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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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nicht geben dürfte.«
    Bevor die Sonne endgültig unterging, erblickte Leonora einen grünen Streif am Himmel, und es schien ihr, als ob sich eine Feuerkugel aus der Sonne löste und auf die Erde fiel.
    Das war der Moment, in dem Giovanni Pico Graf von Mirandola aus dem Leben schied.

Pistoia
    seit Mittwoch, 13. April 1939
     
    Elenas Fruchtblase war geplatzt, und sie litt Höllenqualen. Während der Schwangerschaft hatte sie immer wieder gegen die Angst ankämpfen müssen, dass ihr Kind, das sie unter dem Herzen trug, vielleicht von Zugel war. In diesen Momenten hatte sie voller Wut auf ihren Bauch eingeschlagen, um es einen Augenblick später zu bereuen. Als sie zum ersten Mal eine Bewegung des Kindes in sich gespürt hatte, war sie in Tränen ausgebrochen. Die Welt außerhalb der Klostermauern war schrecklich, und sie hatte zu ihrem Erhalt beigetragen. Diese unschuldige Kreatur war ihretwegen dazu verdammt, auf diesem stinkenden Misthaufen zu leben. Elena lag stöhnend auf dem Bett. Die kleinen Händchen schienen sich in ihrer Gebärmutter festzukrallen, und die Kreatur schrie: ›Ich will nicht raus!‹. Schwester Camilla beruhigte sie – sie habe Wehen, und der Schmerz sei ganz normal. Alle Frauen hätten Wehen. Der Arzt sei bereits auf dem Weg, und sie bräuchte sich keine Sorgen zu machen.
    »Camilla«, stöhnte Elena, »verstehst du nicht? Es will einfach nicht kommen. Es hat Angst – zu Recht. Und ich verdiene es nicht, Mutter zu werden.«
    »Hör’ auf, solche Dinge zu sagen. Das sagst du nämlich nur, weil du keinen aufgeregten Ehemann im Nebenzimmer sitzen hast, der um dich bangt. Denk daran, was die Madonna damals alles ertragen musste: mit ihrem Mann, der wusste, dass das Kind nicht die Frucht seines Samens war.«
    Elena war und blieb jedoch skeptisch. Was quälte sich so in ihrem Bauch? Was rumorte so schrecklich in ihrem Inneren? Das war nicht normal. Vielleicht war es ja eine Ausgeburt des Teufels, der es Spaß machte, mit ihren kleinen Hörnern ihre Gebärmutter zu durchlöchern.
    »Ich habe Angst, ich habe Angst, ich spüre den Dämon in mir«, jammerte sie.
    »Jetzt hör schon auf damit! Und konzentriere dich auf das Kind«, antwortete Camilla unwirsch.
    Elena stieß einen Schrei aus, und die Novizin, die neben der Tür stand, um Camilla notfalls zur Hand zu gehen, wurde ganz blass und bekreuzigte sich. Die Presswehen begannen, und Elena stieß einen weiteren Schrei aus. Endlich erschien der Arzt, ein dicklicher Mann mit kleinen Händen. Ohne ihr ins Gesicht zu blicken, entblößte er sie. Die Novizin wollte das Zimmer verlassen.
    »Wo gehst du hin?«, fuhr er die Frau an. »Bring’ mir sofort heißes Wasser und ein paar Handtücher. Und beeile dich!«
    Elena spürte zwei eiskalte Hände, die sie anfassten.
    »Zuerst haben sie Spaß und dann beklagen sie sich«, brummte er. »Jetzt hör mal gut zu, mein Fräulein «, sagte er dann zu Elena und sah sie endlich an, »du konzentrierst dich ab jetzt nur noch darauf zu atmen, hast du verstanden?«
    Elena nickte wortlos.
    Der Arzt zog seine Jacke aus, und da er nicht wusste, wo er sie ablegen sollte, wartetet er so lange, bis Schwester Camilla sie ihm abnahm und vorsichtig auf einem Stuhl ablegte. Dann schenkte sie dem Arzt ein falsches Lächeln und murmelte ein Ave Maria, für ihre und Elenas Sünden. Aber sie durfte sich nicht ablenken lassen, denn es war besser, gleich zu handeln. Zum Beten würde sie noch früh genug kommen.
    »Es ist eine Steißgeburt«, sagte der Arzt, ohne irgendeine Regung zu zeigen.
    Schwester Camilla erschrak, denn sie wusste, was das bedeutete. Elena stöhnte so laut, dass sie gar nichts mehr verstand.
    »Es kommt«, sagte der Arzt plötzlich hektisch und fluchte. »Nein, verdammt! Die Nabelschnur!«
    Zwischen Elenas Beinen kam etwas zum Vorschein, das wie eine rote, sich windende Schlange aussah. Sofort kam Camilla der Dämon, den Elena vormals beschworen hatte, in den Sinn, aber sie zwang sich, Ruhe zu bewahren. Mit banger Stimme fragte sie: »Was geschieht hier, Doktor?«
    »Die Nabelschnur kommt vor dem Kind. Das Kind kann nicht herauskommen. Ziehen Sie sich Handschuhe an und helfen Sie mir, schnell!«
    In diesem Moment betrat die Novizin mit dem heißen Wasser und den Handtüchern das Zimmer. Sie hatte gerade noch die Kraft, alles auf dem Boden abzustellen, bevor sie mit der Hand vor dem Mund davonstürzte.
    »Ziehen Sie, aber vorsichtig! Achtung – jetzt.«
    Schwester Camilla hielt die Nabelschnur in den Händen

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