A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop
ich berühmt?“ oder „Wozu bin ich gut?“.
Schräg gegenüber von Banksys „Hanging Man“, in der Charlotte Street, Ecke Park Street, ist über Vincenzo’s Pizza House Nick Walkers pazifistische Wortspielerei „The Coat of Arms“ zu besichtigen. Von ihm stammt auch ein riesiges Wandbild an der Fassade des Bristol Centre, das er „See No Evil“ genannt hat und einen Mann im Nadelstreifenanzug zeigt, der die an ihm vorbeieilenden Passanten mit Farbe überschüttet. Street-Art-Künstler wie Nick Walker oder Kashink profitieren zweifellos vom Erfolg des großen Unbekannten Banksy. Denn mittlerweile hat man in Bristol erkannt, dass die Graffiti-Szene der Stadt viel Aufmerksamkeit beschert hat, weshalb ihre Werke nicht mehr übermalt werden - aus Angst, es könnte eins von Banksy sein, der längst in London wohnt und international agiert.
Ob der nun Graffiti gegen den Krieg zwischen Israelis und Palästinensern an den Sperrzaun des Gaza-Streifens sprayt oder mit dem Film Exit Through the Giftshop den Regisseur porträtiert, der eigentlich einen Film über ihn drehen wollte, sein Credo ist dabei stets das Gleiche: „Jedes Schulkind sollte eine Spraydose in die Hand nehmen.“
Mixtape: Bristol
Portishead - Magic Doors / Airbus Reconstruction
Day One - In Your Life
Massive Attack - Karmacoma (Portishead Experience)
Massive Attack & Mad Professor - Trinity Dub (Three)
Tricky - Ponderosa / Puppy Toy
Chikinki - Fucking With Our Clothes On / Hate TV 2
Ash - Shining Light
Marina & The Diamonds - Hollywood (Single Version)
Robert Wyatt - Lullaby For Hamza
The Selecter - Bristol And Miami
Tricky - Bristol To London
Fun In The U.K. (1979)
Irgendwann im Frühjahr 1979 rief mich die Managerin einer mir damals völlig unbekannten englischen Band an und erkundigte sich, ob es in Hannover Plattenläden gäbe, an die sie ihre selbst produzierte LP verkaufen könnten. Meine Adresse hatte sie wohl von Klaus Maeck erhalten, dessen im Hamburger Karo-Viertel gelegener Punkladen Rip Off damals die erste Anlaufstation für Gleichgesinnte aus aller Welt war. Da mir der Name der von ihr betreuten Band, The Pop Rivets, nichts sagte, ich aber auch nicht unhöflich sein wollte, verwies ich sie an den Plattenladen Musicland, in dem der Bassist meiner Lieblings-Band Rotzkotz jobbte.
Am Tag darauf tauchte überraschend der Rotzkotz-Sänger Ernst-August Wehmer bei mir auf, mit dem ich befreundet war und der sich auf der Bühne auch schon mal in Scherben wälzte wie mein Idol Iggy Pop. Er hatte soeben die Platte einer neuen englischen Band namens The Pop Rivets gehört und war ganz aus dem Häuschen. Die LP hatte die aus Kent stammende Gruppe in Eigenregie aufgenommen, pressen lassen und in Hüllen gesteckt, von denen keine einer anderen glich, weil ihr Sänger Wild Billy Childish jede einzelne mit Hilfe einer Schablone unterschiedlich farbig besprayte.
Wir freundeten uns schnell mit ihrer Managerin Liz und dem Schlagzeuger Russ X. Lax an, die ihrerseits Rotzkotz davon überzeugten, bei ihnen in Kent ebenfalls eine Platte aufzunehmen.
Seitdem mein Freund Dieter bei Rotzkotz Gitarre gespielt hatte und auch nach seinem Rauswurf gehörte ich zum Fan-Tross von Rotzkotz und verpasste so gut wie keinen ihrer Auftritte. Ich berichtete ständig in meinem Fanzine No Fun über sie, das in einer Auflage von 20 oder 30 (!) Exemplaren erschien, aber schon bald überregional bekannt war, weil ich es nicht verkaufte, sondern gegen Fanzines aus anderen Städten tauschte. Und da die Musiker sich meistens selbst im Weg standen, blieb es immer öfter an mir hängen, ein Presseinfo zu verfassen, ihnen beim Aufbau ihrer Anlage zu helfen oder etwas für sie zu organisieren. Klarer Fall, dass ich mit ihnen nach England fuhr, um eine der ersten deutschen Punk-Platten aufzunehmen.
Liz und Russ lebten von der Stütze, damals acht Pfund pro Person und Woche, um genügend Zeit für die Musik zu haben, und wohnten in einem dieser typisch englischen Reihenhäuser in Whitstable, mit Blick auf die Nordsee. Gastfreundlich wie die Engländer sind, gewährten sie uns bereitwillig Unterkunft und machten uns mit den dortigen Sitten vertraut, von denen die wichtigste war, dass man sich einen Kannister Bier mit nach Hause nahm, wenn das Pub um 23 Uhr schloss.
Kaum bei ihnen angekommen, ging es auch schon ins Kent-College zum alljährlich stattfindenden Kentstock-Festival. Als Erste traten Back To Zero auf, eine Schülerband, die gerade mal vier Songs drauf hatte
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