A British Sonic Experience - eine Reise durch das Mutterland des Pop
Clinic seinen „Hanging Man“ gesprayt, der eine Frau in Unterwäsche, ihren nach seinem Nebenbuhler Ausschau haltenden Mann und eben jenen zeigt, wie er sich im Adamskostüm am Fenstersims festhält.
2010 wurde das Bild mit blauen Farbpatronen beschossen - angeblich von erbosten Fans des Fußball-Clubs Bristol Rovers, dem Banksy vorgeworfen hatte, eine besonders schreckliche Form dieses schönen Spiels zu praktizieren.
Dass eins seiner Bilder übermalt oder entfernt wird, ist dem Guerilla-Künstler, der es bis heute verstanden hat, unerkannt zu bleiben, bereits des Öfteren passiert. 2008 wurde sein Taucher im Trenchcoat in Melbourne von Unbekannten übermalt, 2010 eine Fallschirm springende Ratte, was der Stadtrat von Melbourne hinterher zutiefst bedauerte. Drei Jahre später überstrichen Bauarbeiter im Auftrag der Londoner Verkehrsbehörde eins seiner berühmtesten Bilder, das die Pulp Fiction -Stars John Travolta und Samuel L. Jackson mit Bananen statt Knarren zeigt – und etwa 440.000 Euro wert war; ein Behördensprecher verteidigte den Kunstfrevel damit, dass Graffiti ein „Klima des sozialen Niedergangs“ beförderten, weshalb man eine harte Linie fahren müsse. In Banksys Heimatstadt Bristol wurde im selben Jahr sein Gorilla mit rosa Maske von der Außenwand eines muslimischen Kulturzentrums entfernt. Und im Berliner Künstlerhaus Bethanien, das einst von Ton Steine Scherben im „Rauch-Haus-Song“ besungen wurde, hat man sein Bild „Every Picture tells a Lie!“, das Banksy dort 2003 an eine Wand gesprayt hatte, erst übermalt und acht Jahre später wieder mit Hilfe zweier Prager Restauratoren freigelegt.
Spätestens seit Brad Pitt und Dennis Hopper Werke von ihm erstanden haben und die New Yorker Sotheby’s-Dependence einen Banksy für umgerechnet 1,8 Millionen Euro versteigert hat, schreit die Kunstwelt jedes Mal auf, wenn eins seiner Bilder zerstört wird. Dabei wollte Banksy noch nie ein Künstler sein, weil „dieser Beruf nur Vollidioten anzieht“. Schon früh hatte er, der ebenso wie der sehr geschäftstüchtige Kunstprovokateur Damien Hirst und die Trickfilmer Wallace & Gromit aus Bristol stammt, erkannt, dass man nur berühmt wird, „wenn man etwas macht, das wirklich etwas bedeutet“. Statt darauf zu warten, dass Galeristen und Sammler auf ihn aufmerksam werden, führte er die Kunstszene vor, indem er im Pariser Louvre, im New Yorker Museum of Modern Art oder in der britischen Tate Gallery unbemerkt eigene Werke aufhängte: „Die Leute fragen immer, ob Graffiti-Geschmier Kunst ist, ab jetzt ist es das - schließlich hing es im Tate Britain.“ Bezeichnenderweise wurde seine Version von Andy Warhols Suppendose erst nach ein paar Tagen im MoMA entdeckt. In der Tate Gallery fiel das heimlich angebrachte Werk erst auf, als es von der Wand fiel, weil das Klebeband nicht mehr hielt. Und die angeblich aus der Steinzeit stammende Zeichnung eines Mannes mit Einkaufswagen lag acht Tage lang unbemerkt im Britischen Museum.
Allein im kalifornischen Disneyland war man etwas schneller. Als Banksy dort vor Jahren die lebensgroße Figur eines Guantanomo-Häftlings hinterließ, dauerte es gerade mal 90 Minuten, bis Disney-Angestellte diese politische Provokation erkannten und entsorgten.
Auch sonst sind seine subtilen Botschaften, mit denen er den Werbeslogans und politischen Parolen den Kampf ansagt, Disney ein Dorn im Auge. Zwar drohte der Unterhaltungskonzern der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit einer Urheberrechtsklage, wenn sie Banksys Dschungelbuch -Motiv verbreite, als die sich davon nicht abschrecken ließ und Banksys Solidaritätsbeitrag gegen die Abholzung der Regenwälder auf Stickern und Plakaten vervielfältigte, beließ Disney es jedoch bei der Drohung.
Weniger Schiss, sich zu blamieren, hatte da schon das Fox-Filmstudio. Nachdem man Banksy gebeten hatte, den Vorspann der Zeichentrickserie Die Simpsons neu zu gestalten, der das aber zum Anlass nahm, um auf unmenschliche Arbeitsbedingungen beim Zeichnen der Serie in Südkorea zu informieren, wurde die entsprechende Folge einmal ausgestrahlt, zwölf Stunden später wurde Banksys Vorspann auf YouTube aber bereits wieder gelöscht.
Der Lächerlichkeit preisgegeben hatte Banksy 2006 auch die Hotel-Erbin Paris Hilton. Gemeinsam mit DJ Danger Mouse fälschte er ihr Debütalbum Paris und verteilte 500 Kopien davon in britischen Plattenläden. Die CDs zeigten Paris Hilton mit einem Hundekopf und enthielten Songs wie „Warum bin
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