdem war eine Sondereinheit der Carabinieri, nämlich die wissenschaftliche Spurensicherung, anwesend. Den Grund hierfür habe ich nie ganz verstanden. Wegen eines Verbrechens, das vor fünfhundert Jahren begangen worden war? Oder um nötigenfalls eingreifen zu können, sollte ein Dokument ans Tageslicht gelangen, das eigentlich für immer im Grab ruhen sollte? In den letzten Jahren ist etwas herangereift, nämlich die eine oder andere Notiz oder Idee, die ihren Weg in Bücher,
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